Der höchste deutsche Fußball-Funktionär stellte sich den Fragen von Sportschule-Chef Sascha Hendrich-Bächer.
„Gute Stube“DFB-Präsident Bernd Neuendorf verteidigt in Hennef Reformen im Jugendfußball
„Wir alle sind zutiefst beeindruckt, wenn wir hier von der großen sportpolitischen Weltbühne hören und der Bogen wird geschlagen bis zu der aktuellen Reform im Jugendfußball“, sagte Clemens Wirtz. Der Präsident des Fußball-Clubs FC Hennef 05 freute sich über einen prominenten Gast aus der DFB-Schaltzentrale in Frankfurt. Präsident Bernd Neuendorf gab sich in den Event-Räumen des Hennefer Wirtshaus die Ehre und stellte sich 90 Minuten lang den Fragen von Sportschule-Chef Sascha Hendrich-Bächer.
Beide kennen sich bestens, denn bevor Neuendorf im März 2022 zum DFB-Präsidenten gewählt wurde, war er knapp drei Jahre lang der Chef der Fußballer im Mittelrhein und somit im weitesten Sinne Hausherr der Sportschule.
So startete der Fragen-Katalog auch damit, wie er denn überhaupt Präsident geworden sei. Natürlich musste Neuendorf danach noch einmal die Gründe benennen, warum Hansi Flick entlassen werden musste. „Vor dem Heimturnier im kommenden Jahr ist der Druck auf uns als Entscheidungsträger natürlich noch einmal enorm angestiegen“, schilderte er.
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Julian Nagelsmann verzichtete für den Job als Bundestrainer auf viel Geld
Nach dem 1:4 gegen Japan habe er mit Rudi Völler und Aki Watzke lange überlegt, wie es weitergehen könne. Man habe noch einmal eine Nacht darüber geschlafen, doch vor dem Spiel drei Tage später gegen Frankreich habe man sich schließlich zu der Entscheidung durchgerungen.
Nachfolger Julian Nagelsmann sei immer die Nummer eins gewesen. „Wir haben uns von den vielen Namen in den Medien nie beeindrucken lassen“, so Neuendorf, der froh ist, dass der Star-Trainer zusagte und offensichtlich auch auf ordentlich viel Geld verzichtet hat.
„Er wollte unbedingt diesen Job und er ist hoch motiviert. Sein Ehrgeiz ist phänomenal“, zeigt sich Neuendorf begeistert und geht zuversichtlich in die Spiele gegen die Türkei und Österreich.
Amateure sollen unter dem Sparprogramm des DFB nicht leiden
Natürlich musste auch das Geld angesprochen werden und die klammen Kassen des DFB. Für Neuendorf eine logische Konsequenz der Misserfolge der letzten großen Turniere. „Das hat uns aus Prämien-Sicht viel Geld gekostet.“ Der Verband von Argentinien habe für den WM-Titel von der Fifa 42 Millionen erhalten.
Der DFB habe sich wegen des strukturellen Defizits von 20 Millionen Euro im Jahr ein drastisches Sparprogramm verordnet, unter dem die Amateure allerdings nicht leiden sollen. So habe man im gerade ausgehandelten Grundlagenvertrags mit den Profis den Betrag für den DFB und damit auch für den Amateursport von bislang zirka 6 Millionen nach oben vervierfacht.
Das Geld würde über Angebote in Trainerausbildungen, Schiedsrichter-Lehrgänge und zahlreiche Fortbildungen zur Verfügung stehen. Die Reform des Jugendfußballs verteidigte Neuendorf vehement. Mit den kleineren Spielformen beginnend mit drei gegen drei statt sieben gegen sieben würde man die Jugendlichen durch mehr Ballkontakte technisch besser ausbilden.
DFB-Präsident verteidigt in Hennef Reform des Jugendfußballs
Er habe mit vielen prominenten Kritikern Kontakt aufgenommen und um Verständnis gebeten. „Die Idee wird sich nach und nach durchsetzten und der Erfolg wird uns recht geben. Wir brauchen mehr von solchen Spielern wie Wirtz und Musiala“, so Neuendorf.
Auch das Thema Ehrenamt kam auf den Tisch. „Wir sind auch ein reiches Land, weil wir so viele Ehrenamtler haben“, so Neuendorf. Die Vereine sollen von der EM 2024 profitieren. Es gebe ein neues Spiel, in dem die Vereine Punkte für Maßnahmen sammeln könnten, die dann vom DFB honoriert würden.
Neuendorf ist erst der dritte Gast der Veranstaltungsreihe in Hennef
Es gibt in Deutschland zwar noch keine richtige EM-Euphorie, doch da hofft Neuendorf auf den Tag der Gruppenauslosung am 2. Dezember in der Hamburger Elbphilharmonie. „Ich bin viel in Europa unterwegs und zum Beispiel für Schottland wird es ein gigantisches Ereignis. Unser Land wird leer sein, heißt es von der Insel“, so Neuendorf.
Nach Box-Legende Henry Maske 2018 und DFB-Vize-Präsident Peter Frymuth war Neuendorf der dritte Gast in der Veranstaltungs-Reihe "Gute Stube", zu der der FC Hennef 05 auch diesmal wieder zirka 70 Mitglieder, Freunde und Förderer eingeladen hatte.