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NeuregelungSo fährt es sich als Radfahrer über die Frankfurter Straße in Hennef

Lesezeit 3 Minuten
Frankfurter Straße Selbstversuch Fahrrad_1

Die PKW sind geduldig und rücksichtsvoll unterwegs. Auch wenn es mal etwas langsamer vorangeht.

  1. Für Radfahrer hat sich seit dem Wochenende auf der Frankfurter Straße etwas geändert.
  2. Zwischen Fritz-Jacobi-Straße und Warther Bahnübergang muss das Rad nun geschoben werden – oder auf die Straße ausgewichen werden.
  3. Klaus Heuschötter ist die Straße hoch und runter geradelt. Und berichtet von seinen Eindrücken.

Hennef – „Sie machen das vorbildlich!“, rufe ich dem Mann zu. „Muss man jetzt ja“, gibt er zurück und tritt in die Pedale. Der Radfahrer hat sein Velo auf dem Gehsteig geschoben, jetzt rollt er über die Fahrbahn. So ist es seit dem Wochenende in der Frankfurter Straße zwischen Fritz-Jacobi-Straße und Warther Bahnübergang Pflicht. Nur noch Kinder bis zehn Jahren dürfen auf dem Bürgersteig radeln, der bisher für alle Radler freigegeben war.

Allenfalls jeder zweite Fahrradfahrer, so der Augenschein am frühen Montagnachmittag, hält sich an die neue Regelung. „Ich finde es persönlich nicht gut, eine unglückliche Entscheidung“, sagt ein Senior, der am Schlemmer-Grill Halt macht. Er befürchtet, dass die Probleme zunehmen.

„Verdammt gefährlich“ auf der Straße

Um die Frankfurter Straße zu umgehen, sei er an der Sieg entlang geradelt. „Auf der Straße ist es verdammt gefährlich“, warnt der 72-Jährige, „besonders, wenn es nass ist, und für ungeübte Radfahrer. Die werden unsicher.“ In der Metzgerei sei das vorhin auch Gesprächsthema gewesen.

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Das Schild „Fahrrad frei“ ist durchgekreuzt. Radler dürfen nicht mehr auf dem Gehsteig fahren.

„Bei den Einzelhändlern war es bisher einhellige Meinung, dass es besser ist, wenn die Fahrradfahrer nicht auf dem Bürgersteig fahren“, berichtet mir die Vorsitzende der Hennefer Werbegemeinschaft, Irmgard Graef. Ein Grund sei, dass Kunden Gefahr liefen, von Radlern „rasiert“ zu werden, wenn sie aus dem Laden kämen und aufs Trottoir träten. „Ist mir auch schon passiert“, so Graef.

Ein bisschen überfordert

„Das klingt erst einmal gut“, kommentiert eine 21-Jährige aus der Warth das Bürgersteigverbot für Pedaleure. Andererseits habe sie sich als Radlerin auf der Straße schon ein bisschen überfordert gefühlt: „Man hält ja die ganzen Autofahrer auf.“

Enger Gehsteig

Autofahrer und Radler teilen sich die Fahrbahn, das gehörte seit dem 1990 abgeschlossenen Umbau der Frankfurter Straße schon immer zum Konzept. Doch die meisten Radfahrer nutzten den Bürgersteig, wo es wegen diverser Hindernisse stellenweise sehr eng und gefährlich wird.

„Wenn ich da fahre, bekomme ich oft Anfeindungen von Fußgängern“, merkte ein Befragter im ADFC-Fahrradklimatest an. Wer jetzt noch auf dem Gehsteig radelt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Die Polizei kann ein Verwarngeld erheben oder es bei einer mündlichen Ermahnung belassen.

Zeit für einen Selbstversuch: In gemächlichem Tempo radele ich die Frankfurter Straße rauf und runter – und mache gute Erfahrungen. Sowohl eine Autofahrerin, die in ihren Wagen steigen will, als auch ein Paar, das zum Wechsel der Straßenseite ansetzt, warten und lassen mich passieren.

Keiner hupt

Ein Dutzend Kraftfahrer überholt mich, es sind gerade vergleichsweise wenige unterwegs. Keiner hupt, niemand gestikuliert wütend hinterm Steuer, alle lenken ihr Auto in einem Bogen um mich herum, wenngleich der vorgeschriebene Sicherheitsabstand von 1,50 Meter nicht immer eingehalten wird.

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Eine Gefahr auf der Straße: Autotüren öffnen sich für vorbeifahrende Radfahrer oft plötzlich.

Zwischen Lindenstraße und Kaiserstraße wird es dann unangenehm. Auf dem hier am Fahrbahnrand verlaufenden Streifen aus groben Pflastersteinen werde ich durchgerüttelt. Das ist definitiv nichts für Radler.

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Ich weiche – eine kleine Mutprobe – auf den Asphalt in der Fahrbahnmitte aus. Auch als ich wieder am Rand bin, bleibt eine Autofahrerin geduldig hinter mir. Erst an der nächsten Ampel rollt der Pkw mit Hamburger Kennzeichen vorbei.

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