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GeschichteFilmemacherinnen waren auf den Spuren des Weinbaus im Siebengebirge

Lesezeit 3 Minuten
Grüne Trauben hängen an den Weinstöcken.

Trauben in den Oberdollendorfer Weinbergen.

Ein neuer Film des LVR-Instituts für Landeskunde befasst sich mit dem Weinbau im Siebengebirge. Er ist Teil eines Forschungsprojekts.

Wer in kompakter Form wissen will, wie im Weinbau die Drahterziehung funktioniert und wie der richtige Rebschnitt gemacht wird, der kann sich das jetzt in einem Film vom Oberdollendorfer Winzer Josef Blöser mal kurz erklären lassen. „Weinbau im Siebengebirge – Historischer Landnutzung auf der Spur“ ist der Titel des gut einstündigen Films, der vor rund 80 Besuchern im Siebengebirgsmuseum Premiere hatte.

Von einem „Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart“ sprach Giulia Fanton, die zusammen mit Andrea Graf den Film verwirklicht hat. Beide arbeiten im LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte. Sie haben 2022 und 2023 an insgesamt vier Tagen im Siebengebirge gedreht.

Winzer im Siebengebirge gewannen Weinbergspfähle von Buchen

Zu Wort kommen neben Seniorwinzer Josef Blöser beispielsweise auch sein Kollege Kay Thiel, die Biologin Barbara Bouillon und ihr Kollege Dieter Steinwarz von der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis oder Sozialhistorikerin Christiane Lamberty. Sie hat viel geforscht über die Ramholzwirtschaft zur Gewinnung von Weinbergspfählen.

Überall im Siebengebirge finden sich noch Buchen, deren Stämme sich in etwa 90 Zentimeter Höhe teilen. An dieser Stelle hatten die Weinbauern einst die Stöcke der Buchen gekappt, um Pfähle für ihre Weinberge zu gewinnen. Das Siebengebirge war dadurch früher ein Niederwald.

Zwei Frauen neben einer Leinwand, auf der Dreharbeiten für einen Film gezet werden.

Die Filmemacherinnen Giulia Fanton (l.) und Andrea Graf bei der Premiere im Museum; die Fotos zeigen die Dreharbeiten.

Akazien, weiß Winzer Josef Blöser noch aus eigener Erfahrung zu berichten, hielten locker 50 Jahre. Buchen und Eiche schafften das nicht, sagt der Weinbauer im Film und führt dann unter anderem den richtigen Rebschnitt vor.

Der Wandel der Arbeitstechniken und Anbaumethoden, die historische und moderne Landnutzung, landschaftliche Veränderungen und die kulturgeschichtliche Bedeutung des Weinbaus am Siebengebirge werden in dem Film beleuchtet. So der LVR in einer Pressemitteilung.

Helmut Rönz, Leiter des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte, sagte bei der Premiere im Siebengebirgsmuseum, dass der LVR seit 1962 rund 260 Filme gedreht hat. Sie erläuterten beispielsweise Bräuche und Feste oder den Wandel der Arbeitswelt in der Landwirtschaft, der Industrie oder dem Handwerk.

Das jüngste Werk, der Weinbau-Film von Giulia Fanton und Andrea Graf, steht im Zusammenhang mit der Ausstellung „Zwischen Wingert und Busch“, die im Siebengebirgsmuseum zu sehen ist. Die Präsentation wiederum gehört zum interdisziplinären Forschungsprojekt „Zeugen der Landschaftsgeschichte im Siebengebirge“, das zuvor das Löwenburger Tal und die Ofenkaulen in den Fokus der Wissenschaft genommen hatte.

Museum in Königswinter erforscht und erhält regionale Geschichte

Helmut Rönz würdigte das Museum in der Kellerstraße übrigens als geschichtsträchtigen Ort, in dem regionale Geschichte und Besonderheiten erforscht, erhalten und vermittelt würden.

Der Film „Weinbau im Siebengebirge“ ist auf dem Youtube-Kanal „Alltagskulturen im Rheinland“ des LVR zu sehen. Die Ausstellung „Zwischen Wingert und Busch“ im Siebengebirgsmuseum läuft noch bis zum 5. Januar.