Die Kirche in Breidt soll für Wohnungsbau weichen, so will es die katholische Gemeinde. Doch nun wird das Gotteshaus unter Schutz gestellt.
Seit drei Jahren keine MessenDenkmalschutz verhindert Kirchenabriss und Wohnungsbau in Lohmar
Seit drei Jahren gibt es keine regelmäßigen Messen mehr in der katholischen Kirche im Ortsteil Breidt, sang- und klanglos verlief bislang die Diskussion um die geplante Profanierung, also die Entwidmung des Gotteshauses. Die Gemeinde möchte das Gebäude am liebsten abreißen. Doch nun soll es unter Denkmalschutz gestellt werden. Dafür sprach sich der Stadtentwicklungsausschuss aus.
„Damit haben wir nicht gerechnet“, sagt Verwaltungsleiterin Carola Schierhofer auf Anfrage dieser Redaktion. Die von 1969 bis 1970 errichtete kleine Kirche inmitten eines Einfamilienhausviertels stehe für einen schlichten Stil und für das serielle Bauen, „die Industrialisierung und Rationalisierung architektonischer Produktion“, heißt es in einem mehrseitigen Gutachten des Denkmalfachamtes. An Erhaltung und Nutzung von St. Joseph bestehe „ein Interesse der Allgemeinheit aus wissenschaftlichen Gründen“.
Pfarrgemeinde Lohmar hat vor drei Jahren die Entwidmung angestoßen
Worin die Nutzung bestehen soll, darauf geht das beim Landschaftsverband Rheinland angesiedelte Amt nicht ein. Es ist eine übergeordnete Behörde, die Stadt muss der Weisung folgen, erklärte Bauamtsleiterin Kerstin Tillmann im Ausschuss. Wenn die Verwaltung nicht innerhalb eines halben Jahres den Denkmalschutz verhänge, könne die Kirchengemeinde „Fakten schaffen“. Sprich: St. Joseph dem Erdboden gleich machen.
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Dafür aber müsste die Kirche aber erst entwidmet werden. Die Pfarrgemeinde habe nach reiflicher Überlegung vor drei Jahren das Profanierungsverfahren beim Erzbistum angestoßen, so Schierhofer. Die Zahl der Gottesdienstbesucher sei sehr stark rückläufig gewesen, man habe man das Gemeindeleben eingehend unter die Lupe genommen. Ergebnis: Es ist tot.
Höchstens drei Häuser haben an der Kirche in Lohmar-Breidt Platz
Im Zuge einer geplanten Entwidmung komme laut Verwaltungsleiterin stets die Denkmalbehörde ins Spiel. Angesichts der schmucklosen Architektur sei die Kirche von dem Vorstoß, den nicht ortsbildprägenden Bau unter Schutz zu stellen, überrascht gewesen. Die Stadt hatte indes damit gerechnet, sagte Tillmann, sei doch St. Joseph im letzten Denkmalschutzplan bereist als denkmalwürdig eingestuft worden.
Die Stadtverwaltung habe ihrerseits die übergeordnete Behörde einschalten müssen, als die Pfarrgemeinde das Bauprojekt auf dem Eckgrundstück vorstellte, Ziel: günstigen Wohnraum vor allem für Familien zu schaffen. Das ließe sich jetzt nur noch im Kleinen verwirklichen, so die Stadt: Höchstens drei Häuser, ein Doppelhaus und ein freistehendes Einfamilienhaus dürften in einigem Abstand zur Kirche errichtet werden.
Das Gotteshaus solle, damit es nicht verfällt, möglichst einer neuen, kulturellen Nutzung zugeführt werden, hieß es im Ausschuss. Doch bislang seien Gespräche der Kirche mit Vereinen ergebnislos verlaufen, schreibt Kirchenvorstand Herbert Stommel in einem Brief an Bürgermeisterin Claudia Wieja. Auch ein Verkauf sei unter diesen Umständen wohl kaum machbar, bedauert Carola Schierhofer.
Ein Erhalt des Gebäudes sei der Gemeinde aus finanziellen Gründen nicht möglich, bekräftigte Stommel in einem persönlichen Gespräch im Rathaus. Von den neun Kirchen und Kapellen in Lohmar stünden bereits sechs unter Schutz und „werden von uns mit sehr hohem Aufwand instandgehalten und gepflegt“.
Bei St. Joseph könne man nur die notwendigsten Erhaltungsmaßnahmen ergreifen. Eine Instandhaltung oder gar Renovierung scheide aus. Die Profanierung sei nun gestoppt, sagt Schierhofer. Ob die Kirche nun das Restgrundstück bebaue, sei offen.
Kunst und Kommerz in alten Kirchen
In Eitorf wurde eine denkmalgeschützte Kirche, ein Rundbau aus von 1970, unlängst verkauft. Der Künstler Thomas Baumgärtel will in St. Joseph ein Museum einrichten. In Hennef war das frühere Kloster der Redemptoristen 2006 verkauft worden. Der denkmalgeschützte, rund 120 Jahre alte Gebäudekomplex wurde zwischenzeitlich für kulturelle und kommerzielle Veranstaltungen genutzt. 2018 erwarb eine evangelische Gemeinde die Kirche.