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Niederkasseler AktivistinIm Einsatz für gutes Klima in ihrer Heimat

Lesezeit 3 Minuten

Bei einer Demo in Köln ging Jana Woltersdorf (mit Schild) für die Rettung des Klimas auf die Straße.

Niederkassel – „Das Thema Umwelt war irgendwie schon immer Teil meines Lebens“, erzählt Jana Boltersdorf. Schon als kleines Kind hätten sie Bilder von Umweltzerstörung berührt. Im Alter von 14 Jahren trat sie der Greenpeace-Jugend bei. Heute engagiert sich die 19-jährige Niederkasselerin bei „Fridays for Future“ (FFF). Für sie ist die Klimakrise das größte Problem des 21. Jahrhunderts. „Wir haben nicht mehr viel Zeit, die Folgen zumindest noch einzudämmen“, erklärt sie.

Ein besonderer Tag war für sie der 14. Dezember 2018 – der Tag der ersten Klimademo in Köln. Die Bewegung selbst war zu diesem Zeitpunkt noch kaum bekannt (siehe Kasten). Nur wenige Jugendliche trafen sich zum Streik vor dem Rathaus.

Die Bewegung

„Fridays for Future“ (Freitage für die Zukunft) geht auf die schwedische Schülerin Greta Thunberg zurück. Im Alter von 15 Jahren setzte sie sich am 20. August 2018 erstmals mit einem Schild mit der Aufschrift „Skolstrejk för klimatet“ (Schulstreik für das Klima) vor das schwedische Parlament und blieb dort drei Wochen lang bis zur schwedischen Parlamentswahl. Danach streikte sie jeden Freitag.

Ihr Vorbild griffen Schülerinnen und Schüler bald weltweit auf und gingen freitags auf die Straße statt zur Schule, auch im Rhein-Sieg-Kreis. Inzwischen ist „Fridays for Future“ in Deutschland eine Organisation mit zahlreichen Ortsgruppen. In Zeiten der Corona-Pandemie verzichtete die Bewegung allerdings weitgehend auf Demonstrationen. (red)

fridaysforfuture.de

Ihr Vater und ihre Mutter, erzählt Boltersdorf, seien damals nicht sehr glücklich gewesen, dass ihre Tochter die Schule bestreikte. Seitdem ist das Verständnis der Eltern gewachsen – auch, weil die schulischen Leistungen einschließlich Abitur sehr gut blieben.

Klimaschutz in Niederkassel

Anfang 2020 war Boltersdorf dabei, als sich die FFF-Ortsgruppe Niederkassel gründete. Das eigentliche Ziel war es, auch einmal in der eigenen Stadt zu einer Demo aufzurufen, schließlich ist auch der Protest gegen die geplante Rheinbrücke ein großes, ökologisches Thema. Doch Corona stoppte die Pläne.

Besonders gern erinnert sich die angehende Studentin der Geografie an den großen Klimastreik vom 20. September 2019. Allein in Köln kamen damals etwa 70 000 Menschen zusammen. „Da habe ich gemerkt, dass ich mit »Fridays for Future« richtig was bewegen kann.“

Die Zeit drängt

Ihr sei bewusst, dass „Fridays for Future“ teilweise sehr drastische Ziele vertrete, doch die Zeit zu handeln dränge. Jedoch werde die Politik erst handeln, wenn die Gesellschaft dies begriffen habe. „Es ist wichtig, dass wir ein gesellschaftliches Umdenken anstoßen: dass mehr Menschen begreifen, dass sie etwas bewegen können. Es gibt so viele Möglichkeiten.“

Boltersdorf selbst ernährt sich seit fünf Jahren vegan. Anderen ihre Lebensweise aufzudrängen kommt für die angehende Studentin der Geografie allerdings nicht in Frage, denn es gebe keine Lebenskonzepte, die ausschließlich richtig oder falsch seien.

In ihrer Heimat Niederkassel war Jana Boltersdorf Anfang 2020 Mitbegründerin der Ortsgruppe von „Fridays for Future“.

Im Oktober 2019 sprach die damals 18-Jährige auf Einladung der Grünen vor dem Umweltausschuss des Bundestags. „So nervös wie vor dieser Rede war ich noch nie“, erzählt sie heute. Dort zu sprechen habe viel Überwindung gekostet. „Danach hatte ich vor Greta Thunberg und anderen, die regelmäßig mit hochrangigen Politikern sprechen, noch viel mehr Respekt als vorher schon.“

Offen für jeden und jede

Einer Partei beitreten möchte die 19-Jährige nicht. An „Fridays for Future“ möge sie, dass man viel lernen könne und alles basisdemokratisch und einfach strukturiert sei: Zu den Sitzungen im Raum Köln, wo sich Boltersdorf engagiert, könne jeder kommen, der Interesse habe. Eine klassische Mitgliedschaft, wie zum Beispiel bei politischen Parteien, gebe es dort nicht.

Ob ihr Engagement am Ende erfolgreich gewesen sein wird, weiß Boltersdorf nicht. „Selbst wenn es am Ende nicht geklappt hat, will ich für mich sagen können, dass ich alles versucht habe.“ Und auch wenn es noch viel zu tun gebe, sei Aufgeben keine Option.