Rhein-Sieg-Kreis – Es ist keine plötzliche Hochwasserwelle, die binnen weniger Stunden die Ufer von Rhein, Sieg und Agger überschwemmen könnte. Das Wasser in den Flüssen steigt langsam und stetig. Der Regen prasselt vom Himmel, die Böden haben sich inzwischen wie Schwämme vollgesogen.
„Alle zehn Jahre gibt es schon mal so ein Sommerhochwasser“, berichtet Jürgen Fritzen. Der Landwirt kennt sich aus. Er ist seit Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr und hat schon einige Einsätze wegen überschwemmter Keller erlebet.
Seine Rinder weiden in den Siegauen, sehen acht Monate im Jahr keinen Stall von innen. Doch jetzt ist es anders. „Ich habe die Tiere in Sicherheit gebracht, damit sie nicht vom Hochwasser eingeschlossen werden.“ Zwei der Biorinder stehen auf einer kleinen Weide am Siegdamm in Sieglar, die anderen haben Platz auf seinem Hof gefunden.
Sorgen macht Fritzen die Gerste. Anfang der Woche hat er bis 1 Uhr nachts auf dem Feld gearbeitet, um die Ernte einzubringen. Große Flächen mit umgeknickten Halmen zeigen aber, dass die Zeit trotz der Nachtschicht nicht gereicht hat. Jetzt hofft auf auf ein paar warme Tage in der nächsten Woche, um das nachzuholen.
Apfelbauer Wolfgang Honecker stört der Regen noch nicht. „In den letzten drei heißen Sommern musste ich die Bäume wässern. Das ist jetzt nicht nötig.“ Bei Beerenobst und Kirsche sieht es allerdings anders aus. Das kann sein Kollege Karl-Josef Engels bestätigen.
Auf seinen Pflückfeldern in Niederkassel ist alles reif, doch bei strömendem Regen kommt keiner zur Ernte. „Wenn der Regen aufgehört hat, wird die Kirschessigfliege hier einfallen und die reifen Früchte auf den Bäumen anstechen.“
Imker nehmen den Honig früher als üblich
Imker Thomas Rosenau hat auch Probleme. „Wir ernten zurzeit ab. Im Honig enthalten ist Nektar der Brombeere, Linde und Akazie.“ Dieses Jahr sei es eine besonders schlechte Honigernte auf Grund des sehr wechselhaften, kalt-feuchten Wetters. Wegen des Regens schwärmen die Bienen nicht aus. Sie ernähren sich daher von ihren Honigvorräten. „Wir ernten ab, da die Bienenvölker zur Eigenversorgung der Brut pro Tag bis zu einen Kilo Honig selbst benötigen.“
Die Entnahme werde durch hochwertiges Zuckerwasser ersetzt. So sei sichergestellt, dass trotz schlechter Ernte wenigstens noch etwas Rheinland-Honig übrig bleibe.
Die Wahnbachtalsperre läuft zurzeit gut voll. „Wir lassen deswegen etwas mehr Wasser als üblich in den Wahnbach unterhalb des Damms ab“, teilt Betriebsleiter Dirk Radermacher mit. Ein Kubikmeter pro Sekunde ist das zusätzliche Volumen, dass „im Bach mit bloßem Auge nicht bemerkt wird“. 5,6 Millionen Kubikmeter Wasser haben in der Talsperre zurzeit noch Platz. Sie ist damit damit zu 86 Prozent gefüllt.