Trotz eines 0:3-Rückstands schrammt Siegburg im Duell mit Wegberg-Beeck am Remis vorbei. Gegentor in der 101. Minute bringt Hennef um einen Sieg in Bonn.
Duell mit Wegberg-BeeckSiegburger Comeback bleibt ungekrönt

Waiss Ezami (linkes Bild) vom Siegburger SV 04 wird in die Zange genommen.
Copyright: Quentin Bröhl
Bonner SC – FC Hennef 05 2:2 (1:1). Fußball-Spiele bereiten Fatih Özyurt normalerweise keine schlaflosen Nächte. Doch nach der Mittelrheinliga-Partie am Freitagabend beim Spitzenreiter Bonner SC machte der Hennefer Trainer kein Auge zu. Nicht etwa, weil seine Gedanken um den Gegentreffer in der elften Minute der Nachspielzeit kreisten. „Ich lag die ganze Nacht lang wach, weil ich mir vermutlich den Zeh gebrochen habe“, berichtete der 45-Jährige von einer selbst zugefügten Verletzung. Nachdem der Referee Mitte der zweiten Halbzeit einen „50:50-Zweikampf“ zugunsten des BSC ausgelegt hatte, entlud sich Özyurts Frust in einem Tritt gegen den Trainerstuhl.
Das Adrenalin sollte den Schmerz vorerst unterdrücken. In der 84. Minute kamen Glückshormone hinzu, als Denys Pinchuk eine feine Flanke von Burak Mus per Flugkopfball zum 2:1 verwertete. „Spätestens da habe ich an den Sieg geglaubt“, so Özyurt. Ein ungutes Gefühl machte sich erst breit, als sieben Minuten Nachspielzeit angezeigt wurden. „Keine Ahnung, wo die herkamen“, meinte Sportchef Frank Fußhöller hinterher. Weil Hajdar Shala anschließend wegen eines geschwollenen Auges länger behandelt und ausgewechselt werden musste, wurde die besagte Nachspielzeit sogar auf elf Minuten ausgedehnt.
Gefühlt hat der Schiedsrichter so lange laufen lassen, bis der Ausgleich fällt
Zum Leidwesen der 05er, denn mit der letzten Aktion des Spiels zirkelte Serhat Koruk einen 17-Meter-Freistoß ins Tor. Der Schlusspfiff sollte im Bonner Jubel vor 1169 Zuschauern untergehen. „Gefühlt hat der Schiedsrichter so lange laufen lassen, bis der Ausgleich fällt“, so Fußhöller. Im ersten Moment habe sich das 2:2 wie eine Niederlage angefühlt, doch am Ende überwiege „ganz klar der Stolz“. Özyurt räumte allerdings ein: „Auch wenn es bitter ist: Gemessen an den Chancen und am Bonner Druck nach der Pause geht das Ergebnis so völlig in Ordnung.“
Alles zum Thema FC Hennef 05
- FC Hennef gegen FV Endenich „Es ist Druck auf dem Kessel“
- 3:1-Erfolg über Hennef Siegburg beendet den Derby-Heimfluch
- Highlight unter Flutlicht Siegburg bittet den FC Hennef zum Lokalduell
- Fußball-Bezirksliga 2 Bastian Wittenius verlässt Buisdorf im Sommer
- In Bildern Diese Fußballer aus dem Rhein-Sieg-Kreis sind in der „Elf des Tages“
- Ende einer Ära Günter Gertmann leitete mehr als 24 Jahre lang die Schiedsrichter-Gilde im Fußball-Kreis Sieg
- Fußball-Mittelrheinliga Hennef baut Serie aus und freut sich auf Siegburg

Voller Einsatz für den FC Hennef 05: Burak Mus.
Copyright: Boris Hempel
Auch beim Coach war das Glas hinterher „eindeutig halb voll. Gerade in der ersten Halbzeit haben wir uns richtig stark präsentiert: Wir sind mutig angelaufen und haben Fußball gespielt.“ Der Lohn war die Führung in der 34. Minute: Volkan Ballicalioglu dribbelte an alter Wirkungsstätte vom rechten Flügel in den Strafraum und krönte sein Solo mit dem 1:0. Eine Bonner Eckenserie mündete allerdings noch vor der Pause im Ausgleich – 1:1 (45., Koruk). Auch in der zweiten Halbzeit sollte der BSC das letzte Wort haben.
Bitter aus Sicht der Gäste: Neben Nils Teixeira sah auch Ansgar Pflüger seine fünfte Gelbe Karte. Letzterer hatte das Warmmachen wegen einer Zerrung abbrechen müssen und wurde auf der Auswechselbank wegen Meckerns verwarnt. Das Sechser-Duo fehlt demnach im Duell am Freitag mit Bergisch Gladbach. Auch deshalb war es aus Özyurts Sicht ein schmerzhafter Abend. In jeglicher Hinsicht.
FCH: Wilsing – Siregar (66. Mundil), Gönen, Camara, Mus – Teixeira, Kubek (78. Bouchafrati) – Ballicalioglu (64. Wybierek), Shala (90./+2 Mahessa), Schusters (85. Biniazz) – Pinchuk.
Siegburger SV 04 – FC Wegberg-Beeck 2:3 (0:2). Zu spät aufgewacht – so lautete das Motto aus Sicht des SSV 04 in der Spitzenpartie gegen den FC Wegberg-Beeck. Ähnlich wie im Hinspiel (0:2), als sich der Zwei-Tore-Rückstand zur Halbzeit ebenfalls als zu große Hypothek erwiesen hatte. „30 starke Minuten reichen gegen solch einen abgezockten Gegner eben nicht“, kommentierte Oliver Bonato die erste Niederlage im vierten Rückrundenspiel. Gleichzeitig lobte der Sportdirektor der 04er die „Riesenmentalität. Ich bin mir sicher: Wenn die Partie noch fünf Minuten länger gedauert hätte, wäre das 3:3 noch gefallen. Hinten raus hätten wir einen Punktgewinn durchaus verdient gehabt.“
Haruto Idoguchi schrammt am Ausgleich vorbei
Nachdem Alessio Tafa einen Konter der Gäste eiskalt vollstreckt hatte (5.), legte Francisco San Jose mit einem feinen Schlenzer nach – 2:0 (34.). Letzterer sollte nach dem Wechsel für die vermeintliche Vorentscheidung sorgen (51.), doch der SSV 04 zeigte Comeback-Qualitäten. Erst markierte Noah Tomson den Anschlusstreffer (67.), dann krönte der zur Pause eingewechselte Haruto Idoguchi ein tolles Solo mit dem 2:3 (85.). Wenig später wäre dem 19-Jährigen beinahe sein zweiter Doppelpack in Folge geglückt, doch der Ball strich haarscharf am Pfosten vorbei.
„Wenn man gegen diesen Gegner nach einem 0:3 zurückkommt, zeugt das von Qualität“, sagte Trainer Alexander Otto. Und von einem breiten Kader: „Die Jungs, die von der Bank kommen, haben sofort Einfluss auf das Spiel. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
SSV: Vogel – Athanasiadis (66. Zerrouk), Weingarten, Hammouda, Keil – Adahchur, Giulio Multari (46. Idoguchi) – Tomson, Vinci, Ezami (66. Ojesanmi) – Kuhbier (59. Shiraishi).