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„Immer schlimmer“Taxifahrer in Rhein-Sieg finden kaum noch Kunden – Scharfe Kritik an Uber

Lesezeit 4 Minuten
Yasin Smail (links) und Cengiz Karaman (rechts) leiden in Siegburg unter der Uber-Konkurrenz.

Yasin Smail (links) und Cengiz Karaman (rechts) leiden in Siegburg unter der Uber-Konkurrenz.

Als Hauptgrund für den massiven Einbruch ihrer Umsätze machen viele Taxifahrer die Uber-Konkurrenz aus.

„Ich hatte in sieben Stunden nur zwei Fahrten. Das wird immer schlimmer“, sagt ein Taxifahrer am Siegburger Bahnhof. Wie ihm ergeht es vielen Taxifahrern im Rhein-Sieg-Kreis. Aufgrund der eingebrochenen Nachfrage fürchten viele, dass die alteingesessenen Taxi-Betriebe immer mehr von der Bildfläche verschwinden werden.

Yasin Smail betreibt ein Taxiunternehmen in Siegburg und nennt zwei Gründe für die massiv zurückgegangene Nutzung des Angebots. „Die Leute können zum einen mit Apps besser planen, ob Bus und Bahn fahren.“ Der Hauptgrund ist laut dem 19-jährigen Unternehmer allerdings der amerikanische Dienstleister Uber.

„Die fahren illegal“: Siegburger Taxifahrer kritisiert Uber scharf

Der Grund dafür, warum immer mehr Leute eine Fahrt mit einem Uber-Wagen wählen, liegt im deutlich günstigeren Preis. In der Regel sind die Taxifahrten nämlich mehr als doppelt so teuer. Die gibt das Eichamt vor, aktuell gilt ein Kilometerpreis von 2,50 Euro, im Nachttarif sogar 2,70 Euro. So kostet eine Fahrt von Siegburg bis zum Kölner Hauptbahnhof schnell 80 Euro. Das geeichte Taxameter zählt auch Standzeiten, etwa im Stau oder an einer Ampel. Bei Uber hingegen gibt es feste Preise, die vorher in der App angegeben werden. In dem Fall zählt also nur die Strecke.

Das Geschäft am Taxistand des Siegbruger Bahnhofs ist massiv eingebrochen.

Das Geschäft am Taxistand des Siegbruger Bahnhofs ist massiv eingebrochen.

„Da muss eine Lösung her. Die Preise müssen ausgeglichen werden, damit wir überhaupt eine Überlebenschance haben“, meint ein 28-jähriger Fahrer. Dass sie nicht mehr lange überleben können, meint auch sein Kollege Ismael N.: „Wir arbeiten 15 Stunden am Tag und verdienen kaum etwas. Da ist Bürgergeld fast schon besser“, klagt er. Hinzu komme, dass die Uber-Fahrer den Taxifahrern die Kunden quasi vor den Augen wegschnappen würden. Tatsächlich fahren am Taxistand auf der Rückseite des Siegburger Bahnhofs immer wieder Wagen vor und laden Fahrgäste ein, die Taxi-Kollegen können dabei nur zuschauen.

„Die fahren illegal“, moniert Cengiz Karaman, einer der Fahrer. Rechtmäßig müssten die Uber-Mietwagen eigentlich nach jeder Fahrt zum Betriebshof zurückkehren und auf einen neuen Auftrag warten. In der Praxis geschieht das nie, behauptet jedenfalls Taxiunternehmer Smail. In der App des Anbieters könne man dies genau verfolgen. Nach der Aussage des Unternehmers macht ein Uber-Fahrer am Tag etwa 20 Fahrten, ein Taxifahrer hingegen etwa fünf.

In ländlichen Gebieten leiden Taxiunternehmen weniger unter Uber-Konkurrenz

Im ländlichen Raum sei das Problem zwar bekannt, aber so gut wie nicht zu spüren, sagt Roland Knipp. Der Taxiunternehmer aus Much berichtet, dass er im Moment noch nichts davon mitbekomme. „Wir sind hier aber auch weit ab vom Schuss“, fügt er an. Sein Kollege Juri Landgraf betreibt das Taxiunternehmen „Kirschbaum“ für Lohmar, Neunkirchen-Seelscheid und Much.

Er bemerke durchaus, dass Fahrten rund um den Flughafen Köln/Bonn weniger würden. Ansonsten sei die Situation in seinem Unternehmen nicht so extrem wie bei den Kollegen aus der Kreisstadt. „Wir leben vor allem von den Krankenfahrten“, erzählt der Unternehmer. Diese Strecken, etwa für Krebspatienten werden direkt von den Krankenkassen bezahlt, die Kunden tragen dabei nur einen minimalen Eigenanteil.

Trotzdem ist Landgraf der Meinung, dass der amerikanische Mietwagen-Dienstleister Uber einen Verdrängungsmarkt anvisiere. „Kein steuerzahlendes Unternehmen kann bei den Preisen von Uber mithalten“, so der Inhaber von Taxi Kirschbaum. In seinen Augen könne das System gar nicht richtig funktionieren. Schwarzarbeit und illegale Unterbezahlung seien aber nur Mutmaßungen.

Björn de Lange findet das System grundsätzlich gut. Der Inhaber von City-Car, einem Siegburger Mietwagen-Unternehmen meint: „Die Fahrer vom Hof zu lassen und jeden Auftrag unterwegs mitzunehmen ist wirtschaftlich natürlich sinnvoller“, so de Lange. Auch die Preise flexibel nach der Nachfrage auszurichten, sei grundsätzlich sinnvoll. Aus seiner Sicht brauche es eine Tariflösung für alle.

Uber reagiert auf Vorwürfe von Taxiunternehmen aus Rhein-Sieg

Auf Anfrage der Redaktion reagierte Uber auf die Vorwürfe. Für Uber habe „gesetzeskonformes Handeln oberste Priorität“, sagt Sprecher Oliver Mattutat. „Wenn sich unsere Partner nicht an die Regeln halten und wir davon Kenntnis erlangen, ziehen wir entsprechende Konsequenzen, bis hin zu einer dauerhaften Sperrung auf unserer Plattform.“

Zudem habe Uber eine „technische Lösung zur Einhaltung der Rückkehrpflicht“ in die App integriert. Gemeldeten Beanstandungen gehe das Unternehmen „durch ein geschultes Team umfassend nach.“ Auch zur Preisgestaltung äußert sich der Uber-Sprecher. Der Preismechanismus des Generalunternehmers, mit dem Uber kooperiert, sei dynamisch und funktioniere ähnlich wie bei Hotels, Airlines oder der Bahn. „Steigt die Nachfrage, steigt der Preis, sinkt die Nachfrage, sinkt auch der Preis.“

Verantwortlich für die Misere vieler Taxiunternehmen sei weniger sein Unternehmen als ein „strukturelles Problem der Branche“, meint der Uber-Sprecher. Flexiblere Preise und mehr Transparenz durch feste Preise würden der Taxibranche helfen und außerdem zu einer besseren Auslastung führen. Das zeige sich, so Mattutat, bereits in München, wo es Vorab-Festpreise für Taxi gibt. Uber arbeitet in ganz Deutschland mit zahlreichen Taxifahrern vertrauensvoll zusammen. „Für uns ist es ganz klar Uber mit Taxi, und nicht Uber gegen Taxi.“