Sankt Augustin – Konzentriert, so scheint es, blickt Roboter „Reachy“ auf das Spielfeld vor sich. Dann greift seine Hand nach dem Spielstein und setzt ihn dorthin, wo es ihm sinnvoll erscheint. Nun ist der menschliche Gegenspieler dran und versucht, ihn im Tic Tac Toe zu schlagen.
„Reachy“ ist einer der Höhepunkte am Stand der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg auf der Gamescom, der weltweit größten Messe für Computer- und Videospiele. Noch bis Sonntag geben Studierende und Dozenten aus Sankt Augustin in der Kölner Messe Einblick in entsprechende Studiengänge, denn auch an der HBRS kann man lernen, wie man Videospiele programmiert.
„Visual Computing & Games Technology“ heißt der Masterstudiengang, der Grundlagen von Gamedesign, Grafik und Künstlicher Intelligenz miteinander verbindet. „Die Besonderheit unserer Studiengänge liegt darin, dass wir die Forschungsergebnisse in die Lehre einbringen. Sonst wäre es nicht möglich, anwendungsorientiert zu lernen“, sagt Professor Ernst Kruyff.
Er erklärt, wie sich das erlernte Wissen praktisch umsetzen lässt: „Der Fokus liegt auf bestimmten technischen Komponenten. Wir haben beispielsweise einen Massagesessel, der mit einer 3D-Brille verbunden ist.“
Auf einer virtuellen Reise fliegt der Benutzer durch das Sonnensystem und erhält Informationen zum Mars und den Ringen des Saturn. Vor dem Auge drehen sich die dreidimensionalen Planeten ins Bild, vor einem Abbild der Milchstraße – es wirkt, als befinde man sich mitten im Weltraum. Am Ende, bei der Landung auf der Erde, gibt es einen Freiflug über den Kölner Dom.
Währenddessen knetet der Massagesessel den Körper durch, was Erschütterungen während des Raumflugs simulieren soll. Dass dieser an den entsprechenden Stellen im Film reagiert, ist das Ergebnis monatelanger Entwicklung.
„Ziel ist es, dass der Spieler irgendwann selbst einmal auswählen kann, zu welchem Planeten er fliegt – erst dann ist es wirklich ein Spiel“, erklärt Bernd Klein, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Studiengangs. Programmiert hat den Weltraumflug Felix Sager, Masterstudent in Computing.
„Es ist spannend, das Projekt jetzt auf der Gamescom so vielen Leuten zu zeigen, denn sonst arbeiten wir immer nur in einem kleinen Team – jetzt fallen auch Fehler eher auf. Insgesamt läuft es aber gut“, sagt er. „Es ist schön, wie sich die Leute über unsere Arbeit freuen.“
Besuche am Wochenende
Wer die Gruppe der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg auf der Gamescom besuchen will, hat dazu noch am Samstag und Sonntag Gelegenheit. Der Stand befindet sich in Halle 10.2 am Standort B14. Als Orientierungshilfe kann das Restaurant direkt gegenüber dienen. Eintrittskarten kosten pro Tag 30,50 Euro, ermäßigt 23 Euro. Familientickets für maximal fünf Personen, darunter zwei Erwachsene und mindestens ein Kind zwischen sieben und elf Jahren, kosten 50 Euro. Abendkarten (ab 16 Uhr) kosten 9 Euro.
Viele Besucherinnen und Besucher tummeln sich an dem Stand der Hochschule, für den Weltraumflug müssen sie bis zu eine halbe Stunde warten. Auch die Partie Tic Tac Toe gegen Roboter „Reachy“ lockt Neugierige an.
Mit KI gesteuert Arme
Er ist das Ergebnis des Masterstudiengangs „Autonomous Systems“, der sich mit Robotik befasst. Eine Kamera erfasst das Geschehen, Künstliche Intelligenz in seinem Roboter-Kopf wandelt die Aufnahmen in Bewegungen des Roboterarms um, mit dem „Reachy“ die Spielsteine dann an die richtigen Stellen setzt.
Bei der Bewegung seines Kopfes drehen sich die Antennen, die wie Öhrchen aussehen, mit. „Das hat aber keinen besonderen Zweck, sondern dient nur dem Visuellen“, sagt Ernst Kruyff. Doch unterschätzen sollte man „Reachy“ nicht: „Der Roboter kann durchaus gewinnen.“