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Getötete 17-JährigePolizei sucht in Sankt Augustin nach Handy des Mädchens

Lesezeit 6 Minuten
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Die Polizei unterwegs auf der Suche nach dem Handy der 17-Jährigen.

Sankt Augustin – Im Fall der in Sankt Augustin bei Bonn getöteten 17-Jährigen sucht die Polizei am Mittwochmittag mit einem Großaufgebot nach weiteren persönlichen Gegenständen des Mädchens. Die Polizei konzentriert sich dabei auf den Weg vom Pappelsee bis zur Unterkunft.

Im Pappelsee durchkämmt die Tauchergruppe der Polizei Köln den Boden, vor allem das Handy der 17-Jährigen wollen die Beamten finden.

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Auch im Pappelsee suchen Taucher nach persönlichen Gegenständen der 17-Jährigen.

Währenddessen haben sich zahlreiche Menschen in ein Kondolenzbuch eingetragen. „Das wird rege angenommen, da werden sehr innige Worte gewählt“, sagte der Stadtbürgermeister des Heimatstädtchens der 17-Jährigen, Unkel in Rheinland-Pfalz, Gerhard Hausen (SPD), am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

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Auch Schüler der Realschule plus in Unkel im Kreis Neuwied wollten sich in das Kondolenzbuch eintragen – die getötete 17-Jährige war in früheren Jahren ihre Mitschülerin gewesen. „Da wird auch versucht, das im Unterricht aufzuarbeiten“, ergänzte Hausen. Eine Spendensammlung für die Familie der Toten sei angelaufen.

An diesem Sonntag sei im nahen Rheinbreitbach ein Benefiz-Fußballturnier zugunsten der Familie des Opfers geplant. Zum Begräbnis der Teenagerin machte der Rathauschef vorerst keine Angaben.

Zeugen befragt

Am Dienstag hatte die Polizei bereits mehrere Befragungen von Zeugen durchgeführt. Das bestätigte der Bonner Oberstaatsanwalt Robin Faßbender. Für die Ermittler gehe es jetzt darum, die vom Verdächtigen gelieferte Version des Tathergangs zu belegen. „Es gibt noch viel zu tun“, so ein Polizeisprecher. Laut Faßbender wolle der mutmaßliche Täter nach seinem Termin beim Ermittlungsrichter selbst keine Angaben mehr zu dem Fall machen.

Zu den Ergebnissen der mittlerweile abgeschlossenen Obduktion des toten Mädchens wolle man sich aus ermittlungstaktischen Gründen aber vorerst nicht äußern.

Tat am Montag gestanden

Am Montag hatte der Verdächtige die Tat gestanden. „Der Beschuldigte räumt ein, Gewalt gegen sie ausgeübt zu haben“, sagte Robin Faßbender, „Wir gehen von einem vorsätzlichen Tötungsdelikt aus.“

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Blumen und Kerzen stehen am Eingang zu einer kommunalen Unterkunft, in der neben Flüchtlingen auch Obdachlose untergebracht sind. 

Gegen den 19 Jahre alten Mann mit deutscher und kenianischer Staatsangehörigkeit sei Haftbefehl wegen Mordes beantragt worden. Der junge Mann kam am Montagnachmittag in Untersuchungshaft. Seit seiner „frühesten Kindheit" lebe er in Deutschland.

Leiche am Rande eines Gewerbegebiets entdeckt worden

Das vermisste Mädchen, nach dem in Sankt Augustin mit einem Großaufgebot der Polizei gesucht wurde, war am Sonntagabend tot in einem Flüchtlings- und Obdachlosenheim am Rande eines Gewerbegebiets der Stadt Sankt Augustin bei Bonn entdeckt worden.

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Die Gemeinschaftsunterkunft in Sankt Augustin-Menden.

Tatverdächtiger hat deutschen und kenianischen Pass

Im rheinland-pfälzischen Unkel, dem Heimatort des Mädchens, dessen Familie aus Serbien stammt, herrschte am Morgen nach der Todesnachricht Bestürzung über den Tod der Jugendlichen.

Der Tatverdächtige hatte die Unkelerin erst am vergangenen Freitagabend kennengelernt. Sie seien gemeinsam in eine Kneipe gegangen, dann sei die junge Frau mit ihm in die Unterkunft gekommen. Sie gingen in das Zimmer des 19-Jährigen, offenbar um die Nacht miteinander zu verbringen. Doch im Laufe der folgenden Stunden seien sie in Streit geraten.

Das sagte der Verdächtige bei seinen Vernehmungen durch Beamte der Mordkommission aus. Schließlich habe er Gewalt angewandt, bis die 17-Jährige leblos liegen geblieben sei. Ob diese Angaben aber dem realen Tatgeschehen entsprechen, ist derzeit Gegenstand der andauernden Ermittlungen der Mordkommission unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Thomas Winterscheidt in Abstimmung mit der Staatsanwältin Claudia Heitmann.

Fundort Leiche Stankt Augustin

Nach bisherigen Erkenntnissen ist es aber kein Sexualdelikt, so Oberstaatsanwalt Robin Faßbender. Nach Informationen dieser Zeitung hat der 19-Jährige, der wohl als Reinigungskraft arbeitet, aber weder ein Messer noch eine Schusswaffe benutzt. Wie genau die 17-Jährige ums Leben kam, ist noch nicht bekannt.

Mutmaßlicher Täter war polizeibekannt

Wie Oberstaatsanwalt Faßbender am frühen Dienstagabend bestätigte, sei der mutmaßliche Täter bereits als Jugendlicher schonmal „strafrechtlich in Erscheinung" getreten und daher polizeibekannt gewesen. Anfangs hieß es, dass der Mann polizeilich nie aufgefallen war. Laut Informationen von „Bonner Generalanzeiger“ und „WDR“ war der 19-Jährige neben Ermittlungen wegen Diebstahls und Verbreitung von pornografischen Schriften im Oktober 2015 wegen sexuellen Missbrauchs in den Fokus der Polizei gerückt. Um welche Vorwürfe es wirklich ging, bestätigte Faßbender aber noch nicht.

Die Untersuchungen der Rechtsmedizin sind abgeschlossen, weitere Angaben zur Tatausführung und den Verletzungen, die zum Tode der 17-Jährigen führten, macht die Staatsanwaltschaft vorerst nicht.

Verdächtiger war nur selten in Menden

Der Verdächtige lebte seit etwa sieben Monaten in der Unterkunft für Flüchtlinge und Wohnungslose in der Nähe des Mendener Bahnhofs. Nach Angaben der Stadt war er dort als Obdachloser untergebracht. Nach Angaben anderer Bewohner hielt er sich aber selten in der Unterkunft auf, meist zum Feiern an den Wochenenden. Die meiste Zeit verbrachte er demnach vermutlich bei seiner Schwester, die in Bonn wohnt.

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Auf die Spur des jungen Mannes kam die Polizei offenbar über Hinweise auf sozialen Medien und ausgetauschte Kurznachrichten. Beamte eilten daraufhin zu der Adresse der Unterkunft. Der junge Mann kam gerade dorthin zurück und antwortete auf die Frage nach dem Verbleib der Jugendlichen, dass sie in seinem Zimmer liege, wohl leblos. Tatsächlich fanden die Einsatzkräfte die junge Frau, die aber bereits tot war.

Am Freitag als vermisst gemeldet

Ihre Eltern hatten die Teenagerin am Freitagmittag als vermisst gemeldet. Am Sonntagnachmittag dann fanden Spaziergänger Kleidung und Papiere hinter dem Parkplatz des Penny-Marktes an der Johann-Quadt-Straße in Sankt Augustin-Meindorf nahe der Autobahn 59.

Sie suchten die Polizei auf, die an Hand des Ausweises sofort auf die Vermisstenanzeige stießen. Denn die 17-Jährige war angeblich auf dem Weg zu einer Freundin, bei der sie aber nie ankam. Daraufhin meldeten sich die Eltern bei der Polizei, die nach der Jugendlichen fahndete.

Taucher suchten in See

Mit einem Großaufgebot hatten Feuerwehr, DLRG, Technisches Hilfswerk und weitere Hilfskräfte dann am frühen Sonntagabend nach dem Mädchen gesucht. Gegen 20 Uhr wurde die Suche nach trauriger Gewissheit eingestellt: Die junge Frau sei „an anderer Stelle“ tot aufgefunden, hieß es zunächst.

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In Ketten suchten Rettungsschwimmer der DLRG  das Ufer des Sees ab.

Der Verdächtige räumte gegenüber der Staatsanwaltschaft ein, die Tasche und die Kleidungsstücke des Mädchens an den See geschafft zu haben. Für die Ermittler stellt sich nun die Frage, ob er sie dort verstecken wollte – oder ob er bewusst eine falsche Fährte legen wollte. Wasserretter der DLRG, Taucher und Spezialisten mit Echolot der Berufsfeuerwehr Köln, das Technische Hilfswerk und eine Hundestaffel waren unter Leitung von Stadtbrandinspektor Herbert Maur im Einsatz, sämtliche Einsatzkräfte der Sankt Augustiner Wehr waren vor Ort.

Die Bereitschaft für etwaige weitere Notfälle sicherte der Löschzug Mülldorf von der Einsatzstelle aus. Ein Notfallseelsorger wurde gerufen. Mit einer Hundertschaft der Polizei waren schließlich über 200 Einsatzkräfte beteiligt. Weiträumig durchsuchten Wehrleute die Umgebung des Sees mit Taschenlampen und Scheinwerfern.

Das Ufer wurde ausgeleuchtet. In Reihen gingen Schwimmer das Ufer ab, Taucher stiegen ins Wasser. Mit ihrer Drohne und einer Wärmebildkamera untersuchten Experten der Feuerwehr Sankt Augustin das Gelände.

Flüchtlingsheim liegt in Gewerbegebiet

Einsatzkräfte fanden die Tote schließlich um circa 20 Uhr im benachbarten Stadtteil Menden. Das Flüchtlingsheim liegt am Rande eines bei Nacht kaum beleuchteten Gewerbegebiets neben einer Bahntrasse. Nach dem Einsatz der Spurensicherung wurde die Leiche des Mädchens am frühen Morgen aus der Unterkunft in einen Bestattungswagen gebracht.