„Es ist möglicherweise der schwärzeste Tag in der Geschichte der Sankt Augustiner Feuerwehr“, sagte Bürgermeister Leitterstorf zu dem Einsatz.
Großeinsatz in Sankt AugustinLeichen von zwei Feuerwehrleuten nach Brand in Motorrad-Laden geborgen
Bei einem Großbrand in einem Motorradgeschäft am Sonntag (18. Juni) in Niederpleis sind zwei im Einsatz vermisste Feuerwehrleute ums Leben gekommen. Was seit dem Nachmittag befürchtet wurde, ist nun traurige Gewissheit: Ihre sterblichen Überreste konnten nun aus dem ausgebrannten Motorradladen geborgen werden.
Am Abend waren Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr Bonn an dem Haus, dessen Fassade rauchgeschwärzt war und dessen Dach eingestürzt ist. Sie räumten mit den Händen schwarz verkohlte Trümmerteile weg, die ein Fahrzeug dann zur Seite schaffte.
Die beiden Toten gehörten offenbar zu den Ersten, die in das brennende Gebäude eindrangen, um die Flammen zu bekämpfen und wurden seit dem Mittag vermisst. „Wir müssen vom Schlimmsten ausgehen“, erklärte der sichtlich betroffene Bürgermeister Max Leitterstorf am Nachmittag im Rathaus.
Der Mann und die Frau der Einheit Niederpleis seien erfahrene Feuerwehrleute gewesen. Mit ihren Familien und Angehörigen habe er bereits gesprochen, so der Bürgermeister: „Ich habe ihnen die Botschaft überbracht, dass wir keine Gewissheit haben, dass sie immer noch vermisst werden, aber dass wir vom Schlimmsten ausgehen müssen.“ Auch den Kameradinnen und Kameraden der Einheit Niederpleis habe er diese Nachricht überbracht, so Leitterstorf.
Am Abend waren NRW-Innenminister Herber Reul und Landrat Sebastian Schuster zum Brandort gekommen. Reul sprach mit den Angehörigen und den Feuerwehrleuten aus Niederpleis. „Der Unglücksfall ist fürchterlich und kaum begreifbar“, so der Innenminister.
Auf Twitter sprachen viele Menschen ebenfalls ihr Beileid aus. „Wir sind erschüttert! Unsere Gedanken sind bei den Familien der Verstorbenen, bei den Verletzten und natürlich bei allen Kameraden vor Ort“, schreiben der Deutsche Feuerwehrverband und dessen Präsident Karl-Heinz Banse. Auch andere Feuerwehren bekundeten ihr Mitgefühl.
Sankt Augustin: 200 Feuerwehrleute im Einsatz
Die Einheiten Niederpleis, Sankt Augustin, Meindorf, Menden und Hangelar waren nach der Alarmierung um 11.18 Uhr zu dem Brand in dem Altbau geeilt, eine riesige Rauchwolke wies ihnen bereits den Weg. Es wurde die höchste Alarmstufe ausgelöst, immer mehr Löschfahrzeuge rasten zur Hauptstraße in der Nähe des Kreisels. Über 270 Kräfte waren im Einsatz.
Zur Katastrophe kam es wohl schon wenige Minuten, nachdem die Löscharbeiten begonnen hatten. Ein dritter Feuerwehrmann konnte sich noch aus dem Gebäude retten, aus dem immer wieder meterhohe Flammen schlugen und dicke Rauchschwaden quollen.
Der giftig-gelbe Rauch, der aus dem Gebäude drang, hüllte schnell die Straße ein. Es wurde über die Warn-App Nina und Cell Broadcast eine Warnung an die Bevölkerung herausgegeben, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Erst um etwa 17.30 Uhr gab es die Entwarnung. Für die Anwohner richtete die Stadt ein Bürgertelefon ein. Die benachbarten Häuser wurden evakuiert, der gesperrte Bereich immer weiter ausgedehnt. Atemschutz- und Chemie-Experten der Feuerwehren wurden angefordert.
Mit Lüftern versuchten die Einsatzkräfte an der Tür, das Gebäude zu belüften und den Qualm zurückzudrängen. Von zwei Drehleitern – eine kam aus Hennef – erfolgten die Löschangriffe, das Wasser dafür wurde zum Teil aus Hydranten in entfernt liegenden Querstraßen gezapft. Immer dicker wurde der Qualm, schwarze Rauchsäulen stiegen in den Himmel.
Sankt Augustin: Einsatzkräften war der Schock anzumerken
Einheiten aus Hennef, Königswinter, Bad Honnef und Eitorf wurden nachalarmiert, ebenso Rettungsfahrzeuge und Notärzte. In unfassbarer Hitze kämpften die Wehrleute an der Brandstelle gegen die Flammen an, vielen Einsatzkräften war der Schock anzumerken. Notfallseelsorger und das PSU-Team der Sankt Augustiner Feuerwehr, die psychosoziale Unterstützung für ihre Kollegen und Anwohner anboten, waren vor Ort.
Zehn weitere Feuerwehrleute wurden bei dem Großbrand leicht verletzt, fünf von ihnen wurden in Krankenhäusern behandelt. Dies war vor allem auf die große Hitze zurückzuführen, in der die Wehrleute in schwerer Montur gegen die Flammen und den Qualm ankämpften. Auch eine Anwohnerin wurde wegen des Verdachts auf eine Rauchgasvergiftung behandelt. Am Nachmittag stellte der Bürgermeister die gesamte Freiwillige Feuerwehr außer Dienst.
Weil der Brand in dem denkmalgeschützten Haus immer noch schwelte, übernahmen Feuerwehren aus anderen Kommunen die Löscharbeiten.
Wie es zu dem Brand in dem Motorradgeschäft kam, ist noch völlig unklar. Dies zu klären, ist nun Sache der Brandermittler. Sie sollen das Gebäude untersuchen. Die Löscharbeiten wurden inzwischen abgeschlossen, wie ein Polizeisprecher am Montagmorgen sagte. Die Räumarbeiten werden aber mehrere Tage andauern.
Bis zum Abend hatten Feuerwehren gelöscht. Auch das THW war im Einsatz. Die Hauptstraße blieb vom Kreisel Schulstraße an gesperrt. Die beiden Nachbargebäude mussten evakuiert werden, die Stadt Sankt Augustin hat einige Bewohner in städtischen Unterkünften untergebracht. Wann sie in ihre Wohnungen zurückkehren können, ist noch unklar.
Das Motorradgeschäft mit angrenzender Werkstatt war in zweigeschossiger Holzständerbauweise errichtet, es soll eine Lackierkabine und ein Reifenlager gehabt haben. Dort wurden Chopper japanischer Hersteller nach Kundenwünschen umgebaut. Die im Laden und in der Werkstatt befindlichen Maschinen, Gummi, Kunststoff und Betriebsstoffe heizten das Feuer immer wieder an.
Max Leitterstorf fasste es zusammen: „Es ist möglicherweise der schwärzeste Tag in der Geschichte der Sankt Augustiner Feuerwehr.“