AboAbonnieren

Sankt AugustinSenior aus Niederpleis möchte alten Wassergraben wieder fluten

Lesezeit 3 Minuten
Neben einem Bach, über den eine Brücke führt, ist eine vergitterte Öffnung zu sehen.

Der alte Mühlengraben zur Niederpleiser Mühle: Das Niederschlagswasser aus Birlinghoven und Schmerbroich wird in einem Sammler gesammelt. Es läuft dann in die Kläranlage nach Mülldorf.

Der Zulauf zur Niederpleiser Mühle in Sankt Augustin wurde im Laufe der Jahre zugeschüttet und überbaut. Wolfgang Köhler will etwas dagegen tun.

Wolfgang Köhler erinnert sich gut an seine Kindheit im Niederpleiser Ortsteil Schmerbroich. „Am Mühlengraben haben wir gern gespielt“, erzählt der heute 79-Jährige. Hier sei seine große Liebe zur Natur entstanden. Es sei faszierend gewesen, welche Vielfalt an Leben dort Platz gehabt habe.

Ein älterer Herr in gelber Regenjacke zeigt auf einen ausgetrockneten Mühlengraben.

Der alte Mühlengraben zur Niederpleiser Mühle: Horst Köhler zeigt auf den alten Mühlenteich mit der Staumauer und der Mühle dahinter.

So richtig weggegangen aus Schmerbroich ist Köhler eigentlich nie. Als ehemaliger Lehrer für Englisch und Erdkunde am Albert-Einstein-Gymnasium sowie Fraktionsvorsitzender des „Aufbruch“ im Rat von Sankt Augustin ist seine Geburtsstadt noch heute sein Lebensmittelpunkt. „Ich lebe gern hier.“

Das Stauwehr am Lauterbach, das den Mühlengraben versorgte, ist inzwischen verschwunden
Wolfgang Köhler

Eine Sache beschäftigt Köhler schon seit Jahrzehnten: Er würde den alten Wassergraben zur Niederpleiser Mühle gern wieder fluten. Die historische Überlieferung des Bauwerkes lässt sich bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen, als die Mühle im Besitz des Klosters Vilich war und den Rittern von Pleis gehörte.

Alles zum Thema Landschaftsverband Rheinland

1803 wird die Anlage säkularisiert, 1912 umfassend umgestaltet. 1948 stellten die Eigentümer schließlich den Mühlenbetrieb ein, berichtet der Landschaftsverband Rheinland auf seiner Kulturseite.

Köhler erinnert sich noch an die Zeit, als der hohe Schornstein der Mühle rauchte. Die Anlage wurde damals schon lange nicht mehr mit Wasser betrieben. Der Schornstein ist längst verschwunden. Irgendwann hätten die Eigentümer der Mühle auch das Wasserrecht am Mühlengraben aufgegeben, erklärt Köhler, einzelne Parzellen seien verkauft und bebaut worden. „Das Stauwehr am Lauterbach, das den Mühlengraben versorgte, ist inzwischen verschwunden“, so Köhler.

Köhler setzt sich für Retentionsraum ein

Eine Brücke führt heute über das „durch Uferbefestigung mit Basaltsteinen begradigte Gewässer“. Beim Gang am Ufer entlang ist jedoch der Beginn des Mühlengrabens noch deutlich zu sehen. Der Lauterbach hat sich durch seine Begradigung inzwischen in die Tiefe gefressen. Es ist kaum vorstellbar, dass es dort früher einen Abzweig gegeben hat. „Der alte Mühlengraben hat auch bei Regenfällen immer Wasser aufgenommen“, so Köhler über seine Beobachtungen aus der Kindheit und Jugend.

Nachdem er stillgelegt und in manchen Abschnitten überbaut worden sei, habe er durch einen „Abschlag“ auf halber Strecke in den Pleisbach abgeleitet werden müssen. Er führt heute zu einem gigantisch großen Kanalrohr, das in den Lauterbach mündet. „Die in das Kanalsystem in Birlinghoven fließenden Regenmengen werden in einem mehrere Hundert Meter langen Regenwasser-Rückhaltebecken aufgestaut und von einer elektronischen Steuerungsanlage dosiert ins Klärwerk nach Menden weitergeleitet“, erklärt Köhler. „Sollte zu viel Wasser auf einmal kommen, dann wird es durch einen Überlauf, der durch dieses Rohr führt, in den Pleisbach geleitet.“

Der Bach mündet in die Sieg, diese wiederum in den Rhein. Über den Mühlengraben als Abzweig des Lauterbaches wurde das Wasser früher nach der Mühle auch in den Pleisbach geleitet. „Würde der Mühlengraben wieder hergestellt“, sagt Köhler, wäre der Weg in den Mühlenteich wieder frei, und einige Hundert Kubikmeter wichtiger Retentionsraum wären zurückgewonnen.