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SiegburgFahrrad-Chaos am Bahnhof – Denkzettel an „Falschparker“

Lesezeit 3 Minuten

Der Abstellplatz für Zweiräder am Europlatz vor dem Bahnhof ist meistens überfüllt. In der Nähe gibt es auch die Fahrrad-Tiefgarage am Mühlengraben unter dem Hotel Herting. 400 weitere Plätze sollen im Stadtgebeit entstehen.

Siegburg – Fahrräder stehen an Bäumen und Zäunen, Laternen und Verkehrsschildern – viele Radler wissen in der Innenstadt nicht so recht, wohin mit ihren Gefährten.

Dem Ordnungsamt ist das Chaos rund um den Bahnhof ein Dorn im Auge, kürzlich verteilten die Stadtbediensteten gar Denkzettel an die „Falschparker“. Darüber wunderte sich Ingrid Möller und wandte sich an die Redaktion. Wir fragten nach im Rathaus.

Gibt es jetzt Knöllchen fürs wilde Abstellen?

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Nein, dieser Tatbestand findet sich nicht im Bußgeldkatalog. Die Aktion war als sanfte Ermahnung plus Information gedacht. „Es wird leider vermehrt festgestellt, dass Fahrräder innerhalb von Lauf- und Fahrwegen abgestellt werden. Es kommt somit zu vermeidbaren Gefährdungen und Beschädigungen“, hieß es auf dem Blatt unter Möllers Gepäckträger.

Dazu der Tipp: „Nutzen Sie die 50 überdachten Ständer auf dem Schotterparkplatz Wilhelmstraße.“ Keine Alternative, so Möller: „Die waren schon morgens voll, wie auch alle anderen Plätze.“ Sie sieht in dieser Sache die Stadt am Zug: „Wir wollen schließlich alle die Umwelt schützen.“

Gibt es genug Fahrradständer in der City?

Rund 700 sind es insgesamt, teilte Stadtsprecher Jan Gerull mit. Etliche vor dem Kaufhof und an der Sparkasse, einige wenige gegenüber der Rhein-Sieg-Halle und vor Geschäften in der Fußgängerzone, das Gros am Bahnhof, knapp 400 davor und mehr als 100 dahinter an der Konrad-Adenauer-Allee.

176 Plätze bietet der Keller unter dem Hotel Herting am Amtsgericht, etwa 270 Mieter nutzen nach Angaben der Stadtverwaltung für zwei Euro monatlich die sichere und trockene automatische Abstellanlage. Die ist allerdings nicht rund um die Uhr, sondern von 5 bis 24 Uhr geöffnet.

Wo sucht man vergeblich?

Am Haupteingang des Katholisch-sozialen Instituts (KSI) am Michaelsberg ist von Bügeln keine Spur. Es gibt auch weder Laternenmasten noch Verkehrsschilder, nur ein Treppengeländer.

Wer nachfragt im KSI, wird auf die Tiefgarage verwiesen, hat Ingrid Möller erlebt: „Dort kann man die Ecken nutzen. Umständlich – und auch nicht sicher, ohne Stangen oder Bügel und für jeden zugänglich.“

An der Rhein-Sieg-Halle, dem größten Veranstaltungsort der Stadt, ebenfalls Fehlanzeige. Gegenüber dem Eingang, am Zaun des Gymnasiums Alleestraße, steht lediglich ein Ständer für vier Räder auf einem vermüllten Wiesenstück.

Die Stadt wirbt für den Umstieg auf die abgasfreie Mobilität. Müsste sie nicht mehr tun?

Die gute Nachricht aus dem Rathaus: 400 neue Abstellplätze sind geplant, so Gerull. Die schlechte: Sie kommen nicht sofort, sondern werden in einem Zeitraum von drei Jahren installiert.

Nicht nur in der stark frequentierten City, sondern auf dem Brückberg, dem Stallberg und in Kaldauen, unter anderem für Pendler, die den Bus nutzen. 350.000 Euro fließen in das Projekt, das die Mobilitätsmanagerin der Stadt bald im Planungsausschuss vorstellt.

Dafür gibt es auch eine Ladestation für E-Bikes, außerdem einen Service mit Luftpumpe und Fahrradschläuchen sowie Gepäckfächer. Zusätzlich werden Leihräder angeschafft, und das Lastenrad „Lottchen“ bekommt Geschwister.

Wo sehen die Radler noch Bedarf?

In Siegburg hat sich laut Fahrradklimatest in den vergangenen Jahren nicht viel bewegt. Mit einer Note von 4,1 landete die Kreisstadt in einer Online-Umfrage des Fahrradclubs ADFC weit hinter den Nachbarstädten Hennef und Lohmar.

Die Wege in die Stadt seien holprig und löchrig, in der Fußgängerzone müssten die Radler schieben. Im Gegensatz zu Troisdorf, wo Schilder auf die Notwendigkeit gegenseitiger Rücksichtnahme verweisen. Stellplätze fehlten dort auch – vor allem am Troisdorfer Bahnhof.

Was bringt die Zukunft?

„Der Radverkehr wird weiter ansteigen“, so der Stadtsprecher. Der E-Bike-Boom wirkt sich zusätzlich aus. So könnte es sein, dass in drei Jahren auch die 400 zusätzlichen Stellplätze nicht ausreichen.