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EinzelhandelSchnäppchenjäger waren am „Black Friday“ in Siegburg in der Minderheit

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Rabatt-Schilder hängen im Schaufenster eines Geschäftes in Siegburg.

In der Kreisstadt hat der „Black Friday“ die Einzelhändler nicht zufriedengestellt.

Siegburger Einzelhändler registrierten ein verhaltenes Echo auf den Rabatt-Tag „Black Friday“. Mit Hoffnung blickt der Einzelhandelsverband aber auf das Weihnachtsgeschäft.

Rabattschlachten in jedem Schaufenster, und das in der Zeit, in der Energie und Sprit deutlich teurer geworden sind – das müsste dem sogenannten „Black Friday“, dem aus den USA übernommenen Sonderangebotstag, viel Zulauf bescheren. Doch wie sah es in der Siegburger Fußgängerzone am Freitag tatsächlich aus?

Gegen Mittag zeigte sich Jannis Vassilou, Vorsitzender des Einzelhandelverbands Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen, zufrieden mit dem Verlauf des „Black Friday“. Man müsse noch den Abend abwarten, um abschließend Bilanz ziehen zu können – dennoch: „Die Händlerinnen und Händler im Rhein-Sieg-Kreis zeigen sich überwiegend zufrieden.“ Im Vergleich zu den Vorjahren sei aber davon auszugehen, dass diesmal weniger Geld ausgegeben werde.

Handelsverband Rhein-Sieg erwartet Konsumanstieg zu Weihnachten

„Hohe Energiekosten, Rezessionsangst und wirtschaftliche Unsicherheit könnten dazu führen, dass Kundinnen und Kunden vorsichtiger beim Einkaufen agieren und Umsätze somit hinter den Erwartungen bleiben werden“, sagte Vassiliou. Mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft erwarte der Einzelhandelsverband aber einen Konsumanstieg.

„Nach der Corona-Pandemie, der Flutkatastrophe im Jahr 2021 und den Kriegsnachrichten aus der Ukraine wollen die Menschen ein gemütliches und unbeschwertes Weihnachtsfest feiern. Das ist gut für Kopf und Seele.“

„Black Friday“: Siegburger Einzelhändler machten nicht mehr Umsatz

Generell blieb die Resonanz der Einzelhändler in Siegburg aber verhalten. „Die Frequenz in der Innenstadt ist da, aber es ist nicht mehr der Impuls, der es mal war“, sagte Sissis Vassiliadis, Vorsitzender des Verkehrsvereins. In seinem Geschäft „Absolut“ an der Kaiserstraße habe er nicht mehr Umsatz gemacht. Anders sehe es in seinem anderen Laden aus, in dem er auch Handys verkauft. „Durch die großen Sprünge wird das für die Leute interessant.“ Er habe aber erlebt, dass die Kunden gezielt einkauften. „Sie sind zurückhaltend und überlegen genau.“

Sissis Vassiliadis, Vorsitzender des Verkehrsvereins in Siegburg

Sissis Vassiliadis, Vorsitzender des Verkehrsvereins in Siegburg

Ähnliche Erfahrungen machte seine Nachbarin Angelina Fonteneau, Geschäftsführerin der „Snipes“-Filiale: „Die Leute kommen schon, aber es macht nicht wirklich viel aus.“ 2018 und 2019 sei das anders gewesen: „Da standen die Leute morgens schon Schlange vor der Tür.“

Sie glaubt, dass die Menschen sparsamer geworden sind. Schließlich sei alles teurer geworden, Essen, Kleidung, Tanken. „Wir hatten uns da mehr erhofft“, resümiert sie. Zusätzliches Personal wartete auf die Käufer, aber es sei nicht anders gewesen als an anderen Freitagen. „Vielleicht klappt das ja in Köln und Berlin, doch hier in Siegburg leider nicht.“

Familie kommt mit einem Einkaufszettel in die Siegburger Innenstadt

Lothar Engbrocks von „jeans and more“ am Markt zeigte eine klare Haltung: „Brauchen tun wir es nicht.“ Die Kunden kauften, was gefalle. „Man merkt schon die erhöhte Frequenz, und im Laden ist mehr los. Aber ich habe vor allem viele Teile zu regulären Preisen verkauft.“ Trotzdem macht er mit und offeriert spezielle Angebote, „damit die, die arbeiten, auch eine Chance haben, ein Schnäppchen zu machen“.

Lothar Engbrocks von „jeans and more“ am Siegburger Markt steht an einem Kleiderständer.

Lothar Engbrocks von „jeans and more“ am Siegburger Markt setzt lieber auf eigene Aktionen.

Die Tage vorher sei es ein bisschen ruhiger gewesen. Er setzt viel mehr auf eigene Aktionen, zuletzt hatte er einen DJ im Laden und spezielle Produkte wie Pullover und Jacken zu guten Preisen abgegeben. „Der Spaßfaktor für Kunden ist viel größer als ein Black Friday.“

Familie Schmitz war dagegen extra für den „Black Friday“ in die Innenstadt gekommen. Sie führen schon seit vier Jahren an diesem Tag nach Siegburg und fänden es immer spannend. Alle haben aber vorher eine Liste gemacht, damit sie nicht unbedacht einkaufen. Hin und wieder seien Schnäppchen zu machen, man dürfe sich keinem Stress aussetzen. Roswitha und Michael Hochgürtel dagegen hielten nicht viel davon. Sie wollten nur eine Tasse Kaffee trinken gehen.


Tradition aus den USA

In den USA ist der letzte Freitag im November der Tag nach Thanksgiving (Erntedankfest), das immer auf den dritten Donnerstag im November fällt, und vor dem dazugehörigen Festwochenende, das gleichzeitig Start in die Weihnachtssaison des Handels ist. Der „Black Friday“ ist allerdings seit Jahren auch in Deutschland ein beliebter Rabatt-Tag des Einzelhandels geworden.