Siegburg – Hinter Glas prangt eine Trikolore. „Vive la France!“ – da geht nichts ohne den kleinen Korsen, der als Püppchen die rechte Hand Richtung Westentasche bewegt. Als Zeichen von staatsmännischer Überlegenheit hat Napoleon diese Pose zu seinem Markenzeichen gemacht. Schon in der Antike galt es als unsouverän, während des Redens wild zu gestikulieren.
Leonie Noack (18) und Hanna Klein-Heßling (24) haben den Kaiser der Franzosen ins Schaufenster des Stadtmuseums gestellt. Er gesellt sich zu 30 weiteren Exponaten, die den „Aufbruch in die Moderne“ veranschaulichen. So heißt die kleine Schau im Untertitel, die das junge Duo konzipiert und gestaltet hat. Leonie Noack absolviert ein freiwilliges soziales Jahr im Stadtmuseum, Hanna Klein-Heßling macht ein Praktikum und studiert an der Universität Köln Englisch und Geschichte.
Trennung von Kirche und Staat
Dass letztere im Depot des Museums greifbar wird, fanden die jungen Frauen besonders spannend. Doch an den Anfang ihrer Schau zu den Neuerungen in der Franzosenzeit haben sie kein Objekt gestellt, sondern das berühmte Zitat von Immanuel Kant, das eine neue Ära des freien Denkens einleitete: „Aufklärung ist die Befreiung aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit.“
Bücher von Rousseau und Montesquieu illustrieren diese revolutionäre Ära, in der die Trennung von Kirche und Staat propagiert wird. Der nahm nun auch einst klerikale Aufgaben wahr, wozu das Führen von Personenstandregistern gehörte, das erste in Siegburg stammt aus dem Jahr 1810.
Und die Friedhöfe rückten aus dem Dunstkreis der Kirchen vor die Stadt, wie eine gemalte Siegburg-Ansicht aus dem 19. Jahrhundert belegt. Nicht nur die Verwaltung modernisierte sich unter napoleonischer Besatzung in Deutschland, sondern auch Maßeinheiten. Das zeigen alte Goldwaagen, Gewichte und Messgefäße. Neu waren auch die Hausnummern, die berühmteste besteht aus den vier Zahlen 4711. Doch die wichtigste Errungenschaft, daran erinnern die beiden Kuratorinnen, war der Code Napoleon, bis heute die Basis diverser ziviler Gesetzestexte, unter anderem des BGB.
Was bis in die Gegenwart hineinreicht und was sich nicht durchsetzte, davon wollen Hanna Klein-Heßling und Leonie Noack in Führungen erzählen. Die Ausstellung ist bis 22. März im Stadtmuseum, Markt 46, Dienstag bis Samstag 10 bis 17 Uhr, Sonntag 10 bis 18 Uhr zu sehen.