NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur besuchte die Firma HSP Hochspannungsgeräte im Troisdorfer Gewerbegebiet Camp Spich.
Bei HSPNRW-Ministerin Neubaur besucht Troisdorf – Stadt mit den meisten Blitzen Deutschlands
Der Ort mit den meisten Blitzen in Deutschland liegt wohl im Troisdorfer Camp Spich: Etwa 50.000 Entladungen kommen auf dem Hochspannungsprüffeld der Firma HSP Hochspannungsgeräte zusammen, wie dessen Leiter Stefan Seibel erläuterte. Unter den Zuhörern war NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Bündnis 90/Die Grünen), die das Unternehmen am Freitag besuchte.
Technik aus Troisdorf ist essenziell für die Energiewende
Essenziell sei ihr Unternehmen für die anstehende Energiewende, erklärten selbstbewusst der Technische Geschäftsführer Matthias Baca und sein kaufmännischer Kollege Georg von Rohr. Denn die Energieübertragung über weite Strecken läuft über Höchstspannungskomponenten, wie sie in Spich entstehen.
„Wir verbinden das ganze System auf der Höchstspannungsebene“, sagte Matthias Baca. Kernkompetenz sei es, verschiedene Medien miteinander zu verbinden, zum Beispiel Erdkabel hin zu Hochspannungsfreileitungen.
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Ausgelegt für höchste Spannung und von beachtlichen Abmessungen, haben die sogenannten Wanddurchführungen für Konverterstationen entlang der großen Stromtrassen dennoch eine minimale Fertigungstoleranz. Schon kleinste Fehler machen die Tests auf dem Prüffeld deutlich – und damit ist die Ware Ausschuss.
Troisdorfer Produkte isolieren ohne Öl und klimaschädliches Gas
„Die dürfen nie zu den Kunden“, sagte der Prüffeldleiter Stefan Seibel über die etwa 0,5 Prozent aller Durchführungen, die aussortiert werden. Denn ein solcher auch kleiner Fehler könne katastrophale Folgen haben. Allerdings nicht für die Umwelt, wie die HSP-Vertreter stolz berichteten: Ihre Komponenten kommen inzwischen ohne Öl und das extrem klimaschädliche Isoliergas SF6 aus. „Eine gute Nachricht“, lobte die Ministerin.
Technik aus Spich ist notwendig, zum Beispiel für den Bau von sogenannten Konverterstationen: Dort wird Wechselstrom in Gleichstrom gewandelt. „Wenn man die Energiewende ernst nimmt, muss man auch an das Gemeinwohl denken“, kommentierte Ministerin Neubaur am Freitag die verbreitete Skepsis gegenüber diesen Anlagen.
HSP liefert aber nicht nur Komponenten für die Nord-Süd-Verbindung in Deutschland, Kunden sind auch italienische Konzerne, die zum Beispiel Sardinien mit dem Festland verbinden, oder der Viking-Link zwischen Großbritannien und dem dänischen Festland.
Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, die Produktion ist bis ins Jahr 2028 ausgelastet. Gleichwohl haben die Verantwortlichen auch Wünsche, die sie der Ministerin vortrugen: eine wettbewerbsfähige Energieversorgung beispielsweise für das Unternehmen, das elf Millionen Kilowattstunden Strom jährlich verbraucht. Gern würden die Spicher sich auch an einem Pilotprojekt mit Wasserstoff beteiligen, um die nach wie vor unverzichtbaren Gasmengen für die Öfen zu ersetzen.
330 Beschäftigte arbeiten in Spich, „Tendenz steigend“, so von Rohr. „Wenn wir sie kriegen.“ Viele Beschäftigte habe HSP in der Vergangenheit schon aus dem Ausland angeworben, beim Fußballspiel unter Kollegen unterhalte man sich in bis zu zehn Sprachen. Doch wünsche man sich Erleichterungen bei der Einstellung von Fachkräften aus dem Ausland.
Das bekomme sie oft aus dem Mittelstand gespiegelt, sagte Mona Baur; regelmäßig meldete sie dieses Thema auch an den Bund. Denn, so sagte sie: „Wir sind eine Migrationsgesellschaft und brauchen Zuwanderung aus dem Ausland.“