AboAbonnieren

Nach Monaten der Trockenheit„Sind froh, dass der Regen da ist, aber er kommt zu spät“

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Der Sommer 2022 in NRW war der sonnigste seit Aufzeichnungsbeginn.

Köln – Es war ein Sommer der Extreme. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) spricht in seiner vorläufigen Bilanz von 2022 vom „sonnigsten Sommer, seitdem die Sonnenscheindauer aufgezeichnet wird, also seit 1951“. Die Wahner Heide gehört mit etwa 10 Stunden Sonne pro Tag zu den sonnigsten Orten in ganz Nordhrein-Westfalen. Dazu kommen extreme Hitze und Trockenheit.

Demnach gehört der diesjährige Sommer zu den vier wärmsten und sechs trockensten seit Beginn der Aufzeichnungen.

Ein Millimeter Regen entspricht einem Liter pro Quadratmeter

Für ein leichtes Aufatmen sorgten nun Regenschauer, die in den vergangenen Tagen über NRW gezogen sind. Doch können zweieinhalb Tage Niederschlag die Dürre eines Rekordsommers ausgleichen? „Nein, der Regen reicht gerade aus, um Rasenflächen in den nächsten zwei Wochen wieder grün aussehen zu lassen. Für Bäume, Wälder und das Grundwasser müsste es wochenlang so weiter regnen. Das bringt gerade noch nicht viel“, sagt Andreas Marx, Wissenschaftlicher Koordinator am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung.

Einer Faustformel nach entspreche ein Millimeter Regen ungefähr einem Liter Wasser pro Quadratmeter. Dieser dringe wiederum circa einen Zentimeter tief in den Boden. Die Schauer der vergangenen Tage konnten somit lediglich eine Bodentiefe von etwa 25 Zentimeter erreichen. Darunter herrscht also weiter Trockenheit.

Trockene Böden können Starkregen nicht aufnehmen

„In Kombination mit zu wenig Niederschlag in den vergangenen Jahren hat sich so ein Defizit im Grundwasser gebildet“, erklärt Birgit Kaiser de Garcia vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW.

Wenn nun kein weiterer Regen folgt, verschwinde diese Feuchtigkeit genauso schnell, wie sie gekommen sei. „Es müsste mehrere Monate leicht durchregnen, damit unten was ankommt“, sagt sie. Immerhin seien die Böden nun aufgeweicht. Bei Gewitter oder Starkregen bestehe die Möglichkeit, dass trockene Böden das Wasser überhaupt nicht aufnehmen können.

Es würde einfach abfließen und zu steigenden Pegel führen, statt zu versickern. Am besten sei „milder, länger dauernder Landregen“. Man könne nur auf ein feuchtes Winterhalbjahr hoffen, dann könnte sich das Grundwasser erholen.

Regen kommt für Kartoffeln zu spät

Landwirt Thomas Decker aus Pulheim blickt mit gemischten Gefühlen auf den Niederschlag der letzten Tage: „Wir sind froh, dass der Regen da ist, aber er kommt zu spät.“ Seinen Kartoffeln bringe das nichts mehr. Ein bis zwei Monate früher hätte er ihn gerne gehabt. Profitieren könnten aber die Zuckerrüben, so der 35-Jährige.

Und auch der gesäte Raps könne nun durch die Feuchtigkeit keimen. Nachdenklich stimmt ihn die Summe der trockenen Jahre: „Innerhalb von fünf Jahren hatten wir vier trockene und nur ein feuchtes. Den Klimawandel merkt man schon, das bedrückt mich.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Eine Besserung ist nach Angaben des DWD auch für die kommenden Wochen und Monate nicht in Sicht. Einmal wöchentlich werden Vier-Wochen-Prognosen errechnet. Von „mittleren Niederschlagsverhältnissen“ gehe man in der kommenden Woche aus. Danach werden „trockene Verhältnisse“ prognostiziert.

Auch für den Oktober soll die Trockenheit anhalten. Die Temperaturen würden sich zwar in die richtige Richtung entwickeln, Niederschlagsprognosen seien jedoch nur schwer zu treffen. Hurricanes, die aktuell noch auf dem Atlantik wüten und in naher Zukunft das europäische Festland erreichen, würden die Prognosen zusätzlich erschweren.