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Nabu-Vorsitzende über Windräder„Die Mindestabstände zu Wohngebieten müssen fallen“

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NabuWindkraft

Die 1000-Meter-Abstandsregel soll fallen, fordert der Nabu NRW.

Düsseldorf – Umweltschützer des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) haben die Landesregierung aufgefordert erneuerbare Energieträger im städtischen Raum zu errichten, statt Wiesen und Felder zu bebauen.

„Wir müssen zunächst das nutzen, was wir als Lebensraum geschaffen haben, also Wohnraum. Für uns ist es immer der zweite Schritt, in die Natur zu gehen“, sagte Landesvorsitzende Heide Naderer in Düsseldorf.

Photovoltaik auf Dächer, an Autobahnen und Parkplätzen

Das gilt für den Nabu vor allem für Solaranlagen und Windräder. Bevor solche Vorrichtungen zum Beispiel in Wäldern aufgestellt werden, sollten zunächst alle Alternativen auf versiegelten Flächen genutzt werden. Die Umweltschützer fordern beispielsweise Photovoltaikanlagen auf Dächern, an Autobahnen und Parkplätzen zu installieren, bevor freie Ebenen in der Natur bebaut werden.

Für Windräder bedeutet dies: „Die Mindestabstände zu Wohngebieten müssen fallen“, so Naderer. Eine Errichtung auf sogenannten Kalamitätsflächen, durch Naturereignisse abgestorbene Waldareale, lehnen die Naturschützer ab. „Das würde unserer Forderung, den Bodenhaushalt in den Wäldern zu schützen, widersprechen“, erklärte die Vorsitzende.

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Die Landesvorsitzende des Nabu Dr. Heide Naderer

Hauptanliegen des Nabu in NRW ist ein Wasserschutzprogramm, das auch die Ursachen von Dürre oder Überschwemmungen in den Blick nimmt. Aktuell könne jeder sehen, was es heißt, wenn Trockenheit und Waldbrände drohen. So müsse unter anderem der Wasserrückhalt in der Landschaft verbessert werden.

Es fehle an „Schwamm-Regionen“, in denen der Boden in der Lage ist, Wasser aufzunehmen und zu halten. Die Böden in Nordrhein-Westfalen seien deutlich zu trocken. Bei starkem Regen könne das Wasser nicht abfließen, was zu Überschwemmungen, wie im vergangenen Sommer an der Ahr oder Erft, führen könne.

Nabu gegen Vertiefung der Rhein-Fahrrinne

Der Landesverband spricht sich gegen eine Vertiefung der Rhein-Fahrrinne aus. Das würde zu einer Priorisierung wirtschaftlicher Forderungen führen, die „unsere Gesundheit gefährden kann“, sagte Naderer.

Mit der Unterstützung der aktuellen Landesregierung, vor allem durch die Grünen, sind die Umweltschützer auf Seiten des Nabu im Großen und Ganzen zufrieden. Der Koalitionsvertrag sei im Bereich der Klima- und Energiewende vielversprechend, hieß es. In Bezug auf das Artensterben gebe es allerdings „überhaupt kein Gegensteuern in NRW“. Das gelte vor allem für das Rheinische Revier. Dort müsse mehr geschehen.

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Bernhard Kamp, Geschäftsführer des NABU NRW, präsentierte die Geschäftszahlen des Vereins. So zählen die Umweltschützer aktuell rund 121.000 Mitglieder. Das entspricht einem Plus von 12.500 Unterstützerinnen und Unterstützern im Vergleich zu Anfang 2021. Das vergangene Geschäftsjahr konnte mit einem Plus von 67.500 Euro abgeschlossen werden.

„Für einen gemeinnützigen Verein ist das enorm“, sagte Bernhard Kamp. Auch bei den Spenden ist eine deutliche Zunahme zu verzeichnen. Rund 280.000 Euro hat der Verein in den vergangenen beiden Jahren erhalten. Davon konnte der Nabu NRW „vor fünf, sechs Jahren nur träumen.“ Der Geschäftsführer war sich sicher: „Der Nabu NRW hält Kurs!“

Der Nabu engagiert sich seit mehr als 50 Jahren für den Schutz bedrohter Lebensräume, für gefährdete Tier- und Pflanzenarten und eine nachhaltige Landnutzung. Dazu zählen mehr als 150 Orts- und Kreisgruppen in ganz NRW, die Naturschutzprojekte umsetzen und fördern.