TV-DuellDen Schlusspunkt setzt Herausforderer Laschet – Kraft in Bedrängnis
Köln – Hannelore Kraft (SPD) gegen Armin Laschet (CDU) – die Titelverteidigerin gegen den Herausforderer im Kampf um die Macht in NRW. Das Fernsehduell als Public Viewing. Fan-Gesänge und Jubelstürme bleiben im Gaffel am Dom, wo die Konrad-Adenauer-Stiftung zur Live-Übertragung eingeladen hat, aus. Die WDR-Arena in Bocklemünd ist nur ein paar Kilometer entfernt. Die Sympathien jedoch sind eindeutig verteilt. Hier geht Armin Laschet als klarer Sieger aus dem Rennen. „Es geht heute Abend um Emotionen und es geht auch um Verstand“, prognostiziert Kommunikationstrainer Werner Dieball vor dem Duell. „Laschet muss angreifen, Kraft dürfte sich staatsmännisch geben.“
Einbrecher-Geschichten der Politiker
Genau so kommt es. Aber wer ist der Sieger? Zumindest bringt der CDU-Kandidat die Ministerpräsidentin sehr schnell in die Defensive – beim Thema Innere Sicherheit. Jetzt wissen die Wähler: Bei Laschets Schwager ist eingebrochen und dessen kleinem Sohn gedroht worden: „Wehe, Du verrätst uns.“ Bei Kraft waren es „nur“ Freunde, die bereits Opfer jener Straftat wurden, vor der sich die Bürger am meisten fürchten. Aber hilft diese Information bei der Wahlentscheidung?
Die Ministerpräsidentin versucht mit Fakten gegenzuhalten. Mit der Zahl der neu eingestellten Polizisten, die seit 2010 von 1100 auf 2300 erhöht werden soll. Mit 1700 neuen Stellen in der Justiz. Das alles lässt der CDU-Fraktionschef an sich abprallen. Er kommt mit der Schleierfahndung, mit verdachtsunabhängigen Kontrollen und damit, dass 13 Bundesländer das System schon eingeführt haben. „Nur Bremen, Berlin und NRW nicht.“
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Laschet grätscht ins Wort
Stimmt. Aber bringt das wirklich was bei Wohnungseinbrüchen? Hannelore Kraft versucht alles, mit Fakten dagegenzuhalten. Dass alle Experten sagen, Schleierfahndung bringe bei der Kriminalitätsvorbeugung gar nichts. Und so geht das weiter, zieht sich das Prinzip durch die gesamte Diskussion.
Laschet grätscht rein. Kraft hält mit Fakten dagegen. Thema Verkehr: Unter Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) habe sich die Zahl der Staus auf NRW-Autobahnen verdoppelt. Thema Terrorismus: Unter Innenminister Ralf Jäger (SPD) habe sich die Zahl der Salafisten versechsfacht.
Der Fall Anis Amri
Natürlich wird auch der Terroranschlag von Berlin zum Thema, die 14 Identitäten des Anis Amri und das, so Laschet, Versagen der Sicherheitsbehörden in NRW. Der Antwort der Ministerpräsidentin hat Laschet wenig entgegenzusetzen: NRW sei es gewesen, das im Gemeinsamen Terror-Abwehrzentrum vor der Gefährlichkeit Amris gewarnt habe. „Dann ist er nach Berlin gezogen. Dort hat man ihn heruntergestuft.“ Beim Thema Amri schiebt Kraft damit auch Verantwortung ab – von NRW nach Berlin.
Die große Koalitionsfrage
Armin Laschet nutzt den Bonus des Herausforderers. „Er hat der Ministerpräsidentin Fehler und Versäumnisse unterstellt. Das ist eine typische Strategie für den Herausforderer“, sagt die Expertin Katharina Walkling-Spieker nach dem Public Viewing. Kraft habe mit einer „Leistungsstrategie“ gekontert und durch den Slogan „Wir haben“ die gesamte Regierungsmannschaft einbezogen.
Den Schlusspunkt setzt der Herausforderer, weil es ihm gelingt, Hannelore Kraft bei der Frage, ob sie nach der Wahl eine Koalition mit der Linkspartei ausschließe, in Bedrängnis zu bringen: Ja oder Nein. Die Ministerpräsidentin antwortet ausweichend.
Rot-Rot-Grün will sie offenbar nicht grundsätzlich ausschließen. Nur eine Zusammenarbeit mit der rechtspopulistischen AfD schließen beide aus. Aber wer ist der Sieger dieses Fernseh-Duells? Die SPD verschickt 90 Sekunden nach dem Ende schon eine Pressemitteilung: Hannelore Kraft. Na klar. Die CDU ist da nicht so fix. Aber ihre Mitteilung dürfte ähnlich ausfallen.
Großes TV-Duell am Donnerstag
Und nach dem Duell ist vor der großen Runde: Bereits am Donnerstag treffen sich Kraft und Laschet im Fernsehstudio wieder - dann gemeinsam mit den anderen Spitzenkandidaten Sylvia Löhrmann (Grüne), Christian Lindner (FDP), Marcus Pretzell (AfD), Özlem Alev Demirel (Linke) und Michele Marsching (Piraten). Für diese Sendung hat der WDR 105 Minuten eingeplant. Mit den Teilnehmern seien alle Parteien vertreten, die bereits in dieser Wahlperiode im Landtag sind bzw. realistische Aussichten haben, ins neue Parlament einzuziehen, hatte der Sender mitgeteilt.