Düsseldorf – Zwei Internet-Petitionen gegen die aktuellen Mathe-Abi-Klausuren in NRW bekommen starken Zulauf. Eine hatte am Donnerstagmittag mehr als 4500 Unterstützer, die andere nach zwei Tagen rund 3200. Die Schüler monieren zum Beispiel, die Aufgaben seien „unverschämt schwer” gewesen - und fordern eine angepasste Bewertung oder neue Klausuren. Selbst Lehrer fanden die Aufgaben laut Gewerkschaft zu schwer.
In der Petition einer Mülheimer Schülerin heißt es: „Die Aufgaben waren ungerecht gestellt und die Aufgabentypen wurden teils kaum, bis gar nicht im Unterricht besprochen. Im Vergleich zu den Abiturklausuren im Fach Mathematik zu den letzten Jahren, ist diese deutlich schwerer.” Zudem habe man durch Corona über ein Jahr lang keinen normalen Unterricht gehabt.
Die zweite Petition betont: „Viele aus diesem Abijahrgang haben ihre Freizeit für die Vorbereitung auf das Abitur geopfert, dieses Jahr wohl besonders in der pandemischen Situation. Alle Bemühungen scheinen umsonst gewesen zu sein, denn unser Jahrgang wurde nicht zielführend auf dieses Niveau der Matheklausuren vorbereitet.”
Das Schulministerium teilte der „WAZ” mit, „dass es verschiedene Eingaben zur schriftlichen Abiturprüfung im Fach Mathematik gibt”. Diese würden bearbeitet. Die Lehrer hätten aber extra Aufgaben zur Auswahl bekommen, um sie dem tatsächlich erteilten Unterricht anzupassen.
Allerdings sind laut der Gewerkschaft GEW selbst die Lehrer sauer: „Nach Rückmeldungen aus Kolleg*innenkreisen bestätigt sich für uns der Eindruck, dass die Aufgaben wohl zu schwer und in der Zeit kaum zu schaffen waren”, ließ die Landesvorsitzende Maike Finnern am Donnerstag mitteilen. „Insbesondere im Grundkurs Mathe waren die Anforderungen zu hoch”, so Finnern. Bei manchen Kollegen sei „der Eindruck entstanden, dass sie zwar alles Mögliche tun, um ihre Schüler*innen bestens auf die Prüfungen vorzubereiten, aber dann Aufgaben kommen, die der besonderen Prüfungssituation unter den Pandemiebedingungen nicht gerecht werden.”
Die Opposition im Düsseldorfer Landtag kritisierte am Donnerstag namentlich Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). „Dass die Ministerin an dieser Stelle nicht die nötige Weitsicht hatte und die entsprechenden Vorkehrungen getroffen hat, um auf diese Situation der Schülerinnen und Schüler einzugehen, ist mehr als bedauerlich”, so der SPD-Bildungsexperte Jochen Ott. „Sollten die Ergebnisse tatsächlich hinter den Erwartungen zurückbleiben, muss Ministerin Gebauer nachsteuern.”
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