Berlin – Lehrerverbände warnen vor einem aus dem Ruder laufenden Corona-Infektionsgeschehen an den Schulen und fordern vor die Ministerpräsidenten vor der Videokonferenz mit der Kanzlerin am Donnerstag zum Handeln auf. „Ich fordere die Ministerpräsidentenkonferenz auf, sich auf gemeinsame Leitlinien für die Schulen zu verständigen“, sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Es muss klar sein, ab welchen Inzidenzen Maskenpflicht in den Schulen herrscht“, fügte er hinzu.
Meidinger betonte: „Beim momentanen Infektionsgeschehen muss das bedeuten: Die Maske gehört im Unterricht auf jeden Fall dazu.“ Er kritisierte: „Es darf nicht angehen, dass einige Bundesländer die diesbezüglichen Empfehlungen der medizinischen Fachleute und des RKI einfach ignorieren.“ Darüber hinaus brauche es Klarheit über Teststrategien an den Schulen und ein einheitliches Regelwerk zum Thema Schule und Quarantäne.
GEW appelliert an Regierende
Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, sagte dem RND: „In manchen Hotspots droht die Situation an den Schulen bereits jetzt aus dem Ruder zu laufen.“ Die Infektionszahlen stiegen weiter exponentiell, viele Krankenhäuser seien schon überlastet, sagte sie.
„Wir appellieren an die geschäftsführende Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten, die sich am Donnerstag treffen, aber auch an die Verantwortlichen in den Kultusministerien und den Kommunen, die Schulen nicht alleine zu lassen“, so Finnern. „Das heißt: Der flächendeckende Einbau von Luftfilteranlagen, eingebettet in Raum-, Lüftungs- und Hygienekonzepte, muss umgehend umgesetzt werden.“ Der seit Monaten schleppende Umgang mit dem Thema sei unverantwortlich.
„Im Zweifelsfall nehmen wir die Durchseuchung in Kauf“
Wie Meidinger betonte auch Finnern: „Das Tragen von Masken in den Innenräumen der Schulen ist – trotz aller richtigen pädagogischen Bedenken – eine sinnvolle Maßnahme, um Infektionen zu verhindern.“
Mit Blick auf die geplanten Änderungen am Infektionsschutzgesetz, die von SPD, Grünen und FDP angestoßen worden sind, kritisierte Meidinger: „Das Problem an den Plänen der Politik ist, dass flächendeckende Schulschließungen generell ausgeschlossen werden sollen.“ Der Präsident des Lehrerverbandes kritisierte: „Da wir nicht wissen, was kommt, halte ich das für eine gefährliche Linie.“ Er ergänzte: „Die Politik setzt hier das Signal: Im Zweifelsfall nehmen wir die Durchseuchung in Kauf.“
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Er bedaure sehr, dass die Corona-Lage sich wieder so entwickele, dass die Kinder und Jugendlichen die Leidtragenden seien, sagte der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, dem RND. Kindern sei in der Pandemie viel zugemutet worden. „Jetzt müssen wir ihr Recht auf Bildung und Gesundheitsschutz garantieren“, forderte Hilgers. „Auch wenn das heißt, dass die Erwachsenen auf Karneval und Fußballstadion verzichten müssen.“
Lehrerpräsident Meidinger sagte: „Die Politik gefällt sich selbst mit der Erzählung: An den Schulen müssen wir nichts zusätzlich machen – den Kindern kann ja nichts passieren.“ Er fügte hinzu: „Das grenzt schon fast – allein, wenn man an die Gefahren von Longcovid denkt – an den Unsinn, den Coronaleugner verbreiten.“ Es brauche mehr Ehrlichkeit und eine realistische Strategie.