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„Eine Art Todeszone“Warum der russische Vormarsch jetzt schwierig wird

Lesezeit 3 Minuten
Ukraine Donezk schwere Waffen

Ukrainische Soldaten bringen eine von den USA gelieferte Haubitze M777 in Position, um russische Stellungen in der ostukrainischen Region Donezk zu beschießen.

  1. Nach der Einnahme von Lyssytschansk rücken die russischen Truppen nun in Richtung Slowjansk vor.
  2. Doch Sicherheitsexperte Mölling geht davon aus, dass Russland es jetzt viel schwieriger hat als etwa in Lyssytschansk und Sjewjerodonezk.
  3. Dass Russland die eingenommenen Städte auch kontrollieren kann, sei laut Politologe Jäger zudem nur mit viel Militär möglich.

Lyssytschansk – Nachdem die russischen Streikkräfte mit Lyssytschansk die letzte ukrainische Festung in der Provinz Luhansk eingenommen haben, rücken sie nun weiter nach Donezk vor. Dort versuchen sie nach Angaben des ukrainischen Generalstabs, die nur 20 Kilometer von Slowjansk entfernten Ortschaften Bohorodytschne, Dolyna und Masaniwka einzunehmen.

„Bei den Eroberungen von Lyssytschansk gab es dramatische Verluste auf beiden Seiten“, so die Beobachtung von Christian Mölling, Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) und Leiter des Programms Sicherheit und Verteidigung. „Aber die Ukraine hat es geschafft, Russlands Vormarsch zu verlangsamen.“

Experte sagt wochenlange Kämpfe um nächste Großstädte voraus

Um die nächsten größeren Städte wird Russland laut dem Sicherheitsexperten aber wohl wochenlang oder sogar über Monate kämpfen müssen. „Diese Städte, zum Beispiel Slowjansk, sind viel stärker befestigt“, sagt Mölling dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Sie sind wie eine Festung und stellen für Russland eine große Herausforderung dar.“

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Auch die mehr und mehr eintreffenden westlichen Waffensysteme mit höherer Reichweite würden es Russland zunehmend schwerer machen.

„Was Russland in Donezk und Luhansk einnimmt, sind Steinwüsten“

Russland hat Lyssytschansk nur unter einem enormen Aufwand einnehmen können. Russlands Präsident Wladimir Putin gratuliert den russischen Truppen zur „Befreiung“ der Region Luhansk. Der Großteil der einst 100.000 Bewohnerinnen und Bewohner ist allerdings geflohen und die Stadt weitgehend zerstört.

„Was Russland in Donezk und Luhansk einnimmt, sind Steinwüsten“, sagt Thomas Jäger, Professor für Internationale Politik und Außenpolitik an der Universität zu Köln, dem RND. Putin wird seiner Einschätzung nach die eroberten Gebiete im Donbass in Russland eingliedern und Währung, Telekommunikation und Bildungssystem Russland angleichen. „Die geflüchteten Menschen werden wohl gezwungen werden, zurück in den Donbass zu kehren, wenn sie ihre Häuser und Wohnungen behalten wollen.“

Hoher Aufwand nötig, um eroberte Gebiet zu halten

Dass Russland nach der Eroberung von Lyssytschansk die Region auch kontrollieren kann, hält Jäger für unwahrscheinlich – jedenfalls nicht ohne Militär. „Es dürfte eine fünfstellige Zahl an Soldaten nötig sein, um die Grenzen zu schützen und Aufstände zu verhindern.“

Für die Ukraine kommt jetzt darauf an, welche schweren Waffen mit langer Reichweite und Luftverteidigungswaffen sie erhält. Sicherheitsexperte Mölling betonte, dass die Reichweite der russischen Artillerie sehr begrenzt ist. „Wenn die russischen Truppen vorrücken, kommen sie schnell in die Reichweite der westliche Artilleriesysteme – eine Art Todeszone.“

Rolle von Belarus könnte entscheidend werden

Unterstützung könnte Russland im Krieg gegen die Ukraine vom Nachbarland Belarus erhalten. „Wir haben praktisch eine Armee mit Russland“, sagte der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko. Er habe Putins Vorgehen „vom ersten Tag an“ unterstützt.

Lukaschenko hat bisher zwar vermieden, eigene Soldaten in die Ukraine zu schicken. Allerdings sind russische Einheiten in Belarus stationiert und feuern von dort auf Ziele in der Ukraine.

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„Mit den erneuten Drohungen wollen Putin und Lukaschenko die Abschreckung gegenüber den Westen verschärfen, auch mit der Raketenstationierung in Belarus“, so die Einschätzung von Experte Jäger. „In der Konfliktregion wird mit Belarus ganz bewusst ein weiterer unberechenbarer Akteur ins Spiel gebracht.“

Mögliche Kriegseintritt von Belarus würde Lage der Ukraine erschweren

Er verweist darauf, dass die belarussische Armee als wenig schlagkräftig gilt. „Aber kleine Angriffe von Belarus könnten dazu führen, dass die Ukraine eine weitere Front verteidigen muss.“ Das würde die Verteidigung weiter erschweren.

Doch auch DGAP-Forschungsdirektor Mölling gibt zu bedenken, dass es in der belarussischen Armee wenig Sympathie gebe, sich an dem Krieg Russlands zu beteiligen. „Belarus ist deshalb sehr verhalten, spielt auf Zeit und versucht, nicht in den Krieg hineingezogen zu werden.“