- Die Familie Hohenzollern hat vor dem Landgericht einen Prozess gegen den Historiker Winfried Süß gewonnen.
- Nur vordergründig geht es um ein Zitat von Süß.
- Mit ihrem Kurs gegen kritische Stimmen machen sie einen Dialog in der demokratischen Gesellschaft unmöglich.
Die Hohenzollern haben ein Image-Problem. Viele Jahre verhandelten die Nachfahren des abgesetzten Kaisers um Kunstschätze und Entschädigungen. Das passierte hinter verschlossenen Türen, und Familienoberhaupt Georg Friedrich Prinz von Preußen war als Denkmalschützer, Familienvater und Unternehmer bekannt.
Seit 2019 die Verhandlungen öffentlich wurden und später der Satiriker Jan Böhmermann auch die historischen Gutachten zur Rolle der Familie beim Aufstieg Hitlers ans Licht brachte, tut sich die Familie erkennbar schwer mit dem kritischen Licht der Öffentlichkeit.
Historiker will sich wehren
Jetzt errang sie einen juristischen Etappensieg, der ihr Image zumindest nicht verbessert: Das Landgericht Berlin bestätigte eine einstweilige Verfügung gegen den Potsdamer Historiker Winfried Süß. Der hatte in einem Radiointerview davon gesprochen, dass viele Forderungen der Hohenzollern “hochproblematisch” seien, und dann die “Idee” einer Mitsprache der Familie bei historischen Darstellungen, wenn sie durch die öffentliche Hand erfolgen, angeführt. Das Landgericht wertete das als unzutreffende Tatsachenbehauptung.
Süß und sein Institut wollen sich weiter wehren. Der siegreiche Prinz gibt bekannt, er wolle “den Vorgang auf sich beruhen lassen” und “schätze ausdrücklich die wissenschaftliche Arbeit von Winfried Süß und seinen Kolleginnen und Kollegen vom Potsdamer Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung”.
Das könnte Sie auch interessieren:
Das klingt nach Charmeoffensive, bewirkt aber das Gegenteil. Eine historische Debatte mit den Hohenzollern lehnen Forscher und Brandenburgs Wissenschaftsministerin wegen der Klagen ab. Und die Gerichtsverfahren stehen einer Wiederaufnahme der Verhandlungen im Weg.
Wenn die Kaiser-Nachfahren die Gespräche über Kunstschätze und Leihgaben zum Erfolg führen wollen, müssen sie sich einer offenen Debatte über die Geschichte stellen - auch über die Rolle der Familie beim Aufstieg Hitlers. Und sie müssen Klagen zurücknehmen, die so einer Debatte im Weg stehen.