- Angela Merkel hat die Fehlentscheidung öffentlich allein auf sich genommen, was nicht ganz korrekt ist – und Respekt verdient.
- Gleichwohl ist höchste Zeit, die Pandemie-Politik endlich wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen. Ein Kommentar
Berlin – Der kuriose Beschluss von Bund und Ländern für eine Osterruhe, der am Mittwoch zum Glück zurückgenommen wurde, ist nicht einfach nur ein Fehler, ein blödes Versehen, eine Kerbe im Holz. Nein, diese unsägliche und unausgegorene Entscheidung ist die Spitze eines Eisbergs.
Es ist höchste Zeit, die Pandemie-Politik endlich wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen. Es kann nicht sein, dass die Bürgerinnen und Bürger sich immer härteren und zugleich zweifelhaften Maßnahmen unterwerfen und damit das schlechte Pandemie-Management von Bund und Ländern ausbaden müssen.
Die Bitte um Verzeihung der Kanzlerin an die Bürgerinnen und Bürger verdient Respekt. Nicht jeder kann öffentlich falsche Entscheidungen eingestehen. Und es ist eine einmalige Geste in ihrer nun fast 16-jährigen Amtszeit: Die immer noch mächtigste Frau der Welt hat schonungslos einen Fehler eingeräumt und diesen korrigiert.
Merkel will Schaden von der Union abwenden
Merkel hat die Fehlentscheidung öffentlich allein auf sich genommen, was nicht ganz korrekt ist. Es gab einen gemeinsamen Beschluss der Bund-Länder-Runde. Die Kanzlerin hat damit den Versuch unternommen, Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen. Zugleich will sie im Superwahljahr Schaden von der Union abwenden, die sich in der Wählergunst gerade im freien Fall befindet.
Als Machtpolitikerin ist Merkel ausgebufft genug, dass die auf ihr Statement folgenden Forderungen nach Vertrauensfrage und Abgang aus den Reihen der Opposition wenig Wellen geschlagen haben. Ihre Bitte um Verzeihung kam so überraschend und schnell, dass sie wie eine Offensive wirkte.
Merkels Formulierung „ein Fehler“ legt nahe, es handele sich um einen einmaligen Ausrutscher, der mit der Bitte um Verzeihung erledigt sei. Das aber ist mitnichten der Fall. Es müssen Konsequenzen folgen: Merkel und mit ihr Bund und Länder müssen in der Pandemiebekämpfung endlich das bürokratische Klein-Klein hinter sich lassen wie die Frage, ob Bäckereien an einem Gründonnerstag öffnen dürfen und ob Familien über die Ostertage ein Ferienhaus nutzen können.
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