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München hat andere „Sorgen“Im Bayern-Kosmos ist für den 1. FC Köln kein Platz

Lesezeit 5 Minuten
Thomas Tuchel Chef-Trainer, FC Bayern Muenchen laechelnd bei der Pressekonferenz nach dem Spiel. GER, FC Bayern Muenchen gegen 1. FC Heidenheim 1846, Fussball, Bundesliga, 11. Spieltag, Spielzeit 2023/2024, 11.11.2023. DFL DFB REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS as IMAGE SEQUENCES and or QUASI-VIDEO. GER, FC Bayern Muenchen gegen 1. FC Heidenheim 1846, Fussball, Bundesliga, 11. Spieltag, Spielzeit 2023/2024, 11.11.2023. Muenchen *** Thomas Tuchel Head Coach, FC Bayern Muenchen smiling at the press conference after the match GER, FC Bayern Muenchen vs 1 FC Heidenheim 1846, Soccer, Bundesliga, Matchday 11, Season 2023 2024, 11 11 2023 DFL DFB REGULATES PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS as IMAGE SEQUENCES and or QUASI VIDEO GER, FC Bayern Muenchen vs 1 FC Heidenheim 1846, Football, Bundesliga, Matchday 11, Season 2023 2024, 11 11 2023 Muenchen Copyright: xEibner-Pressefoto/HeikexFeinerx EP_HFR

Bayerns Trainer Thomas Tuchel während einer Pressekonferenz

Die Bayern reisen wegen der vielen Nationalspieler erst am Spieltag nach Köln. Der Gegner spielte in der Pressekonferenz überhaupt keine Rolle.

Steffen Baumgart, der Trainer des 1. FC Köln, hat ebenfalls schon mal die Spielplan-Gestaltung der Deutschen Fußball-Liga scharf kritisiert, in dieser Saison echauffierte er sich etwa über die Pokal-Ansetzung. Beim FC Bayern München dreht sich unmittelbar vor dem Spiel am Freitag (20.30 Uhr, Dazn) sogar fast alles um den Austragungszeitpunkt der Partie und den körperlichen Zustand der Spieler. Aber wer, wenn nicht der große FC Bayern mit seinem elitären Kader, wäre in der Lage, diese Strapazen zu verkraften?

Dass es Strapazen sind, ist unstrittig. Schließlich haben die meisten seiner Stars gerade erst eine zehntägige Länderspieltour hinter sich und sind teilweise erst am Donnerstag an die Säbener Straße zurückgekehrt. Auch wenn es dafür nicht unbedingt der Aussage von Bayern-Trainer Thomas Tuchel bedurft hätte, die eher was mit „First-World-Problems“ zu tun hatte. So verwies Tuchel auf den Jetlag bei seinen Verteidigern Minjae Kim und Alphonso Davies, die mit Südkorea im südchinesischen Shenzhen und mit Kanada in Toronto spielten und sogar erst am Donnerstag in München zurückerwartet wurden. Diese hätten zwei, drei Mal im Flieger (bestimmt nicht in der Holzklasse) umsteigen müssen, auch die Zeitverschiebung sei belastend. Das wisse jeder, der etwas Ähnliches schon mal mitgemacht habe. „Der steht morgen wahrscheinlich in Köln irgendwann nach seinem Mittagsschlaf auf und weiß nicht genau, wo er aufgewacht ist“, sagte Tuchel am Donnerstag zum Beispiel über den Koreaner Kim.

Dem Reisestress und dem engen Zeitplan trug der Coach Rechnung. Tuchel verschob kurzerhand die Köln-Reise. Der Bayern-Tross ist nicht wie gewohnt am Vortag angereist, sondern wird erst nach der noch in München absolvierten „Aktivierungseinheit“ am Freitagmittag im Privatflieger nach Köln aufbrechen. Da aufgrund der späten Anstoßzeit eine Rückkehr über den Wolken von Freitag auf Samstag nicht mehr möglich ist, soll so erreicht werden, dass das Team nur eine Nacht im Hotel verbringen muss. „Wir haben uns für kurzfristige Anreise am Freitag entschieden, um den Spielern die Möglichkeit geben, zu Hause zu schlafen“, sagte Tuchel.

Der Trainer hielt sich diesmal allerdings nicht groß mit dem „glorreichen Spielplan“ auf, den er im Vorfeld schon stark kritisiert hatte – auch wenn er auch am Donnerstag erneut von einer „sehr sehr unglücklichen Ansetzung“ sprach. Tuchel übte diesmal lieber generelle Kritik an der Belastung im europäischen Fußball. „Die Leute wollen die besten Spieler mit Freude und Lust Fußball spielen sehen. Das ist in dem Kalender an der absoluten Grenze, wenn nicht drüber.“

FC Bayern München: Wie präsentieren sich die deutschen Nationalspieler?

Nach der abgelaufenen Länderspielpause hätten auch die jeweiligen Nationaltrainer das Feedback gegeben, „dass die Jungs müde sind. Die sind mental müde, die sind emotional müde, die sind physisch müde.“ Und dann ist da die Frage, ob die Ereignisse der vergangenen Tage bei den deutschen Nationalspieler Spuren hinterlassen haben. Joshua Kimmich, Thomas Müller, Leon Goretzka, Serge Gnabry und Leroy Sane dürften nach den blamablen Niederlagen mit Rumpelfußball gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2) gefrustet gewesen sein. Möglich ist aber auch, dass sie Frust in Energie umwandeln werden und zusätzlich motiviert sind.

Der FC Bayern biete nach der ganzen Kritik ein Umfeld, in dem man sich „sicher und ruhig fühlt, wo man die Dinge auch mal abstreifen kann“, will der oft so unnahbar wirkende Tuchel die Spieler praktisch umarmen, dem bis auf Jamal Musiala, Matthijs de Ligt und eventuell noch Raphael Guerreiro alle anderen Nationalspieler zumindest zur Verfügung stehen. Grundsätzlich stünden jedoch alle Nationalspieler „unter Beobachtung“, so Tuchel: „Da werden wir erst spät eine Entscheidung treffen.“

Keine Frage und keine Aussage zum Gegner 1. FC Köln

Dass sich der Bayern-Kosmos nur um sie selbst dreht, wurde am Donnerstag besonders deutlich. Auswärtsspiele wie beim Tabellenvorletzten Köln scheinen fast zu profan, eher wie eine lästige Hypothek, um darauf groß einzugehen. Jedenfalls sagte Tuchel nichts über den Gegner Köln – auch, weil ihm keine einzige Frage zum FC gestellt wurde. Doch vielleicht liegt in dieser Gemengelage eine Chance für den krassen Außenseiter, dem außerhalb der FC-Blase kaum jemand etwas gegen den Rekordmeister zutraut.

Steffen Baumgart hat sich in den Tagen sehr oft zum FC Bayern äußern müssen. Der Kölner Trainer sprach davon, dass er auch gegen den schier übermächtigen Gegner den Glauben seiner Leute voraussetzt. „Ich erwarte von meiner Mannschaft, dass sie mutig ist, dass sie klar ist. Was ich eigentlich immer erwarte. Das hat nichts mit dem großen Namen zu tun, der kommt. Sondern damit, welchen Fußball wir auf dem Platz sehen wollen.“ Baumgart weiß allerdings auch, dass der Serienmeister es wohl selbst in der Hand hat, wie das Spiel in Köln ausgeht. Und dass selbst eine herausragende Leistung seines FC zu wenig sein könnte. „Wir wissen, dass wir am Freitag das beste Spiel unseres Lebens machen können und es trotzdem schiefgehen kann. Wir müssen unser bestes Spiel machen, um eine Chance zu haben. Das wollen wir.“

1. FC Köln: Quartett von Länderspielen gesund zurückgekehrt

Baumgart konnte in der Länderspielpause mit den meisten Spielern arbeiten, nur vier Spieler hatte der 1. FC Köln abzustellen. Mit Florian Kainz und Mathias Olesen waren nur zwei Profis mit ihren A-Nationalmannschaften unterwegs. Eric Martel und Jan Thielmann waren für die U21 des DFB im Einsatz. Die gute Nachricht: Das Quartett ist wohlauf ans Geißbockheim zurückgekehrt.

Am 34. Spieltag der vergangenen Saison war der 1. FC Köln ganz nah dran gewesen, einen Coup gegen den Rekordmeister zu landen. Und der wäre verdient gewesen. Erst in der 89. Minute traf Musiala zum Sieg des Starensembles von der Isar und stach damit in das Herz aller Borussen aus Dortmund, deren Meisterträume erschüttert wurden. Es war ein Treffer nach einer genialen Einzelleistung eines Hochbegabten, der diesmal nicht dabei ist. Mancher FC-Verteidiger wird vielleicht sogar insgeheim etwas aufatmen.

Mögliche Aufstellungen:

1. FC Köln: Schwäbe – Schmitz, Hübers, Chabot, Heintz – Martel, Ljubicic – Thielmann, Kainz, Maina – Selke.- FC Bayern München: Neuer – Mazraoui, Upamecano, Kim, Davies – Kimmich, Goretzka – Coman, Müller, Sané – Kane.