Das Fifa-Urteil erhitzt die Gemüter rund ums Geißbockheim. Wer trägt die Schuld an der Situation? Ein Kommentar.
Kommentar zu Fifa-UrteilDieses Transfer-Risiko hätte der 1. FC Köln niemals eingehen dürfen
Die Fifa mag in ihrer Spitze voller diskutabler Charaktere sein. Doch als Apparat, der den Fußball organisiert, funktioniert der Weltverband tadellos. Die Dinge haben ihre Ordnung in der Fifawelt. Und wer gegen Grundsätze verstößt, bekommt die ganze Härte des Systems zu spüren.
Ein solcher Grundsatz etwa lautet, dass minderjährige Fußballer davor geschützt werden sollen, im Spiel von Geld und Macht zur Ware zu werden. Damit keine Großvereine durch die Welt ziehen und Talenten und deren Eltern Flöhe ins Ohr setzen, damit die ihre Heimat verlassen. Eine recht simple Regel lautet: Wenn ein Fußballer von sich aus einen Vertrag unrechtmäßig kündigt und sich daraufhin einem anderen Verein anschließt, muss dieser neue Verein beweisen, dass er nichts mit der Kündigung zu tun gehabt hat. Das ist kein Wahnwitz. Sondern eine nachvollziehbare Klausel, die den Menschenhandel im Nachwuchsfußball eindämmen soll. Gute Sache.
Der FC wusste, worauf man sich einließ
Der 1. FC Köln hat im Januar 2022 in großer Runde darüber debattiert, ob man Jaka Cuber Potocnik unter Vertrag nehmen solle. Allen war klar, dass man auf dünnem Eis wandelte. Dennoch sagte man ja: Am 30. Januar kündigte der Spieler, einen Tag später beschloss der 1. FC Köln angesichts des überragenden sportlichen Potenzials, das Risiko einzugehen. Exakt zwei Jahre, nachdem der Verein unter großem Klagen sein 16-jähriges Jahrhunderttalent Florian Wirtz wegen einer Mischung aus Arroganz, Dummheit und fehlender Empathie an Bayer 04 Leverkusen verloren hatte.
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Im Fall Potocnik musste der FC abwägen: Auf der einen Seite stand die Aussicht, ein Talent zum Nulltarif zu verpflichten. Auf der anderen das Risiko einer einjährigen Transfersperre.
Alles hing davon ab, ob Potocnik aus triftigem Grund gekündigt hatte. Die Kölner beharren, sie hätten Beweise dafür. Und unterschätzen dabei grundsätzlich, dass nicht sie es sind, die von ihren Beweisen überzeugt sein müssen. Sondern die Richter. Und die waren von den Beweisen aus Ljubljana überzeugt, wo offenbar doch keine Hinterwäldler wirken. Sondern Profis.
Die Geschäftsführer Philipp Türoff und Alexander Wehrle nahmen damals also einen Tag nach dessen einseitiger Vertragskündigung einen 16-jährigen Slowenen unter Vertrag im Wissen, dass dem 1. FC Köln eine Strafe droht, die den Untergang des Vereins bedeuten könnte. Diese Wette hätten sie niemals eingehen dürfen.