Das Jahr 2019 verlief turbulent für den 1. FC Köln. Erst kam ein Hoffnungsträger zurück, es folgten der Aufstieg und eine schwierige Bundesligasaison.
Vier Trainer waren beim FC tätig, es gab einen neuen Vorstand und der Geschäftsführer nahm seinen Hut.
Viele Sachen haben sich in den vergangenen zwölf Monaten beim 1. FC Köln geändert. Ein Rückblick
Köln – Der nächste Aufstieg, ein neuer Vorstand nach sieben Jahren, ein Vier-Trainer-Jahr, Turbulenzen um das Engagement in China und der Abschied von Geschäftsführer Armin Veh – der 1. FC Köln blickt auf ein turbulentes Jahr zurück.
Das Vier-Trainer-Jahr
Das Jahr 2019 war für den 1. FC Köln auch auf der Trainerbank historisch. Im April musste Markus Anfang gehen, nachdem der FC 1:2 gegen Darmstadt verloren hatte. 59 Punkte hatten die Kölner da auf dem Konto, waren auch nach dem 31. Spieltag Tabellenführer. Doch Armin Veh hatte eine Krise zu oft gesehen und reagierte. Auf Anfang folgte André Pawlak, der die Kölner für den Rest der Saison betreute und im Spiel bei der SpVgg Greuther Fürth mit einem 4:0 den Aufstieg sicherte. Allerdings hätte es dieser dreier Punkte gar nicht mehr bedurft. Die 59 Zähler, die Anfang zuvor mit den Kölnern geholt hatte, hätten nicht nur für den direkten Aufstieg, sondern sogar für die Meisterschaft gereicht. Doch hatte Veh schwerwiegende atmosphärische Störungen ausgemacht, und er lag wohl nicht falsch: Je näher man dem Geißbockheim und den beteiligten Personen im Frühjahr 2019 kam, desto geringer wurde die Kritik an der nur scheinbar plötzlichen Trennung.
Nach Pawlak kam Achim Beierlorzer, der den Verein vom Trauma des Abstiegs und der freudlosen Phase unter Anfang befreien sollte. Doch passten der freundliche Franke und sein aufopferungsvoller Fußball nicht zum Kader. Schon nach dem 1:2 daheim gegen die TSG Hoffenheim am 11. Spieltag war Schluss. Markus Gisdol übernahm, und obwohl der Schwabe nicht gerade mit Konfettiparaden in Köln empfangen wurde, gelangen ihm nach holprigem Beginn drei Siege in den drei Spielen vor der Winterpause, die den FC unerwartet hoffnungsvoll ins neue Jahr gehen lassen.
Seit Oktober 2018 trainierte Anthony Modeste wieder beim 1. FC Köln. Schon im Sommer hatte er seinen Vertrag beim chinesischen Klub Tianjin Quanjian wegen ausbleibender Zahlungen gekündigt. Doch erst am 14. Februar erhielt er seine Spielberechtigung.
Tags darauf erzielte er in Paderborn unmittelbar nach seiner Einwechslung den Treffer zur 2:0-Führung. Doch Köln verlor noch 2:3. Nach einem verletzungsfreien Sommer suchte Modeste in der neuen Bundesligasaison jedoch seine Form.
Spinners Abschied
Am Karnevalssonntag, es war der 3. März, sorgte Armin Veh nach dem Kölner 2:1-Sieg in Ingolstadt für Turbulenzen, als er noch im Stadion von einem „irreparabel beschädigten“ Vertrauensverhältnis zu Präsident Werner Spinner berichtete.
Veh hatte damit eine Führungskrise ausgelöst. Es kam zur großen Sitzung in der Zentrale des Hauptsponsors Rewe. Doch noch bevor alle Teilnehmer eingetroffen waren, hatte der Präsident seinen Rücktritt erklärt. Man habe dem ehemaligen Vorstand der Bayer AG Brücken gebaut, hieß es zwar hinterher. Doch war für Spinner etwa der Vorschlag, für die verbleibenden sechs Monate seiner Amtszeit die Öffentlichkeit zu meiden, keine Alternative. Ein bisschen Frieden, indem man stillhält? Keine Chance. Stefan Müller-Römer, der Vorsitzender des Mitgliederrats, rückte für den Rest der Amtszeit in den Vorstand nach.
Woran hatte es gelegen? Werner Spinner war im Skiurlaub gestürzt und in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Dort grübelte er über das schwierige Verhältnis von Trainer Markus Anfang und Armin Veh. Anfang war mehrfach Opfer vereinsinterner Intrigen geworden, der Trainer kam schlecht an bei Spielern und Mitarbeitern – und Veh war keine Hilfe. Spinner hatte schlechte Erfahrungen mit einer schwachen Trainer-Manager-Bindung gemacht. Das zerrüttete Verhältnis zwischen Jörg Schmadtke und Peter Stöger war ein Auslöser des Abstiegs im Jahr 2018 gewesen.
Nun wollte er nicht wieder zu lang warten – und schickte vom Krankenbett aus eine Sprachnachricht an seine Vizepräsidenten: Man dürfe nicht weiter zuschauen und könne nur zu dem Schluss kommen, dass entweder der Trainer oder „die Geschäftsführung“ gehen müssten. Spinner formulierte schleppend, er sei derangiert, sagte er selbst, daher delegiere er die Debatte an seine Vizepräsidenten. Für eine Entscheidung hätten die ohnehin das Votum des Gemeinsamen Ausschusses benötigt. Spinner wollte niemanden entlassen, schon gar nicht Finanzchef Wehrle. Doch seine Stellvertreter gaben den Inhalt missverständlich an die Geschäftsführung weiter.
Schon zuvor hatte Spinner personelle Konsequenzen gefordert. Etwa nach der schiefgelaufenen Mitgliederversammlung gegen Mitarbeiter der Direktion Kommunikation. Oder gegen einen Physiotherapeuten, der Intrigen gegen Markus Anfang gesponnen hatte. Nun also Trainer oder Geschäftsführer? Das klang verrückt – war es aber nicht: Keine zwei Monate später entließ Armin Veh den Trainer – um im November selbst seinen Rücktritt zu erklären.
Aus gegen Lottner
Die eigens für das Spiel herbeigeschaffte Flutlichtanlage dürfte eine Erinnerung bleiben an das Zweitrunden-Aus des 1. FC Köln in Völklingen gegen den Regionalligisten 1. FC Saarbrücken.
Die viel zu niedrigen Masten ließen die Spieler lange Schatten werfen, und im Schummerlicht ging der FC beim 2:3 nach allen Regeln der Kunst unter. Trainer des FCS war Ex-FC-Kapitän Dirk Lottner, der sich nicht lang freuen konnte: Anfang Dezember wurde er entlassen – als Tabellenführer.
Der Ruf der Heimat
Im Sommer war Armin Veh bester Dinge. Er hatte einen Trainer gefunden, der ihn vollends überzeugte: Achim Beierlorzer, der Franke mit Erfahrung als Gymnasiallehrer, schien die perfekte Wahl zu sein. Den Klassenverbleib könne er versprechen, sagte Veh einmal. Ebenso wichtig für den Schwaben: Wenn es laufe, könne er auch „mal wegbleiben“: Mehr Zeit in der Heimat – Vehs Idealvorstellung einer guten Saison.
Tatsächlich lief es dann doch nicht so gut. Und mit Beierlorzers Abschied musste auch Veh seinen Posten räumen – nach weniger als zwei Jahren. Zuvor hatte er schon erklärt, nicht über den Sommer 2020 hinaus bleiben zu wollen. Horst Heldt übernahm.
Forsche Jugend
Bei allem, was unrund gelaufen ist beim 1. FC Köln im Jahr 2019, gab es gerade im zweiten Halbjahr mehrere Lichtblicke: Seit Beginn der Bundesligasaison haben gleich drei Spieler aus dem eigenen Nachwuchs ihre Debüts für den FC gegeben. Linksverteidiger Noah Katterbach (18), Offensivspieler Jan Thielmann (17) und Linksaußen Ismail Jakobs (20) sind mittlerweile Profis – und standen zuletzt gemeinsam mit Zugang Sebastiaan Bornauw auf dem Platz, der ebenfalls erst 20 Jahre zählt.
Konflikt mit China
Schon länger schwelte der Konflikt um das Engagement des 1. FC Köln in China: Viele Fans sahen die Verbindung zum totalitär regierten Land kritisch, und schon im Sommer hatte Stefan Müller-Römer nach seiner Entsendung in den Vorstand dafür gesorgt, dass die China-Pläne nicht weiterverfolgt wurden. Dabei blieb es – auch der neue Vorstand wollte kein Engagement in China.
Der Plan, in Shenyang eine Fußball-Akademie zu konzipieren, wurde gestoppt. Um sich auf den Klassenerhalt zu konzentrieren, hieß es offiziell. Weil man China für eine „brutale Diktatur“ hält, teilte Stefan Müller-Römer im „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit – und sorgte für ein internationales Echo.