Kölns Co-Trainer André Pawlak spricht über die Rettung, die letzten Spiele und seine Aufgabe mit den Stürmern um Davie Selke.
Nach dem KlassenerhaltDer 1. FC Köln entscheidet die Titel- und Abstiegsfrage mit
Beim 1. FC Köln wurde am Montag auffallend viel gelacht, allerdings auch konzentriert gearbeitet. Nach dem 2:1-Sieg in Leverkusen und den weiteren Ergebnissen des 31. Spieltags ist klar, dass die Kölner den Klassenerhalt bereits sicher haben und bald zum ersten Mal seit dem ersten Abstieg 1998 in ihre fünfte Bundesliga-Saison in Folge gehen.
Durchatmen ist deshalb angesagt am Geißbockheim, schließlich war die laufende Saison nicht frei von Problemen; die große Verletzungsmisere und eine längere Schwächephase haben ihre Spuren bei allen Beteiligten hinterlassen. „Natürlich fällt da eine Last von einem ab. Dass wir drei Spieltage vor Schluss die Klasse gehalten haben, ist nicht selbstverständlich – vor allem nach dem, was wir in diesem Jahr so erlebt haben. Da ist ja eine ganze Menge passiert mit unseren Spielen in Europa und den Verletzungen. Da muss man seinen Hut vor der Mannschaft ziehen“, sagte am Montag Co-Trainer André Pawlak, der in Abwesenheit von Steffen Baumgart, der in Frankfurt an der Trainertagung der DFL teilnahm, das Training leitete.
Auch wenn Pawlak Glückwünsche zum Klassenerhalt gern entgegennimmt, so ist die vorzeitige Rettung für den unaufgeregten Assistenten keine große Überraschung, sondern das, womit man intern gerechnet hatte. „Wir wissen, was wir können. Deswegen ist es sicher keine Sensation, wir hatten uns 40 Punkte vorgenommen, und die sind ja auch noch absolut erreichbar.“ Der Klassenerhalt sei das Minimalziel gewesen. Pawlak benennt, was aus seiner Sicht der Schlüssel zum Erfolg war. „Wir haben alle die Ruhe bewahrt und nie Hektik aufkommen lassen. Und Steffen hat alles großartig moderiert.“ Mit dieser Ruhe, dem Glauben an die eigene Stärke und dem Vertrauen, das man auch den jungen Spielern entgegenbracht habe, sei man so gut über die Runden gekommen. „Unsere große Stärke sind der Zusammenhalt, die Ausgeglichenheit im Kader und das Vertrauen vom Trainerteam“, meint der 52-Jährige.
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Die 40-Punkte-Marke soll nun bereits am Freitag (20.30 Uhr, Dazn) übertroffen werden, wenn Abstiegskandidat Hertha BSC ins Rhein-Energie-Stadion kommt. „Die Mannschaft ist hungrig, keiner hat Lust, die Saison austrudeln zu lassen. Wir machen keinen Feierabendfußball von nun an, sondern bleiben konzentriert und würden gerne das Zünglein an der Waage sein“, sagt Pawlak und bezieht sich auch auf den Meisterschaftskampf. Am letzten Spieltag tritt der FC Bayern in Müngersdorf an und könnte im Fernduell mit Dortmund einen Sieg benötigen.
Pawlaks Lob für Selke
Beim 1. FC Köln teilen sich seit geraumer Zeit Baumgarts Assistenten die Arbeit nach Mannschaftsteilen auf. Pawlak betreut die Offensivspieler. Und natürlich hat er sich intensiv mit Davie Selke beschäftigt, dem Winter-Zugang, der mit seinen beiden Treffern in Leverkusen zum Derby-Helden avancierte. „Davie hat unfassbar konzentriert gearbeitet“, lobt Pawlak, der mit Selke insbesondere an dessen Physis gearbeitet hat. Pawlak: „Wir sind sehr froh darüber, dass Davie jetzt auch körperlich auf dem Niveau ist, um unser Spiel mitzuspielen. Wir haben immer gesagt: Wenn wir ihn im Strafraum in Position bringen können, dann wird er auch Torgefahr ausstrahlen. Auch die Mitspieler haben sich besser auf ihn eingestellt. Das hat man jetzt gesehen, und das soll auch nicht aufhören.“
Für Selke wird die kommende Partie gegen Hertha sicherlich die bisher emotionalste in seiner Kölner Zeit. Denn unter dem heutigen Trainer Pal Dardai hatte er 2017/18 seine bis dato beste Saison als Profi erlebt (Zehn Tore, vier Vorlagen), Berlin sei für ihn zudem Heimat geworden. „Das ist ein besonderes Spiel. Ich gucke natürlich noch immer nach Berlin, vor allem jetzt“, sagt Selke, der seine vier Jahre bei Hertha als „schöne Zeit mit vielen Höhen, aber auch einigen Tiefen“ beschrieb. Doch Selke kann seinen Teil dazu beitragen, dass sein Ex-Klub absteigen muss – wenn auch rechnerisch noch nicht am 32. Spieltag.
Defensive Hertha erwartet
Für Pawlak ist die Aufgabe gegen Hertha dagegen weniger mit Sentimentalitäten verbunden, er will mit dem FC den ersten Heimsieg seit dem 12. Februar (3:0 gegen Frankfurt) einfahren. „Natürlich wollen wir Freitag gewinnen – vor allem für unsere Fans und unsere Spieler, die uns verlassen. Für sie sollten es unvergessliche Erlebnisse werden.“ Doch der Co-Trainer ahnt, dass die Aufgabe schwierig werden könnte. Pawlak rechnet jedenfalls nicht damit, dass Hertha viel fürs Spiel tun wird: „Unter Pal Dardai spielt Hertha eher einen abwartenden Fußball. Sie hatten gegen Stuttgart nur 30 Prozent Ballbesitz. So erwarten wir sie auch am Freitag.“
Pawlak war übrigens der letzte Zweitliga-Trainer des FC, als er in der Saison 2018/19 nach der Freistellung von Markus Anfang die Mannschaft interimsmäßig übernommen und die Rückkehr ins Oberhaus über die Ziellinie gebracht hatte. Der gebürtige Gelsenkirchener hätte nichts dagegen, wenn er auch der letzte Zweitliga-Trainer der Kölner bliebe: „Das hoffe ich doch sehr. Der FC gehört in die Erste Liga, mit der 2. Bundesliga können wir uns nur schwer anfreunden.“ Doch das muss er vorläufig auch nicht.