Der 1. FC Köln hat den sechsten Bundesliga-Aufstieg seiner Vereinsgeschichte geschafft.
1997/98 stieg der Klub erstmals aus der Bundesliga ab – es folgte ein Auf und Ab mit vielen verschiedenen Trainern.
Autor und FC-Fan Marcus Flesch blickt auf 22 Jahre zurück – mit großen Emotionen, dramatischen Momenten und vielen Tränen.
Köln – Im Fußball fallen mitunter Tore, die man schon in der Entstehung voraussehen kann. Eines davon war der Treffer von Alexander Voigt am 8. Mai 2000: Es läuft die Schlussphase des Auswärtsspiels des 1. FC Köln bei Hannover 96 am 30. Spieltag der 2. Bundesliga. Mit einem Sieg ist der FC nicht mehr von einem Aufstiegsplatz zu verdrängen.
Die Niedersachsen hatten bereits mit 2:0 und 3:1 geführt. Jetzt, in der 81. Minute steht es 3:3 und im Mittelfeld hat Voigt viel Platz. Aus gut 25 Metern zieht er einfach mal ab. Im gleichen Moment weiß ich: Der passt! Und wie der passt. Die Kugel schlägt oben links im Torwinkel ein und mit den anderen gut 2000 FC-Fans im Gästeblock des Niedersachsenstadions verfalle ich in eine euphorische Ekstase.
Ekstase auf dem Stadionzaun
Ich versuche, wie viele andere auch, unfallfrei die 3 bis 4 Meter zu überwinden, die den höher gelegenen Gästebereich vom unteren Stadionring trennen. Es zieht uns an den Zaun zum Stadioninnenraum. Wir wollen unseren Aufstiegshelden so nahe wie möglich sein. In diesem Augenblick trifft Markus Kurth zum entscheidenden 5:3. Nicht nur bei mir fließen Freudentränen, um mich herum tobt der kollektive Wahnsinn in Rot und Weiß.
Das ist nun beinahe auf den Tag genau 19 Jahre und fünf weitere Aufstiege her. Und jedes Mal war ich beim entscheidenden Spiel im Stadion dabei, wenn der FC die letzten notwendigen Punkte für die Rückkehr in die Beletage des deutschen Fußballs einfuhr. Nur in diesem Jahr musste ich aus familiären Gründen passen.
Was ist ihre FC-Geschichte?
Der 1. FC Köln ist aufgestiegen, endlich. Sind Sie treuer Fan und haben die Auf- und Abstiege in den vergangenen Jahren als emotionale Achterbahnfahrt erlebt? Schicken Sie uns Ihre lustigsten oder emotionalsten Auf- oder Abstiegsgeschichten und Erlebnisse mit dem FC. Wir veröffentlichen eine Auswahl der Einsendungen.
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Mit den Jahren ließ bei mir die Trauer über die Abstiege genauso nach, wie die Freude bei einem Aufstieg. Abnutzungserscheinungen? Tatsächlich kullerten die letzten Tränchen der Freude über einen Wiederaufstieg am 28. April 2003. Das Müngersdorfer Stadion wurde gerade zum Rhein-Energie-Stadion umgebaut.
Die neue Südtribüne erlebte ihren ersten Aufstieg. Carsten Cullmann und Francis Kioyo schossen mit ihren Toren den 2:1-Sieg über den FC St. Pauli heraus. Ich hatte seit dieser Saison endlich wieder einen festen Platz im Stadion, nachdem ich während der Umbauphase auf wechselnden Plätzen die Spiele verfolgt hatte.
Am 2. Mai 2005 fuhr ich mit Freunden zum dritten Aufstiegsfinale ins Erzgebirge nach Aue. Übrigens wieder an einem Montag. In der ersten Spielminute schoss Andrzej Juskowiak auf das FC-Tor. Vorbei. Dachte jeder der 15000 im Stadion. Schiedsrichter Wolfgang Stark entschied nicht nur zu meinem Entsetzen auf Tor.
Auf der Videowand im Erzgebirgsstadion flimmerte die Szene über den Bildschirm. Alle sahen es. Kein Tor. Dennoch 1:0 für den FC Erzgebirge. Christian Springer und Marius Ebbers drehten das Spiel noch und ich sprang in meinem Glücksbringer-Trikot von Nottingham Forest durch den Gästeblock. Tränen flossen diesmal – zumindest bei mir – nicht mehr.
Am 11. Mai 2008 vollendete der FC einen dramatischen Saisonendspurt. Mittwochs zuvor hatte sich die Mannschaft mit 3:1 in Augsburg bei gleichzeitigen Patzern der Konkurrenz ein Endspiel zu Hause gegen Mainz 05 erkämpft. Das Prekäre: Ein Sieg bedeutete den Aufstieg; eine Niederlage aber konnte das Ende aller Träume bedeuten. Nach einem souveränen 2:0-Sieg stand ich auf meinem Sitz im Oberrang Süd und zog an einem Siegeszigarillo. Dabei bin ich Nichtraucher. Später gesellte ich mich zu den Tausenden auf den Rasen und setzt mich mit meiner heutigen Ehefrau in den Anstoßkreis.
Zum bislang letzten Mal stand ich am 21. April 2014 auf dem heiligen Rasen von Müngersdorf. Sechs Tage zuvor war ich zum ersten Mal Vater geworden und nach einem 3:1 über den VfL Bochum hoffte ich seinerzeit, dass dies die letzte Rückkehr in die Bundesliga sein möge, die es zu feiern galt. Eine Hoffnung, die ich spätestens nach diesem – dem sechsten – Aufstieg nicht mehr hegen kann. Abnutzungserscheinungen.
Abstieg 1997/98
Auch Toni Polster konnte nicht mehr helfen. Der erste Abstieg kam zwar unglücklich zustande, hatte sich aber schon lange abgezeichnet
Aufstieg 1999/2000
Einer bitteren Lehrstunde in der ersten Zweitliga-Saison mit Trainer Bernd Schuster folgte eintriumphaler Aufstieg unter Ewald Lienen.
Abstieg 2001/02
Bereits in akuter Abstiegsgefahr übernahm Christoph John das Traineramt von Lienen und wurde dann seinerseits von Friedhelm Funkel abgelöst.
Aufstieg 2002/03
Den Abstieg konnte Funkel nicht verhindern, aber ihm gelang der direkte Wiederaufstieg mit 25 ungeschlagenen Spielen in Serie.
Abstieg 2003/04
Nach nur einem Jahr stieg der FC erneut ab. Ein Hoffnungsschimmer war der Durchbruch vonLukas Podolski bei den Profis unter Marcel Koller.
Aufstieg 2004/05
Nach seiner Wahl zum Präsidenten holte Wolfgang Overath Trainer Huub Stevens. Mit demNiederländer gelang erneut der Wiederaufstieg.
Abstieg 2005/06
Auf den zurückgetretenen Stevens folgte Uwe Rapolder. In der Winterpause wurde der mit hohen Erwartungen geholte Trainer durch Hanspeter Latour ersetzt.
Aufstieg 2007/08
In seiner zweiten Amtszeit beim 1. FC Köln brauchte Christoph Daum zwei Anläufe, um die Rückkehr in die Bundesliga zu schaffen.
Abstieg 2001/12
Mit Ståle Solbakken kam erneut ein Trainer, der die Erwartungen nicht erfüllte. Auch Nachwuchstrainer Frank Schaefer schaffte die Wende nicht.
Aufstieg 2013/14
Peter Stöger führte den FC zurück in die Bundesliga. Nach der ersten Qualifikation für den Europapokal nach 25 Jahren verließ auch ihn das Glück.
Abstieg 2017/18
Die Rückkehr nach Europa bezahlte der FC mit dem sechsten Abstieg. Peter Stöger und Jörg Schmadtke hinterließen eine nicht bundesligataugliche Mannschaft.
Aufstieg 2018/19
Trotz besorgniserregenden Zustands gelingt dem FC die direkte Rückkehr in die Bundesliga. Große Euphorie kommt beim Anhang aber nicht auf.