Der siebte Abstieg des 1. FC Köln ist das Ergebnis einer Kette vermeidbarer Fehler, die ihren Ursprung im Versagen der Klubführung hat.
Kommentar zum 1. FC KölnDieser Abstieg ist die Folge eines umfassenden Führungsversagens
Eine letzte Überraschung ist der Mannschaft des 1. FC Köln am Samstag dann doch noch gelungen: Nach einer Woche voller Hoffnung, die dem Sensationssieg über den direkten Konkurrenten Union Berlin gefolgt war, schafften es die Kölner, in Heidenheim auf kaum mehr für möglich gehaltene Weise zu versagen.
Statt die Partie mit der Energie anzugehen, die jeder Fünftligist in einem Pokal-Erstrundenspiel bei einem Bundesligisten entfesseln kann, leisteten sich die Kölner einen beispiellosen Untergang, und die Verantwortlichen werden froh gewesen sein, diesen Auftritt nicht im eigenen Stadion hingelegt zu haben. Sondern nur vor den Augen derer, die sie wohl auch bis in die Bezirksliga begleiten würden. Und diese Kritiklosigkeit als Treuebeweis missverstehen.
FC-Abstieg: Köln gehört zu den Abgehängten
Sollte das alles noch Teil des Plans sein, ist endgültig die Zeit gekommen, den Plan und seine Urheber in Frage zu stellen. Nie zuvor in seiner Bundesligageschichte hat der 1. FC Köln in einer Saison weniger Siege errungen als in dieser, der siebte Abstieg ist verdienter, als es sich anfühlen mag: Zwar durfte Köln noch bis zum 34. Spieltag von der Relegation träumen. Das allerdings lag daran, dass die Bundesliga längst ein Mehrklassensystem ist mit einer Spitze, die praktisch jedes Spiel gewinnt. Einem Mittelbau der Hoffenden. Und einem Klub der Abgehängten, der ums nackte Überleben kämpft.
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Der 1. FC Köln gehört zu den Abgehängten, es ist ein selbstgewähltes Schicksal. Die Geschichte des Traditionsvereins wird vorerst in der Zweiten Liga ihre Fortschreibung finden. Dort wird der dreimalige Meister nicht allein sein. Berlin, Hamburg, Köln: Drei der vier größten Städte des Landes spielen nun zweitklassig, und wären die Einnahmeverluste im Unterhaus nicht so dramatisch, die Aussicht auf ein Jahr ohne Duelle mit Hoffen- und Heidenheim sowie Wolfs- und Augsburg wäre wohl nicht weiter schlimm. Doch nichts ist gut an der Zweiten Liga, dem Friedhof der Traditionsklubs.
Die Kölner haben in dieser Saison derart stringent an ihrem Untergang gearbeitet, dass es nun beinahe wie Vorsatz, mindestens aber nach Fahrlässigkeit aussieht. Die tölpelhaft verschuldete Transfersperre bedeutete ein Novum im deutschen Fußball. Nie verstieß ein deutscher Klub derart gegen die Fifa-Regularien. Das Urteil des Internationalen Sportgerichtshofes in Lausanne war eine Blamage ohne Beispiel: In Verkennung der Lage probierten die Kölner eine kindische Strategie, mit der sie den Klub zum Gespött machten. Ein halbes Jahr nach dieser Peinlichkeit ist nach wie vor keine Aufarbeitung erfolgt.
Im Sommer war die Sperre zwar aufgeschoben, doch für jeden, dem die Hybris nicht den Blick verstellte, kein bisschen aufgehoben. Damals den Kader nicht zu verstärken, sondern alle Mittel in den Abbau von Altlasten zu stecken und Sanierungsfantasien auszuleben, führte geradewegs ins Desaster. Klug zu sparen, bedeutet nicht, kein Geld auszugeben. Die Herausforderung ist, die zur Verfügung stehenden Mittel vernünftig einzusetzen. Das ist Geschäftsführer Christian Keller nicht gelungen, wie er auch die Gefahr falsch einschätzte, die von der Causa Potocnik ausging. Und die Trainerentscheidung im Januar hatte dann auch keine entscheidende Wirkung mehr.
Dass die Kölner in Zeiten einer Transfersperre absteigen und ihre letzten Leistungsträger verlieren werden, markiert die schwerste Stunde des Vereins seit seiner Gründung im Jahr 1948. Das alles ist keine Aneinanderreihung unglücklicher Umstände. Sondern die Folge eines umfassenden Führungsversagens.
Nun muss sich zeigen, wer bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Denn auch darauf wird es ankommen beim Wiederaufbau: Dass beim 1. FC Köln Menschen in die erste Reihe treten, die in der Lage sind, Größe zu zeigen. Das wäre jedenfalls ein Plan.