- Seit anderthalb Jahren spielt der gebürtige Bonner in Köln, doch ist Markus Gisdol schon sein dritter Trainer.
- Der Vorlagenkönig der vergangenen Saison sagt, dass aufgrund des Absturzes ein neuer Impuls von der Bank notwendig war.
- Drexler bedauert, dass sein Freund Louis Schaub freigestellt wurde.
Benidorm – Dominick Drexler verfügt entweder über hellseherische Fähigkeiten oder ist einfach ein sehr optimistischer Mensch. Der Offensivspieler des 1. FC Köln hatte nach der 0:2-Niederlage am 8. Dezember bei Union Berlin davon gesprochen, „keine tote Mannschaft“, sondern „sehr viel Positives“ gesehen zu haben. Dafür hatte er viel Kritik einstecken müssen.
Volle Überzeugung
Ein Problem hatte der 29-Jährige mit diesem Echo nicht. Denn die Sätze waren nicht einfach dahin gesagt. Sondern entsprachen seiner Überzeugung. „Ich bin eine ehrliche Haut und habe das so gesehen. Seit dem Trainerwechsel stehen wir wesentlich kompakter und lassen weniger Chancen zu. Im Spiel bei Union hatten wir auch schon unsere Chancen, aber wir haben es noch nicht geschafft, uns das Spielglück zu erarbeiten. Das ist uns in den letzten drei Spielen gelungen“, sagt der 29-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung.
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Der Trainerwechsel von Achim Beierlorzer zu Markus Gisdol sei notwendig gewesen, da legt sich Drexler fest. So viel falsch habe der einstige Coach zwar gar nicht gemacht, aber: „Wir waren in einem ganz gefährlichen Abwärtsstrudel drin. Wir konnten nicht einfach so weitermachen. Deshalb war es notwendig, einen neuen Weg zu gehen. Es war wichtig für die Mannschaft, einen neuen Impuls zu bekommen.“ Drexlers Aussage ist keine Einzelmeinung in der Kölner Mannschaft und sie macht deutlich, dass Beierlorzer die Kabine offenbar schon lange verloren hatte.
Drexler habe dennoch überrascht, dass der beim FC entlassene Beierlorzer kurz darauf bei Konkurrent Mainz 05 anheuerte. „Es ist schon verrückt: Der Trainer, der vor dem Heimspiel gegen Hoffenheim bei uns noch mit so viel Power und Elan die Kabinenansprache gehalten hat, arbeitet neun Tage später bei einem Konkurrenten“, sagt der gebürtige Bonner ebenfalls deutlich.
„Der Druck ist extrem hoch“
Markus Gisdol ist nun bereits sein vierter Trainer in anderthalb Jahren Köln. Sein erster, Markus Anfang, war auch sein Coach bei Holstein Kiel und sicherlich sein Förderer. Doch der ist längst Geschichte. Die Trainer-Fluktuation beim FC war zuletzt hoch. Das habe er sich anders gewünscht, doch der Erfolgsdruck werde immer größer, so Drexler: „Es steht so viel auf dem Spiel, am Erfolg hängt so viel – für die Mitarbeiter, für den ganzen Klub. Die Mechanismen greifen heute früher. Der Druck auf die Verantwortlichen ist extrem hoch.“
Schaub vor dem Abschied
Gewöhnen muss sich der Rheinländer noch daran, dass der vor dem Trainingslager freigestellte Österreicher Louis Schaub nicht mehr zum Kölner Kader zählt. „Ich bin gut mit Louis befreundet. Daher tut mir das doppelt leid. Aber auch das ist ein Teil des Geschäfts, den Außenstehende vielleicht nicht immer nachvollziehen können.“ Drexlers Hoffnung: Dass die Ausbootung bei allen vier Spielern eine positiven Effekt auf die weitere Karriere hat. „Das kann alle zu noch besseren Spielern machen, ganz einfach, weil sie es allen beweisen wollen. Das ist eine besondere Motivation.“ Drexler selbst habe bereits Ähnliches erlebt, ging auch durch ein Karrieretief. „Ich bin in Fürth in der Zweiten Liga aussortiert worden und bin dann mit Aalen abgestiegen. Danach wollte mich erst auch keiner mehr haben.“ Diese Erfahrung habe ihm aber nicht geschadet, im Gegenteil. Und auch Schaub fällt nicht ins Bodenlose, der Österreicher steht vor einem Wechsel zum Hamburger SV.
Reifer Debütant
In Köln hat Drexler mit 29 Jahren die erste Bundesliga-Halbserie absolviert. 13 Mal kam der Bonner bisher zum Einsatz, der zwischenzeitlich wegen einer Adduktoren-Verletzung passen musste. Zwei Tore und eine Torvorlage steuerte er bei. In der Zweiten Liga war er noch der Vorlagenkönig (17 Torvorlagen), zudem erzielte er neun Tore. Doch die gelangen ihm in 33 Partien – und eben eine Liga tiefer. Zuletzt ging es aber auch bei Drexler deutlich aufwärts. Und so sieht er sich selbst als einen Profiteur des Trainerwechsels an. „Ich habe zuvor selten auf der Position gespielt, die ich am meisten mag – im Zentrum. Diese Position gab es im System von Achim Beierlorzer nicht, da bin ich oft auf die Flügel ausgewichen“, erklärt der Kölner, der wie das ganze Team in den letzten drei Spielen vor der Winterpause ins Rollen kam. „Wir hatten uns gerade in einen Flow gespielt. Eigentlich war es schade, dass dann die Pause kam. So müssen wir unbedingt weitermachen. Wir können noch weitaus besser spielen. Und das müssen wir auch. Denn keiner von uns will noch einmal in die Zweite Liga zurück.“