- Unternehmer Yuhui Shu war im Januar 2019 verhaftet worden.
- Das Vermögen des Milliardärs ist beschlagnahmt worden, der Verein steht mittlerweile unter Verwaltung des örtlichen Fußballverbands.
- Anthony Modeste streitet vor dem Internationalen Sportgerichtshof weiter um 14 Millionen Euro aus einem Vermarktungsvertrag mit den Chinesen.
Köln – Die Aussichten für FC-Stürmer Anthony Modeste, doch noch an sein Geld aus China zu kommen, haben sich weiter eingetrübt. Am Mittwoch wurde Yuhui Shu, der Chef der Quanjian-Gruppe, die Modestes Ex-Klub Tianjin Quanjian einst betrieb und finanzierte, von einem Gericht in Tianjin zu neun Jahren Gefängnis und einer Strafe von 50 Millionen Yuan (6,5 Millionen Euro) verurteilt. Shu war im vergangenen Januar verhaftet worden. Damals war eine vierjährige Krebspatientin verstorben, nachdem ihre konventionelle Krebstherapie abgebrochen und mit Gesundheitsprodukten der Firma Quanjian behandelt worden war. Der Fall hatte in China nach umfassender Berichterstattung in den sozialen Medien große Aufmerksamkeit erregt; Shu war daraufhin mit elf Kollegen aus der Unternehmensführung verhaftet worden – zunächst wegen falscher Werbung. Shus Mit-Verhaftete erhielten am Mittwoch Freiheitsstrafen zwischen drei und sechs Jahren. Außerdem erhielt die Firma eine Geldstrafe von 100 Millionen Yuan, ihr Vermögen wurde eingezogen.
Kriminelles Schneeballsystem
Verurteilt wurde der ehemalige Milliardär Shu allerdings nicht nur wegen des Handels mit wirkungslosen Heilmitteln. Seit dem Jahr 2007 hatte sein Unternehmen ein Schneeballsystem etabliert. Quanjian brachte Konsumenten dazu, Präparate zu sagenhaft überteuerten Preisen zu kaufen, wodurch sie eine Mitgliedschaft erwarben. Gelang es diesen Mitgliedern nun wiederum, weitere Kunden für Quanjian zu werben, profitierten sie von deren Einkäufen – und den Einkäufen derer, die diese Kunden später warben.
Wehrle und Schulz reisten nach China
Im Oktober 2018 war FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle mit dem SPD-Politiker Martin Schulz und Modestes Beraterin nach Tianjin gereist und hatte Shu in dessen unterirdischer Zentrale getroffen. Im Rahmen eines Abendessens fanden die Parteien zueinander, Beteiligte beschrieben, dass unter Beachtung der örtlichen Folklore größere Mengen Reisschnaps zum Einsatz gekommen seien. Darüber hatten sich die FC-Vertreter und Shu Yuhui derart angenähert, dass Modestes Rückkehr zum 1. FC Köln plötzlich möglich schien.
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Allerdings hielten sich die Chinesen nicht an ihre Zusagen und verweigerten Modeste die Freigabe. Im Streit um die Spielgenehmigung für den Franzosen urteilte die Fifa im Dezember 2018, Modeste stünden zwar noch Zahlungen aus Tianjin zu. Allerdings habe der Franzose aus nichtigem Grund gekündigt, schließlich sei ihm der Verein nur 260.000 Euro schuldig geblieben, den Großteil habe Modeste erhalten. Neben dem Anstellungsvertrag des Franzosen, den Tianjin soweit erfüllt hatte, gab es nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ jedoch eine weitere Vereinbarung, mit der Modeste persönliche Rechte an den Verein abtrat, sogenannte „Image Rights“. Rund 14 Millionen Euro sollen dem 31-Jährigen aus diesem Papier zustehen, allerdings stellt die chinesische Seite die Rechtmäßigkeit des Vertrags in Frage.
Rätsel um zweiten Vertrag
Offenbar sogar zu Recht – allerdings glaubt Modestes Seite, Beweise dafür zu haben, dass die Chinesen den Vertrag absichtlich auf eine formal unrechtmäßige Weise abschlossen, um ihn nicht erfüllen zu müssen. Das wiederum spräche dafür, dass Modeste sein Arbeitsverhältnis aus einem gewichtigen Grund gekündigt hat. Das hatte die Fifa in ihrem Urteil vom 6. Dezember 2018 noch verneint.
Modeste hofft nun weiter auf die 14 Millionen Euro. Der Verein heißt mittlerweile Tianjin Tianhai und steht unter der Kontrolle des Fußballverbands der Stadtprovinz Tianjin. Der Verein beendete die im Dezember abgelaufene Saison der chinesischen Super League auf dem drittletzten Rang mit vier Siegen aus 30 Spielen.