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1. FC Köln in der AnalyseFC zeigt Geschlossenheit gegen BVB – doch die Offensive schwächelt

Lesezeit 4 Minuten
Ein enttäuschter 1. FC Köln verabschiedet sich von den Fans im Dortmunder Signal-Iduna-Park.

Ein enttäuschter 1. FC Köln verabschiedet sich von den Fans im Dortmunder Signal-Iduna-Park. Das Gastspiel gegen den BVB endete in einer Niederlage.

Ohne Punkte endet der Auftakt der Bundesliga-Saison für den 1. FC Köln nach einem 0:1 in Dortmund. Die Analyse zur Niederlage gegen den BVB.

Das Wichtigste zuerst

Der 1. FC Köln hat zum Auftakt der neuen Bundesliga-Saison äußerst unglücklich 0:1 bei Borussia Dortmund verloren. Steffen Baumgarts Mannschaft lieferte dem Vizemeister vor 81.365 Zuschauern einen gewaltigen Kampf, hatte trotz deutlich weniger Ballbesitz die besseren Torchancen, kassierte aber zwei Minuten vor Schluss durch einen verunglückten Schuss des Niederländers Donyell Malen nach einem Eckball noch den Treffer des Abends.

Zuvor hatte Köln gegen eine enttäuschende Dortmunder Mannschaft besonders in der zweiten Halbzeit große Räume bespielen können, jedoch Schwierigkeiten gehabt, konsequent abzuschließen.

Das Tor

Köln hatte die Partie im zweiten Durchgang an sich genommen, weil der BVB sie nicht hatte haben wollen. Das Stadion raunte und ächzte, die Zuschauer waren unzufrieden mit dem Auftreten des Favoriten. Dann aber verlängerte Felix Nmecha eine Ecke, Malen schoss sich selbst ans Standbein und schickte den Ball damit in seltsamer Flugkurve über Leart Paqarada hinweg in den Winkel. Es gab keine Abwehrchance für niemanden.

Das war gut

Die Geschlossenheit und Solidarität, mit der die Kölner ihren Strafraum verteidigten. Zwar stellte sich am Ende die Frage nach Ursache und Wirkung, und erwartungsgemäß waren die Dortmunder Fans nicht bereit, die Leistung des Gegners zu loben. Lieber schimpften sie auf ihre Mannschaft, die tatsächlich wenig Struktur hatte erkennen lassen. Was aber eben auch am Gegner aus Köln lag, der mehr lief, härter verteidigte und besonders nach der Pause viel Mut aufbrachte, das Spiel für sich zu entscheiden.

Gut war auch der Auftritt von Max Finkgräfe. Der 19-Jährige zeigte vor mehr als 80.000 Zuschauern beim Vizemeister ein spielfreudiges, rasantes und sagenhaft mutiges Bundesligadebüt, das den Signal-Iduna-Park raunen ließ. Kann er stolz drauf sein.

Und was auf keinen Fall untergehen sollte: Steffen Baumgart brachte Kölsches Flair ins fremde Stadion, als er in der 66. Minute Olesen für Kainz einwechselte. Und damit folgende Nummern auf der Tafel am Spielfeldrand aufleuchten ließ: 47 11.

Das war schlecht

Nicht so gut war die Offensive der Kölner. In der Schlussphase kam Innenverteidiger Luca Kilian von der Bank – als Mittelstürmer, weil sonst keiner mehr zur Verfügung stand. Davie Selke hatte bereits in der 52. Minute wegen muskulärer Beschwerden vom Platz gemusst, Sargis Adamyan war in der Schlussphase nicht der Mann, der Tore erzwingt. Allerdings sind Verstärkungen geplant, Steffen Tigges wird bald gesund sein und Selke womöglich auch einmal für Einsätze über 90 Minuten in Frage kommen. Die Lage ist nicht aussichtslos.

Dortmunds Marco Reus im Zweikampf mit Kölns Eric Martel.

Dortmunds Marco Reus im Zweikampf mit Kölns Eric Martel.

Moment des Spiels

In der Gesamtbetrachtung sicherlich Malens Tor. Aus Kölner Sicht sollte aber der Augenblick in Erinnerung bleiben, als der 19-jährige Max Finkgräfe den linken Dortmunder Flügel überlief und scharf vor das Dortmunder Tor spielte, wo Weltmeister Mats Hummels in höchster Not rettete.

Moment zum Vergessen

Dafür, dass die Mannschaft des 1. FC Köln vor 84 Tagen im Heimspiel gegen den FC Bayern alles getan hatte, um den gleichzeitig daheim gegen Mainz 05 versagenden BVB noch zum Meister zu machen, wurden die FC-Profis arg ausgepfiffen, als sie am Samstag den Rasen des Signal-Iduna-Parks betraten. Keine nette Geste.

Das sagen die Trainer

FC-Trainer Steffen Baumgart: „Wir haben es gerade in der zweiten Halbzeit noch besser gemacht als in der ersten. Das Ergebnis steht aber so. Glückwunsch an Dortmund. Trotzdem gehst du ein bisschen traurig nach Hause. Aber das ist auch verständlich. Bis auf das Ergebnis hat vieles gepasst.“

BVB-Trainer Edin Terzic: „Es war heute nicht viel dabei, was uns gefallen hat. Uns gefällt, dass wir die drei Punkte mitnehmen und wir offensiv nach Standard-Situationen gefährlich waren. Daran haben wir viel gearbeitet. Es gab aber zu vieles, was uns nicht gefallen hat. In der Halbzeitpause haben wir versucht, das zu korrigieren. Auch mit ein paar Wechseln. Das einzig Positive war, dass wir als Sieger vom Platz gehen.“

Das sagen wir

Der 1. FC Köln startete gleich auf maximalem Niveau gegen einen gesamttaktisch enttäuschenden Vizemeister, der aber selbstverständlich große individuelle Klasse auf dem Rasen hatte. Köln zeigte die erwarteten Stärken und Schwächen: Große Geschlossenheit, viel Aufwand, taktische Reife. Allerdings auch die erwartete Schwäche in der Offensive: Schon in der abgelaufenen Saison traf Baumgarts Mannschaft im Verhältnis zu den heraus gespielten Chancen zu selten. Daran wird der FC weiterzuarbeiten haben. Wenngleich die Mannschaft mit der Leistung des Spiels in Dortmund über die Saison hinweg öfter gewinnen als verlieren wird.