- Von Juli 2013 bis Dezember 2017 war Peter Stöger Trainer des 1. FC Köln, inzwischen ist er Sportvorstand von Austria Wien.
- Der Österreicher führte den FC zwischenzeitlich sogar in die Europa League, danach jedoch ging es für den Klub deutlich bergab.
- Im Interview spricht Stöger über seine „überragende“ Zeit in Köln, an die er immer noch gerne zurückdenkt.
Herr Stöger, Sie arbeiten seit dem 1. August wieder in Ihrer Heimatstadt Wien als Sportvorstand der Austria. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?
Es ist eine große und reizvolle Herausforderung, einem Traditionsklub wie der Austria wieder auf die Beine zu verhelfen. Dass es angenehm ist, wieder in meiner Geburtsstadt und bei meinem Heimatverein zu arbeiten, versteht sich ja von selbst.
Austria hat sich als Tabellensiebter in die Winterpause verabschiedet.
Das ist ganz einfach zu wenig. Die Mannschaft hat mehr Qualität, aber nach einigen personellen Veränderungen hat sie noch Zeit gebraucht. Es wäre vermessen gewesen, vor der Saison Platz zwei oder drei als Ziel auszugeben. Aber wenn alles optimal verläuft, können wir in diese Region vordringen. Zuletzt ging es jedenfalls schon in die richtige Richtung.
Austrias finanzielle Probleme sind bekannt. Vor der Saison hat der Klub gerade einmal 250 000 Euro an Ablöse in neue Spieler investiert. Da haben Sie sich in der deutschen Bundesliga aber in ganz anderen Dimensionen bewegt.
Einfach und leicht kann jeder. Die Leute hier trauen es mir aber trotzdem zu, dass ich das hinkriegen kann. Das freut mich. Man muss kreative Lösungen finden. Deshalb ist die Aufgabe auch so spannend und hat einen großen Reiz.
Sie arbeiten mit Ihrem langjährigen Kölner Weggefährten und Freund Alexander Bade zusammen, der seit Saisonbeginn als Sportkoordinator tätig ist. Wie sieht die Aufgabenverteilung aus?
Alex ist mein verlängerter Arm. Ich muss mich schließlich auch um wirtschaftliche und strukturelle Themen kümmern. Zu seinen Aufgaben zählt vor allem das Scouting, er ist oft unterwegs. Ich bin froh, dass er mit mir hier in Wien ist – und nicht nur, weil er mein Freund ist. Ich schätze Alex als Fachmann, beim FC war er für mich auch weit mehr als Torwarttrainer. Er kann sich bei Austria richtig austoben und macht seinen Job richtig gut.
Wenn man in der Bundesliga für den FC und den BVB gearbeitet hat, denken da manche in Wien nicht: ,Der Stöger sitzt sowieso nur auf gepackten Koffern'?
Ich sehe das nicht so, denn ich habe mich ganz bewusst für die Aufgabe entschieden. Aber ich werde manchmal schon gefragt, warum ich mir das bei Austria unter diesen Möglichkeiten antue. Am Ende des Tages werde ich aber nun einmal am Erfolg gemessen. Grundsätzlich verhalten sich die Leute hier aber sehr wertschätzend mir gegenüber und viele hoffen, dass ich noch eine längere Zeit im Verein bleibe.
Sie sind 53 Jahre alt. Sehen wir den Trainer Peter Stöger wieder?
Ich habe wirklich schon in vielen Positionen gearbeitet. Als Sportvorstand kann ich der Austria am besten helfen, die Arbeit macht mir Freude. Das heißt aber nicht, dass ich nicht mehr als Trainer arbeiten werde. Denn der ganz enge Kontakt zu den Spielern fehlt mir gelegentlich schon, den vermisse ich.
Vermissen Sie manchmal auch Köln und den FC?
Ja, ich habe schließlich viereinhalb Jahre beim FC gearbeitet und fünf Jahre in der Stadt gelebt. Und das beides äußerst gerne. Von der Zeit ist viel hängen geblieben, da sind echte Freundschaften entstanden. Manche Freunde besuchen mich in Wien, und ich komme auch weiter gerne nach Köln. Das wird auch so bleiben, da bin ich mir sicher.
Sie waren so lange Trainer beim 1. FC Köln wie keiner vor Ihnen.
Als ich beim FC im Amt war, habe ich das irgendwie als normal empfunden. Die Zusammenarbeit war über eine lange Zeit so super und harmonisch, da denkt man über so etwas gar nicht nach. In der Rückschau macht mich das stolz. Ich denke, wir alle haben über eine lange Zeit beim FC schon viel richtig gemacht. Die Zeit beim FC war schon echt lässig.
Wie ist zwei Jahre nach Ihrem Abschied der Kontakt zum FC?
Mit Alexander Wehrle (Geschäftsführer, d. Red.) schreibe ich noch ab und zu, auch zu einigen Spielern habe ich noch Kontakt. Und manche sind ja schon gar nicht mehr im Verein.
Nach Ihnen kamen beim FC fünf Trainer. In zwei Jahren.
So ähnlich war das ja auch schon vor unserer Zeit. Leute, die mich mögen, werden sagen: „Das haben die damals ganz gut gemacht.“ Und die, die mich nicht mögen, werden behaupten: „Die haben Glück gehabt.“ Der FC ist eben ein polarisierender, wuchtiger Verein, in dem viele Leute gerne mitreden wollen. Das macht die Arbeit nicht immer leicht.
Während der Mitgliederversammlung des FC wurde bekannt, dass Sie und Ihre Lebensgefährtin Ulrike Kriegler enttäuscht aus dem Verein ausgetreten sind.
Wissen Sie, der FC hat 115.000 Mitglieder, da sind wir zwei nicht so wichtig. Toni (Ex-Vizepräsident Schumacher, d. Red.) hat das auf der Versammlung publik gemacht, das war so nicht mit uns besprochen und auch nicht gewollt. Es war aber irgendwann klar, dass wir diesen Schritt machen müssen.
Erzählen Sie, bitte.
Es ging nicht um diese Gesänge einiger Fans beim Spiel in Wolfsburg, auch wenn die natürlich daneben waren. Uns hat eher der Umgang der Verantwortlichen zu dem Thema geärgert und auch traurig gemacht. Seit Monaten kursierten ja in der Kölner Öffentlichkeit, nicht in den Medien, diese Gerüchte (um eine angebliche Affäre von Stögers Lebensgefährtin Ulrike Kriegler mit Ex-Manager Jörg Schmadtke, d. Red.), die einfach nur absoluter Blödsinn waren. Wir hätten uns gewünscht, dass der Verein da mal eingegriffen und gegengesteuert hätte. Die Verantwortlichen haben doch alle gewusst, dass das Schwachsinnsgerüchte sind. Aber für sie war das wohl eine unangenehme Geschichte, die man nicht anpacken wollte. Vom Verein kam da jedenfalls nichts. Und das war schwach. Die Geschichte hat uns tief getroffen.
So richtig weiß man in Köln aber immer noch nicht, warum das einstige Traumgespann Stöger – Schmadtke auf einmal nicht mehr funktioniert hat.
Wir hatten zuvor zusammen unfassbar tolle Momente erlebt. Das waren Höhepunkte für den ganzen Verein, die man wohl nicht toppen kann. Die Erwartungshaltung wurde höher. Aber dann verließ uns im Sommer Tony Modeste, die neuen Transfers waren sicherlich nicht optimal, dazu kamen später unfassbar viele Verletzte. Wir haben zusammen keine Lösungen gefunden, um das irgendwie aufzufangen. Auch ich nicht. Da ist wirklich sehr viel zusammengekommen. Am Ende hat wohl jeder nur versucht, seine eigene Haut zu retten. Den Spielern will ich da keinen großen Vorwurf machen. Die hatten bis zum Schluss alles gegeben, sich aber nie belohnt.
Ich hätte sicherlich zuvor hinwerfen können, mir lag damals ein Angebot als Teamchef von Österreich vor. Aber das kam für mich zu dem Zeitpunkt nicht infrage, ich wollte den FC nicht im Stich lassen und den Mist reparieren. Es war aber nicht so, dass Jörg und ich nicht mehr miteinander redeten, meine Güte, wir hatten ja schließlich jahrelang gut zusammengearbeitet. Wir hatten keinen echten Streit, waren aber in einigen Dingen nicht mehr einer Meinung. Jörg hatte mich damals übrigens zum Frühstück zu sich nach Düsseldorf eingeladen – und nein, die Uli war nicht dabei (lacht).
In Köln kam aber nicht gut an, dass Sie nur sieben Tage nach dem FC-Aus zu Borussia Dortmund gewechselt sind.
Ich glaube, ich habe das jetzt oft genug erklärt: Das Angebot des BVB kam nach meiner Entlassung beim FC. Ich hatte mich nicht ausgebrannt, sondern noch frisch und motiviert gefühlt. Ich hatte einfach Bock auf diese Aufgabe in diesem großen Verein. Aber ich hatte das nicht geplant, das sollte man mir wohl abnehmen. Mein Co-Trainer Manfred Schmid hatte auch schon einen festen Termin für seine anvisierte Hüft-OP.
Trotz des unschönen Endes in Köln: Können Sie sich irgendwann eine Rückkehr zum FC vorstellen?
Ich kenne den FC im Prinzip so gut wie die Austria. Ich denke nicht jeden Tag darüber nach, aber natürlich ist das in Zukunft nicht ausgeschlossen. Dafür war die Zeit in Köln ja auch überwiegend überragend. Ich denke immer noch gerne an sie.
Das könnte Sie auch interessieren:
Angeblich hatte der FC während seiner Manager- und Trainersuche jüngst zu Ihnen Kontakt aufgenommen.
Das kommentiere ich nicht.
Der FC muss aktuell wieder um den Klassenerhalt bangen, scheint aber jetzt die Kurve zu bekommen.
Die Mannschaft hat das Potenzial, die Liga zu halten. Das hat sie vor allem in den letzten drei Partien gezeigt. Markus Gisdol ist der richtige Trainer für die Mannschaft und kann das hinbekommen, das hat er schließlich schon bei anderen Klubs bewiesen. Ich hoffe natürlich, dass der FC den Klassenerhalt schafft und bin da auch guten Mutes.