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Nach KontaktsperreFC setzt auf Corona-Schnelltests

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Markus Gisdol verließ am Freitag das Geißbockheim mit etwas Beschäftigung: einem Karton Autogrammkarten

Köln – Allzu euphorisch war das Treffen im Geißbockheim nicht, Markus Gisdol hatte allerdings auch nicht damit gerechnet, dass nun jeder Spieler seine schönsten Anekdoten aus zehn Tagen Isolationstraining präsentieren würde. „Es ist doch immer so, wenn man zu einer Gruppe spricht. Wenn man vorschlägt, dass jeder eine Geschichte erzählt, sagt keiner was“, berichtete der Trainer des 1. FC Köln nach dem Wiedersehen, das zugleich schon wieder ein Abschied war.

Doch obgleich nur wenig Zeit zum Austausch blieb und die Spieler im Saal des Klubrestaurants den empfohlenen Abstand einhielten, war keine Spur von Melancholie. Denn die Kölner Fußballer sollen schon bald wieder eine Mannschaft sein. „Wir wissen ja, wann wir uns wieder treffen. Wir haben nicht gesagt: Mal schauen. Sondern haben klar vereinbart, dass wir uns nach dem Ende der Kontaktsperre am 6. April wiedersehen werden. Ob dann in Kleingruppen oder wie auch immer, darüber werden wir die Mannschaft noch informieren. Aber es ist klar, dass wir uns dann wieder mit Platztraining befassen werden“, sagt Gisdol.

Bekannte Phase für die FC-Profis

Bis dahin befindet sich die Mannschaft in einer Phase, die sie aus Sommer- und Winterpausen kennt. Nach ein wenig Ruhe und Abstand beginnt die Zeit, in der die Spieler mit Individualprogrammen ihre Form so aufbauen, dass sie überhaupt in die Lage kommen, das Mannschaftstraining eines Bundesligisten durchzustehen. „Knallhart“ werde das Programm dann sein, hat Gisdol angekündigt. „Wenn wir wieder zusammenkommen, werden wir ein klares Ziel haben, dann werden wir wissen, wann es wieder losgeht“, sagt der Trainer. Dann werden die Kölner wie auch ihre Kollegen aus den anderen Bundesligaklubs eine reguläre Vorbereitung absolvieren. Allerdings nicht für eine Halbserie mit 17, sondern für nur neun Bundesliga-Partien.

Das letzte Pflichtspiel gegen Borussia Mönchengladbach (1:2) ist noch keine drei Wochen her, auch wenn es sich anfühlt wie aus einer anderen Epoche. Wenn die Kölner am 6. April wieder einsteigen, werden sie deutlich weniger pausiert haben als etwa zwischen zwei Spielzeiten. „Das ist schon ein Unterschied zu einer Sommerpause, die fünf, sechs Wochen dauert und in der die Spieler irgendwann damit beginnen, ihre Programme zu absolvieren, ohne dass man sie sieht. Unsere Spieler laufen jetzt mit einem Chip und müssen uns ihre Ergebnisse jeden Tag mit einer App zur Verfügung stellen, damit wir sehen, mit welcher Herzfrequenz sie ihre Läufe machen“, berichtet Gisdol.

FC-Profis sollen so wenig Substanz verlieren wie möglich

Die Kölner Profis kommen nicht aus dem Urlaub, im Gegenteil geht es für sie nun vor allem darum, wenig Substanz zu verlieren. Denn im Saisonfinale wird es darauf ankommen, wer in der Pause am langsamsten schlechter geworden ist – und wer die Defizite anschließend am schnellsten wieder aufgeholt hat.

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Gisdol hat keine Sorgen, dass seine Spieler Nachteile gegenüber der Konkurrenz haben könnten. „Ich muss meine Mannschaft da loben, das war schon in der Winterpause hervorragend. Es gibt keinen Spieler, den wir jetzt auffordern mussten, etwas zu tun. Es war eher so, dass wir im Gegenteil gesagt haben, dass der eine oder andere nichts Zusätzliches machen muss.“ Der Kontakt mit den Spielern finde allerdings dosiert statt, man will niemanden bedrängen. „Wir haben uns die Spieler im Trainerteam aufgeteilt und telefonieren sie ab. Es ist allerdings wichtig, dass man die Spieler nicht überkontaktiert, damit man nicht ständig über dieselben Themen spricht“, sagt Gisdol.

Hohe Frequenz nach Wiederaufnahme des Spielbetriebs

Der 50-Jährige rechnet fest damit, dass die Saison zu einem Abschluss gebracht wird. Zwar wohl ohne Publikum, aber immerhin in einem sportlichen Wettstreit. Sollte der Spielbetrieb im Mai wieder aufgenommen werden, müssten die Partien in hoher Frequenz gespielt werden, um den Beginn der nächsten Saison nicht zu sehr verschieben zu müssen. Denn der Sommer 2021 wird wegen der Europameisterschaft nur begrenzte Flexibilität bieten.

Womöglich wird nun also Fitness gegen Finesse gewinnen; der Aufsteiger 1. FC Köln will dann seine Chance suchen. Allerdings wollen die Kölner ihre Aufbauarbeit am Geißbockheim verrichten. Ein Trainingslager unter geschlossenen Bedingungen ist nicht vorgesehen. Und das, obwohl derzeit einer Fußballmannschaft eine zweiwöchige Quarantäne droht, sobald einer ihrer Spieler positiv getestet wird. „Ich denke, dass es für dieses Thema eine Lösung geben wird“, sagt Gisdol.

Offenbar setzen die Verantwortlichen in der Bundesliga auf Schnelltests, die den Mannschaften bald zur Verfügung stehen werden. „Wir werden immer wieder das ganze Team testen, um informiert zu sein. Speziell, wenn wir wieder in größeren Gruppen arbeiten“, erklärt Gisdol: „Dann würde eine Stunde vor dem Training nicht das Blutbild abgefragt, sondern erst einmal ein Coronatest gemacht. Dann könnte man einen infizierten Spieler nach Hause schicken, bevor er ansteckend ist.“