Köln – Während die Saison in die Phase der Entscheidung eintritt, ist auf dem Trainingsplatz des 1. FC Köln Ruhe eingekehrt. Friedhelm Funkel hat zwar die Verantwortung von Markus Gisdol übernommen, die Trainingsarbeit überlässt er aber seinem Assistenten André Pawlak. Funkel selbst steht überwiegend abseits, beobachtet still, macht sich Notizen. Wenn er etwas sagt, dann in Einzelgesprächen.
Das alles folgt einem Plan. Schon als Friedhelm Funkel (67) am 12. April ans Geißbockheim zurückkehrte, eskortierte ihn Pawlak auf den Parkplatz am Geißbockheim. Pawlak ist die Konstante in einer Mannschaft, die auch unter Gisdol eine Einheit war. Dabei soll es bleiben. „Der Verein möchte jemanden an der Position haben, der Stabilität bringt. Im Moment fühle ich mich da sehr wohl“, sagt Pawlak.
Mehr als ein Hütchenaufsteller
Seine Rolle beim 1. FC Köln geht über die des Assistenten hinaus. Abgesehen von seiner Arbeit mit den Profis kümmert sich Pawlak um die Durchgängigkeit zur Jugendabteilung. Er bespricht die Abstellungen aus dem Nachwuchs für das Training der Bundesligamannschaft. Als Spieler schaffte es Pawlak nur in die damals drittklassige Oberliga Westfalen, Ende der Achtziger war das bei der SpVgg Erkenschwick. Pawlak hatte viel in der Westfalenauswahl gespielt; Auswahlmannschaften sind ein guter Multiplikator, um außerhalb des eigenen Vereins Bekanntheit zu erreichen. Weil Pawlak vor allem mit seiner Schnelligkeit auffiel, taufte ihn ein Auswahltrainer eines Tages „Daniel Düsentrieb“, was von diesem Tage übrig blieb, war Pawlaks Spitzname: „Düse“. Der Name begleitete ihn zwar durch seine Karriere als Spieler. Nach Trainerstationen im Nachwuchs von Schalke 04 und später im Herrenbereich bei Wattenscheid 09, der SSVg Velbert und dem KFC Uerdingen wechselte Pawlak in den Nachwuchs des 1. FC Köln. Und glaubte, den Spitznamen hinter sich gelassen zu haben. „Düse kannte in Köln eigentlich keiner“, seufzte er am Mittwoch, wissend, dass sein Geheimnis nun aufgeflogen war. Aber er steht dazu: „Mein großes Plus war: Rechts durch, Flanke – Tor.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Zweimal rettete Pawlak später die U21 des 1. FC Köln vor dem Abstieg, im Frühjahr 2019 übernahm er die Profis von Markus Anfang – als Tabellenführer, drei Spieltage vor Saisonschluss mit sechs Punkten Vorsprung. Gleich in seinem ersten Einsatz als Cheftrainer vollendete der FC mit einem 4:0-Sieg in Fürth den Aufstieg. Unter Achim Beierlorzer und Markus Gisdol blieb Pawlak dann im Trainerstab, nun arbeitet er mit Friedhelm Funkel am Klassenerhalt. „Die Trainingsarbeit auf dem Platz mache zunächst ausschließlich ich, weil Friedhelm beobachten will. Das kann er nicht, wenn er aktiv die Übungen leiten muss“, erklärt Pawlak. Allein wegen seiner Erfahrungen als Cheftrainer ist der 50-Jährige mehr als nur der Assistent, der dem Trainer die Materialien anreicht. „Um ein paar Hütchen einzusammeln, wäre ich der Falsche. Daher passt das sehr gut“, sagt Pawlak.
In dieser späten Phase der Saison gibt es nicht mehr viel Grundlagenarbeit zu verrichten. Es geht darum, die Kräfte zu bündeln. „Friedhelm ist sehr entspannt, sehr ruhig, sehr souverän. Er hat das absolute Wissen, mit der Situation umzugehen. Das lässt uns alle in Ruhe und entspannt arbeiten. Aber immer mit dem jeweiligen Fokus auf das Wesentliche.“
„Schade um den Menschen“
Nur weil es jetzt gut ist, war es zuvor allerdings nicht schlecht. Gisdols Abschied hat auch Pawlak berührt. „Es war sehr schwer am Anfang, weil wir uns sehr gut verstanden haben. Wir kennen natürlich die Mechanismen im Fußball. Aber um den Menschen ist es trotzdem einfach schade“, sagt er. Rein sportlich musste Funkel gar keine so große Wende einleiten. Auch in den Wochen vor dem Trainerwechsel hatte die Mannschaft ordentliche Auftritte gezeigt. „Aber die Ergebnisse haben nicht gepasst“, sagt Pawlak, „wir haben jetzt mit Sebastian Andersson einen Zielspieler, den wir zuvor nicht hatten. Dadurch kann Duda auf der Position spielen, auf die er gehört. Florian Kainz war verletzt, Jonas Hector war ewig weg. Das sind Spieler, die uns extrem gefehlt haben. Es ist jetzt personell anders, diese Spieler haben Markus einfach nicht zur Verfügung gestanden.“
„Wir spielen voll auf Sieg“
Es wäre also ungerecht, die jüngsten Siege einzig Funkel zuzuordnen. „Bei Markus war letztlich das Gefühl, dass wir in den entscheidenden Momenten nicht das Glück hatten. Aber wenn ich daran denke, wie wir gegen Dortmund am Flügel verteidigen – dafür kann der Trainer ja nichts.“
Am Sonntag (13.30 Uhr/Dazn) empfangen die Kölner den SC Freiburg. „Voll auf Sieg“ werde man spielen, sagt Pawlak: „Wir haben uns zuletzt das Matchglück erarbeitet, deswegen sind wir total optimistisch und voller Selbstvertrauen.“ Wer auf Friedhelm Funkel folgt, darüber mache er sich keine Gedanken, sagt Pawlak. „Ich lasse alles auf mich zukommen. Ich kann es nicht beeinflussen, weiß aber auch, dass ich mit dem neuen Trainer so gut und loyal zusammenarbeiten werde, wie ich das bisher auch gemacht habe.“