Köln – Montag, 15 Uhr, erstes Training der Woche. Ein klassischer Ablauf des 1. FC Köln, immer dann jedenfalls, wenn die Mannschaft am vorherigen Samstag ein Spiel hatte. Zu Beginn dieser Woche hat der Klub mit dieser Gewohnheit gebrochen, die erste Einheit nach dem 2:1-Derbysieg in Mönchengladbach fand vormittags statt. Die Priorität lag in diesem Fall auf einer anderen Ebene als der sportlichen: Yuya Osako hatte die Mannschaft, das Trainerteam und den Betreuerstab anlässlich seiner vor einiger Zeit erfolgten Vertragsverlängerung zum Mittagessen eingeladen.
Solche Unternehmungen sehen sie beim FC gern, also wurde dieser Termin im Sinne des Gemeinschaftsgefühls höher eingestuft als der minutiös getaktete Trainingsrhythmus – was wiederum zu dem passte, was Stöger, der am Montag wegen eines grippalen Infekts fehlte, nach dem Derby gesagt hat: „Wir wissen, dass wir eine Mannschaft haben, die alles reinwirft, die sich nie geschlagen gibt, die ein Herz für den Verein hat, die eine Einheit ist.“
Stöger hätte das nicht zwingend erwähnen müssen, die wöchentlich dargebotenen Willensleistungen lassen keine Zweifel an der charakterlichen Prägung des Teams zu. Hinter den Worten des Trainers steckte aber eine Botschaft auf tieferer Ebene – gerichtet an jene, die im FC wegen seines derzeitigen Laufs eine Spitzenmannschaft sehen. Und die Erwartungen hegen, zu denen etwa die erste Halbzeit in Gladbach, in der der FC in allen Belangen unterlegen war, nicht passt.
„Ein normales Fußballspiel“
„Es war ein normales Fußballspiel von einer Mannschaft, die zwar jetzt 21 Punkte hat, aber die gegen eine Mannschaft gespielt hat, bei der alle Champions-Leauge-Qualität haben. Wir haben uns mit Händen und Füßen gewehrt“, sagte Stöger. Der Österreicher ahnte aber auch, dass der Sieg als glücklich eingestuft werden würde – was früher jedem, der mit dem FC hält, egal gewesen wäre, jetzt aber beinahe wie ein fader Beigeschmack wirkt. „Wir wissen, dass die Leute darauf schauen, wie viele Punkte wir haben. Und dass wir irgendwann mal für ein paar Minuten Erster waren, das vergisst man in Köln nicht“, sagt Stöger.
Das Erwartungsmanagement des FC ging zuletzt so: Wer sich über den guten Saisonstart freuen möchte, der soll das gern tun. Stöger sagt: „Wir werden weiter daran arbeiten, dass wir das, was man von uns erwartet, so gut wie möglich umsetzen.“ Der Österreicher betont zwar der Form halber: „Bis wir den Anspruch haben, nach Gladbach zu fahren, das ruhig runterzuspielen, sie fertigzumachen, am Ende nicht verschwitzt zu sein und viel Spaß gehabt zu haben – darauf muss man leider noch eine Zeit warten.“ Aber das klingt nicht, als glaube er, damit etwas verändern zu können. Darum sagt er: „Wir haben keine Lust mehr, darüber zu diskutieren – weil es in Wahrheit niemanden interessiert.“
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