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FC-Torhüter Marvin SchwäbeSo ist die Situation bei Kölns kompliziertester Personalie

Lesezeit 4 Minuten
1. FC Köln, Trainingslager in Bad Waltersdorf (Österreich), Testspiel gegen Udinese Calcio in St. Veit an der Glan, Marvin Schwäbe (1. FC Köln), 27.07.2024, Bild: Herbert Bucco

Am Dienstag zum Auftakt in die neue Trainingswoche stand FC-Keeper Marvin Schwäbe wieder auf dem Platz und trainierte mit der Mannschaft mit

Noch immer ohne neuen Verein: Sowohl der Plan von Torhüter Marvin Schwäbe als auch der des 1. FC Köln ist bisher nicht aufgegangen.

Es ist erst 13 Monate her, da tauchte Marvin Schwäbe im Blickfeld der Nationalmannschaft auf. Der Torhüter des 1. FC Köln hatte durch seine Leistungen in der Bundesliga die Verantwortlichen des DFB wohl derart überzeugt, dass er jedenfalls einen Anruf von Bundestorwarttrainer Andreas Kronenberg erhielt. Er solle so weitermachen, teilte Kronenberg dem Kölner mit. Marcus Sorg, der damalige Co-Trainer der DFB-Auswahl, besuchte den FC und Schwäbe danach auch im Trainingslager in Maria Alm.

Der Traum von der erstmaligen Berufung in die A-Nationalmannschaft erfüllte sich für Schwäbe dann zwar nicht, doch er war immerhin auch fortan die klare Nummer eins im Tor eines Erstliga-Traditionsvereins.

Marvin Schwäbe: FC-Torhüter noch ohne neuen Verein

Etwas mehr als ein Jahr später ist Schwäbes Situation eine völlig andere. Der gebürtige Hesse ist nicht nur mit dem FC aus der Bundesliga abstiegen, sondern er ist hinter dem aus Fürth zurückgekehrten Jonas Urbig (20), dem großen Torwarttalent, dem die Zukunft beim FC gehören soll, nur noch die Nummer zwei. Und steht am Geißbockheim derzeit ziemlich im Abseits.

Etwas mehr als zwei Wochen vor dem Ende der Transferperiode hat der wechselwillige Keeper auch weiterhin keinen neuen Verein gefunden, das ist jedenfalls der Stand bis Dienstag. Schwäbes Personalie ist sicherlich die aktuell komplizierteste am Geißbockheim.

1. FC Köln: Marvin Schwäbe trainiert am Dienstag wieder mit dem Team

Am Dienstag, zum Auftakt in die neue Trainingswoche, stand Schwäbe immerhin wieder auf dem Platz und trainierte mit der Mannschaft mit. Zuvor hatte sich der 29-Jährige zweimal kurzfristig für die ersten Pflichtspiele der Kölner abgemeldet. Beim Zweitliga-Auftakt gegen den Hamburger SV (1:2) fehlte der Keeper wegen eines Infekts, vor dem Auswärtsspiel in Elversberg (2:2) stieg er vorzeitig wegen Rückenproblemen aus dem Abschlusstraining aus und gehörte erneut nicht dem Kölner Kader an. Beim jeweils nächsten Training war Schwäbe, der in der vergangenen Saison 36 von 36 möglichen Einsätzen bestritt, dann aber wieder dabei und mischte allem Anschein nach ohne Probleme mit.

Die Situation nagt gewiss am Torhüter. Die FC-Verantwortlichen erklärten bereits mehrfach, dass Schwäbe ihnen bereits mehrere Wochen vor dem Saisonende mitgeteilt habe, dass er im Fall des (dann eingetretenen) Abstiegs nicht mit in die 2. Bundesliga gehe. Ein Wechsel wäre für ihn dank einer Ausstiegsklausel in Höhe von rund vier Millionen Euro möglich gewesen. Doch die Klausel ist bereits längst abgelaufen.

Schwäbe, der mit seiner Familie in einem Dürener Vorort ein Zuhause gefunden hat, soll sich danach doch wieder offen für einen Verbleib beim FC gezeigt haben. Aber die Kölner hatten sich bereits längst auf Urbig als neue Nummer eins festgelegt. Und dies hatten sie bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt, an dem noch nicht einmal der neue Cheftrainer feststand, genauso auch kommuniziert.

Dass ihm ein offener Konkurrenzkampf verwehrt wurde, soll Schwäbe, der immerhin 102 Pflichtspiele für den FC bestritt, von denen er in den meisten überzeugen konnte, gar nicht passen. Öffentlich zu seiner Situation äußert sich der Keeper indes derzeit nicht, auch sein Berater, Ex-Bayern-Profi Christian Nerlinger, war auf Anfrage dieser Zeitung nicht erreichbar.

Jetzt befinden sich sowohl der Torhüter als auch der FC in einem Dilemma. Der Klub hatte auf eine reibungslose Trennung und eine ordentliche Ablösesumme gehofft. Schwäbe wiederum auf einen Wechsel zu einem Erstligisten. Doch der Plan ist bisher nicht aufgegangen.

Schwäbe: Abgelöste Nummer Eins könnte noch ins benachbarte Ausland wechseln

In der Bundesliga ist der Torhüter-Markt nicht nur überschaubar, derzeit scheint sogar überhaupt kein Platz mehr frei zu sein. Beim VfL Bochum soll Schwäbe mal im Gespräch gewesen sein, doch zu konkreten Gesprächen mit dem Erstligisten kam es nach Informationen dieser Zeitung nie. Der VfL entschied sich jüngst für Schwäbes Vorgänger im FC-Tor, den langjährigen Kölner Stammkeeper Timo Horn (31). Branchen-Kenner gehen davon aus, dass Schwäbe jetzt am ehesten in der ersten Liga in Belgien, Spanien (eher unteres Tableau) oder in Skandinavien landen könnte – sofern der Torwart Letzteres überhaupt anstrebt. Mit Bröndby IF war Schwäbe vor seinem Wechsel nach Köln im 2021 dänischer Meister geworden.

Beim 1. FC Köln steht Schwäbe noch bis 2027 unter Vertrag. Die Ablöse ist jetzt frei verhandelbar. Die Verantwortlichen betonen, dass sich der Torhüter nie etwas zu Schulden kommen ließ. Möglicherweise müssen sie Schwäbe verleihen oder sogar fast zum Nulltarif ziehen lassen, um den Torhüter von der Gehaltsliste und die Personalie vom Tisch zu bekommen.

Auf der anderen Seite ist der FC auf der Torwart-Position auch nicht gerade üppig besetzt: Für Schwäbe stand zuletzt der 39-jährige Philipp Pentke im Kader, im Fall eines Ausfalls von Urbig müsste der Routinier zwischen die Pfosten. Zudem gehört zum Profi-Kader noch Matthias Köbbing (27), eigentlich Torwart Nummer vier.