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Terodde im Interview„Nach dem Modeste-Transfer ruhig zu bleiben, war nicht einfach“

Lesezeit 5 Minuten
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FC-Torjäger Simon Terodde

  1. Mit 29 Saisontoren hatte Simon Terodde großen Anteil am Aufstieg des 1. FC Köln.
  2. Dennoch saß der Stürmer nach der Verpflichtung von Anthony Modeste zwischenzeitlich auf der Bank.
  3. Im Interview berichtet Terodde von seiner Gefühlswelt und spricht über die Ziele für die neue Saison.

Donaueschingen Herr Terodde, wann hatten Sie zuletzt Kontakt zu Sven Demandt?

Letzten Dezember. Beim Heimspiel gegen Magdeburg traf ich Sven für ein Interview eines TV-Senders. Da war er noch der Meinung, dass er seinen Rekord an mich verlieren wird. Es war knapp, aber leider hat es für mich dann doch nicht gereicht.

Demandt führt mit 121 Treffern weiter die ewige Torschützenliste der 2. Bundesliga an, sie folgen mit 118 Treffern. Sind Sie enttäuscht, dass es trotz starker 29 Saisontore knapp nicht zur Bestmarke gereicht hat?

Wenn du am Ende kurz vor diesem Rekord stehst, dann willst du ihn auch haben. Aber die leichte Enttäuschung ist mittlerweile verflogen, der Aufstieg war das Wichtigste. Jetzt ist mein Ziel, mit dem FC eine gute Saison in der Bundesliga zu spielen. Aber wenn die Möglichkeit besteht, will ich mir den Rekord schon noch schnappen. Ich habe hoffentlich noch ein paar Jahre als Profi vor mir und will so lange wie möglich spielen.

Haben Sie eine Idee im Kopf, was Sie nach der Karriere anstreben?

Ich würde gerne die Trainerscheine machen. Im Laufe meiner Karriere habe ich sehr viele Trainer in verschiedenen Vereinen und in den verschiedensten Situationen kennengelernt. Da lernst du verdammt viel und nimmst von jedem Coach Anregungen mit. Ich glaube, der Job würde mir Freude machen.

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Sie erleben gerade sicherlich einen sehr schönen Teil Ihrer Karriere. Geradlinig und steil nach oben verlief sie aber nicht immer. Zum Beispiel vor und während Ihrer ersten Zeit beim FC.

Da war meine Karriere nicht das erste Mal am Scheideweg. Vom MSV Duisburg und der Zweiten Liga ging es für mich in die Vierte Liga zum FC. Mein Plan war, dass ich nach Verletzungsproblemen wieder Fuß fasse und dauerhaft spiele. Und dann saß ich in der Hinrunde unter Trainer Frank Schaefer komplett auf der Bank. Da war ich total enttäuscht und dachte bereits: Junge, wenn du schon in der Regionalliga nicht spielst, dann wird es schwierig mit deiner Profi-Karriere. Zum Glück hatte ich damals parallel meinen Sportfachwirt gemacht, um für den Fall der Fälle einen Plan B in der Tasche zu haben. Aber ich hatte dann richtig gute Gespräche mit dem Trainer. Er hat mir genau erklärt, was mir fehlt, was zu wenig ist. Frank Schaefer hat mir die Augen geöffnet und aus mir auch einen besseren Spieler gemacht. Ich habe in der Hinsicht sehr viel an mir gearbeitet. Bei den FC-Profis hat es zwar im ersten Anlauf nicht geklappt, aber von da an ging es insgesamt aufwärts.

Schätzen Sie deshalb Ihre jetzige Karrierephase vielleicht auch mehr als einer der Spieler, für den es immer nur bergauf ging?

Definitiv, ich bin dankbar dafür, wie alles gekommen ist. Ich galt als großes Talent, war in der A-Junioren Bundesliga Torschützenkönig – beim MSV Duisburg. Aber schon mit 18 hatte ich eine schwere Knieverletzung, nach der ich ein Jahr ausgefallen bin. Als Leihspieler bei Fortuna Düsseldorf in der Dritten Liga durchlebte ich nach einem Rippenbruch erneut eine schwere Zeit. Zurück beim MSV, hatte Trainer Peter Neururer zu der Zeit keine Verwendung für mich. Es folgte ein Probetraining bei Wehen Wiesbaden ohne Erfolg; ich war nicht richtig fit. Es gab nicht viele Optionen. Deshalb war ich froh, dass mich Stephan Engels 2009 zur U21 des FC geholt hat. Ich weiß also, wo ich herkomme und wie es laufen kann. Mir ist nichts in den Schoß gefallen.

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Simon Terodde (vorne) und Tony Modeste beim Fußballtennis in Donaueschingen 

Relativieren diese Erfahrungen solche Situationen, wenn einem als Top-Torjäger der Liga urplötzlich ein Kaliber wie Anthony Modeste vor die Nase gesetzt wird?

Da mental ruhigzubleiben, ist nicht so einfach. Aber ich kann das mittlerweile. Mental bin ich viel stärker geworden. Mir war bewusst: Wenn ich wieder spiele, dann treffe ich. Ich habe heute das notwendige Selbstvertrauen und den Glauben an die eigenen Stärken.

Aber es war wohl einmalig, dass ein klar Führender der Torschützenliste nicht mehr gesetzt ist.

Sicher macht man sich in so einer Situation auch Gedanken. Tony war erst einmal auch ein Konkurrent. Einer, der als Publikumsliebling zurückgekehrt ist.

Hatten Sie die Modeste-Verpflichtung auch als Misstrauens-Votum gegen Ihre Person gesehen?

Nein, das nicht. Denn wenn solch ein Spieler wie Tony auf dem Markt ist, noch dazu unter diesen Umständen, dann muss der FC zuschlagen. Als Verantwortlicher hätte ich das ganz genauso gemacht. Aber natürlich du rechnest mit solchen Transfers eher im Sommer. Doch Tony und ich verstehen uns, im Urlaub auf Kreta haben wir uns zufällig getroffen und trainiert. Überhaupt ist bei uns der Teamgeist gut, aber auch die Konkurrenz vor allem in der Offensive groß.

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Simon Terodde im Trainingslager des 1. FC Köln

Sie haben aber nicht vor, noch zu wechseln?

Wenn man so eine Saison spielt, gibt es Anfragen, das ist klar. Das ist eine schöne Bestätigung für meine Leistung. Aber mit dem FC kann ich Bundesliga spielen, dazu habe ich mit meinen Toren ja auch etwas beigetragen.

Also: Sie bleiben auf jeden Fall?

Ja, klar, nichts anderes ist mein Plan (lacht).

Und wollen Ihre Kritiker Lügen strafen, die anführen, dass Sie zwar ein perfekter Zweitliga-, aber kein Erstligastürmer seien?

Meine Quote in der Bundesliga ist nicht überragend, das will ich ändern. Es kommt aber auch immer auf die Spielweise an, manchmal muss man sich mehr in den Dienst der Mannschaft stellen. Aber ich lege mir die Messlatte selbst hoch.