Der FC bietet eine indiskutable erste Hälfte gegen eine starke Viktoria. Lemperle und Ljubicic müssen verletzt vom Platz und drohen gegen den HSV auszufallen.
3:2 im Test gegen Viktoria KölnGrauenhafte erste Hälfte: FC verpatzt die Generalprobe
Ein wenig ließ sich Gerhard Struber am Ende doch noch auf die Lesart ein, dass eine verpatzte Generalprobe kein schlechtes Zeichen sein muss. Immerhin habe man gesehen, sagte der Trainer des 1. FC Köln nach dem schaurigen 3:2 (0:2) im Test gegen Viktoria Köln im Franz-Kremer-Stadion, dass „Jungs, die zuletzt eine Nasenspitze hinten waren, gezeigt haben, dass sie es draufhaben.“ Für Struber bedeutete das für die ausstehenden Trainingseinheiten vor dem Jahresauftakt am Samstagabend beim Hamburger SV, dass „das Rennen um die Startplätze einmal mehr neu eröffnet ist.“ Und das ist aus Trainersicht ja keine schlechte Nachricht.
Viel mehr Gutes blieb nicht von diesem Januartag vor 1400 Zuschauern im winterlichen Grüngürtel. Gerade in der ersten Halbzeit hatten die Gastgeber mit ihrer vermeintlichen Stammelf gegen den Drittligisten einen ganz schwachen Eindruck hinterlassen. Denis Huseinbasic hätte seinen fahrigen Auftritt nach 20 Minuten beinahe vorläufig gekrönt, als er auf das eigene Tor direkt in Donny Bogicevics Lauf passte, dessen Flanke Serhat Güler jedoch nicht am stark parierenden Marvin Schwäbe vorbeibrachte.
Kurz darauf ging die Viktoria in Führung. Said El Mala gab einen Fernschuss ab, den Schwäbe in den Fünfmeterraum genau vor Gülers Füße pritschte, der in Torjägermanier versenkte. Es war der Beginn einer außergewöhnlichen Leistungsschau El Malas, den die Kölner zwar schon von Viktoria Köln verpflichtet, für die laufende Saison aber noch ausgeliehen haben. 25 Minuten waren gespielt, als der Junioren-Nationalspieler ein Tempodribbling anzog, vier Kölner stehenließ und auf die rechte Seite zu Güler spielte. Dessen Flanke wiederum lenkte El Mala mit dem Absatz ins lange Eck – ein Traumtor, hätte der Schütze nicht im Abseits gestanden.
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Dennoch rumorte es auf der Tribüne; El Mala arbeitete hart daran, beim Dienstantritt im kommenden Sommer von den neuen Kollegen eher robust in Empfang genommen zu werden. Was die Aktion doppelt problematisch machte: Im Versuch, dem 18-Jährigen zu folgen, tat Tim Lemperle einen falschen Schritt, fasste sich an den Oberschenkel und ging anschließen vom Platz. Und es kam noch schlimmer. In der 38. Minute startete Güler einen Konter aus der eigenen Hälfte quer über den Platz und scheiterte mit seinem Abschluss frei an Schwäbe. Dejan Ljubicic hatte versucht, Viktorias Mittelstürmer zu folgen – und sich nach dem Sprint ebenfalls an den Oberschenkel gegriffen. Auf für den Österreicher war die Partie zu Ende. Noch am Dienstagabend sollten beide Spieler eingehender untersucht werden, ein Aus für die Partie in Hamburg steht zu befürchten.
Das Grauen der ersten Halbzeit war damit allerdings nicht beendet. Vier Minuten vor der Pause jagte Robin Velasco den Ball von halbrechts an den Pfosten, El Mala staubte ab – die Gäste gingen mit einem 2:0-Vorsprung in die Pause. Viktorias Trainer war begeistert. „Was wir in der ersten Halbzeit gespielt haben, war überragend – in allen Belangen gegen die erste Elf des 1. FC Köln. Gefühlt war es die stärkste Halbzeit der gesamten Saison“, sagte Olaf Janßen. „Wir haben zur Pause verdient 2:0 geführt. Wenn man die Chancen sieht, hätte es noch höher ausfallen müssen.“
Struber bestätigte das. „Wenn wir glauben, wir können mit Standgas hier Spiele gewinnen, geraten wir unter die Räder. Das darf uns nicht wieder passieren“, sagte der Coach. Im ersten Durchgang hatte Struber bereits zwei verletzungsbedingte Wechsel vornehmen müssen. Nach dem Seitenwechsel tauschte er die weiteren acht Feldspieler seiner Startformation aus. Nur Jonas Urbig blieb 90 Minuten auf der Bank. Das sei abgesprochen gewesen, sagte Struber später. Urbig sei gesund.
Die Partie wurde aus Sicht des FC etwas weniger schlecht. Downs scheiterte kurz nach Wiederbeginn an Dos Santos im Tor der Rechtsrheinischen. Nach einer guten Stunde machte sich Luca Waldschmidt dann daran, den Nachmittag zu retten. Auch Janßen hatte umfangreich gewechselt, der Fluss war dahin beim Drittligisten. Dann zog Waldschmidt mit dem Ball auf dem linken Fuß von rechts ins Zentrum, hatte viel Zeit und Raum schoss traumhaft in den Winkel. Struber war beeindruckt. „Diese Tore, die hat er wirklich im Gelenk, da hat er ganz was Besonderes eingebaut“, kommentierte er: „Luca hat uns in dieser zweiten Halbzeit einmal mehr gezeigt, wie wichtig er für diese Mannschaft ist.“
In der 77. Minute spielte Waldschmidt einen Steilpass auf Steffen Tigges, doch der Mittelstürmer verstolperte derart ungeschickt, dass Viktorias Patrick Koronkiewicz vollends überrascht war und den Ball ins eigene Tor lenkte. Das Glück blieb den Kölnern hold: Joel Schmied spielte einen klugen Ball die rechte Seite hinunter in den Strafraum, wo Schulz unnötig hart gegen Steffen Tigges einstieg und einen Elfmeter verursachte, den Waldschmidt zum 3:2 nutzte.
Schmied, der am Montag erstmals am Geißbockheim trainiert hatte, spielte eine sehr ordentliche zweite Halbzeit und könnte bereits in Hamburg gefragt sein, sollte Ljubicic ausfallen und Eric Martel im Mittelfeld gebraucht werden. Struber schließt das nicht grundsätzlich aus. „Er ist hier und somit eine Option“, sagte der Trainer. Ob er abseits der Verletzungen personelle Konsequenzen aus dem Spiel ziehen werde, ließ er offen. Bei allem Zorn über die Darbietung hatte er seine Emotionen gut im Griff. Es sei ein „normaler Prozess, dass es zu Veränderungen kommen kann, wenn Spieler sich immer wieder gut zeigen. Möglicherweise auch schon am Samstag.“
1. FC Köln: Schwäbe – Hübers (46. Schmied), Martel (46. Waldschmidt), Heintz (46. Telle) – Gazibegovic (46. Thielmann), Huseinbasic (46. Strauch), Ljubicic (42. Kujovic), Pacarada (46. Finkgräfe) – Kainz (46. Tigges), Maina (46. Obuz) – Lemperle (31. Downs/75. Potocnik); Tore: 0:1 Güler (21.), 0:2 Said El Mala (40.), 1:2 Waldschmidt (63.), 2:2 Koronkiewicz (77. ET), 3:2 Waldschmidt (80. FE).