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Anthony Modeste im Interview„Ich habe mich gefragt, ob das noch derselbe Verein ist“

Lesezeit 5 Minuten
Anthony Modeste

War einmal Stürmer beim 1. FC Köln: Anthony Modeste

  1. Die vergangene Saison lief für Anthony Modeste nicht wie erhofft. Der Stürmer des 1. FC Köln konnte nicht die gewünschten Leistungen auf den Platz bringen.
  2. Nun ist der Franzose wieder fit und will sich einen Stammplatz erkämpfen. Um die Stärken seiner Konkurrenten weiß er.
  3. Besonderen Wert legt Modeste auf die Stimmung in der Mannschaft. Warum diese aktuell „super“ sei, verriet er im Interview.

Herr Modeste, Sie kommen gesund durch die Vorbereitung und scheinen große Freude an der Arbeit zu haben. Welche Rolle spielt das Sommertraining für Sie?

Eine sehr wichtige, weil ich zwei Jahre keine Vorbereitung gehabt habe. Als ich in China angekommen bin, lief die Saison schon und ich bin direkt in den Spielbetrieb eingestiegen. Und letzten Sommer habe ich allein trainiert. Darum ist es jetzt wichtig, gesund zu bleiben und gut zu arbeiten. Denn ich bin heiß auf die Bundesliga.

Welchen Faktor spielt die körperliche Fitness für Ihr Spiel?

Es gibt Dinge, die kann ein Stürmer nicht trainieren. Timing, Präzision. Das bin dann einfach ich. Aber um den Fußball spielen zu können, den unser Trainer will, müssen wir hart arbeiten. Er will, dass die Stürmer hoch attackieren, das bedeutet viele Läufe. Wir wollen versuchen, die Bälle bereits in der Nähe des gegnerischen Tores zu gewinnen, damit wir sofort gefährlich werden können. Das ist einerseits super für uns Stürmer. Andererseits setzt es voraus, dass wir richtig fit sind.

Ihre Rückkehr in der vergangenen Saison war schwierig.

Ich war nicht fit, hatte lange nicht gespielt und auch privat ein schwieriges Jahr hinter mir. Aus dieser Saison habe ich richtig viel gelernt. Wenn man nicht gut vorbereitet ist, kann man dreimal am Tag trainieren – und trotzdem funktioniert es nicht. Die Fitness bekommt man nur im Spiel.

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Achim Beierlorzer lässt mit zwei Spitzen spielen, und die Konkurrenz ist riesig.

Auch ich bin nicht gesetzt, ich muss mich erst beweisen. Aber ich habe keine Angst vor der Konkurrenz. Wenn man keine Konkurrenz will, muss man zu Hause bleiben – da hat man dann keine Konkurrenz. Oder sich gleich einen anderen Beruf suchen.

Sie haben vor allem im eigenen Stadion nur wenig gespielt in der vergangenen Saison.

Natürlich hätte ich gern mehr gespielt, aber der ehemalige Trainer hat anders entschieden. Ich habe viel auswärts gespielt und zu Hause oft auf der Bank gesessen, das hat mir schon ein bisschen wehgetan. Klar, am Ende ist nicht entscheidend, ob ich auswärts spiele oder zu Hause. Aber vor unseren eigenen Fans ist es etwas Besonderes, das macht ganz einfach mehr Bock. Auswärts, das brauche ich ja nicht zu erzählen, ist es für einen Stürmer viel anstrengender.

Haben Sie eine persönliche Lieblingsaktion? Ihre favorisierte Art, ein Tor zu erzielen?

Den Ball mit dem ausgestreckten Fuß im Lauf anzunehmen, das ist typisch für mich. Am liebsten treffe ich mit dem ersten Kontakt. Aber am Ende sage ich als Stürmer: Egal wer, wo oder wie: Hauptsache, der Ball ist drin. Nur das ist wichtig.

Die Stimmung in der Mannschaft…

… ist super. Wobei es nach der vergangenen Saison nicht schwierig war, die zu verbessern. Da bin ich ehrlich: Als ich zurückkam, habe ich gefragt: Wie kann das sein? Ihr seid Erster, aber die Stimmung ist furchtbar. Das geht doch nicht. Wenn man etwas erreichen will im Sport, braucht man eine gute Stimmung. Darum werde ich jetzt mit darauf achten, dass die Stimmung in unserer Mannschaft gut ist.

Wer ist verantwortlich für die Stimmung?

Zuerst der Trainer. Wenn es zwischen Trainer und Mannschaft nicht stimmt, kann keine gute Stimmung entstehen. Wir sind da wie eine Familie: Es muss überall stimmen. Die Fans sind auch sehr wichtig. Ich habe mich in der letzten Saison oft mit ihnen unterhalten und gefragt, was los ist. Das müssen wir verbessern; vielleicht, indem wir Spieler uns öfter mit den Fans treffen. Am Ende sitzen wir alle im selben Boot. Wenn wir absteigen, steigen alle ab, auch die Fans – umgekehrt sind jetzt auch alle zusammen aufgestiegen.

Für Sie war der Kontrast besonders stark, als Sie zurückkamen. Sie hatten den Verein als Fünfter verlassen.

Ganz ehrlich: Ich habe mich gefragt, ob das überhaupt noch derselbe Verein ist. Ich habe einen super Verein verlassen – und als ich zurückkam, hat niemand mehr gelacht. Es ist mittlerweile viel besser geworden, und ich will meinen Beitrag dazu leisten, dass es noch besser wird. Aber wir dürfen nicht vergessen: Die Liga hat noch nicht angefangen. Es kann auch mal schwierige Phasen geben.

Sie sind mit dem 1. FC Köln schon einmal Fünfter der Ersten Liga geworden. Hat Sie das damals überrascht?

Nicht überrascht. Wenn man alles gibt, kann man sehr viel erreichen. Ich hatte schon vor der Saison gesagt, dass ich gern mit dem FC in der Europa League spielen würde – und das hat zumindest für den FC geklappt. Als Sportler will man immer das Maximale erreichen, aber unser Ziel ist in dieser Saison erstmal der Klassenerhalt. Wir sind zwar kein normaler Aufsteiger, trotzdem bleiben wir ein Aufsteiger.

Ich habe in der vergangenen Saison mit dem FC in der Zweiten Liga gespielt – und ich will diesen Verein und seine Fans nie wieder in der Zweiten Liga sehen. Darum sollten wir unsere Ziele nicht zu hoch setzen. Ich weiß, dass in Köln nach drei Siegen sowieso alle von der Europa League reden. Aber ich will es lieber locker angehen. Wenn der Klassenerhalt feststeht, können wir gern über alles reden – überhaupt kein Problem.