Köln – Für den 1. FC Köln ist es das wichtigste Heimspiel des Jahres, allerdings findet das Derby gegen Borussia Mönchengladbach in schwierigen Zeiten statt. Die Infektionslage auch in Köln nimmt momentan einen dynamischen Verlauf, da scheint es auf den ersten Blick seltsam, ein Fußballspiel vor 50.000 Zuschauern auszutragen. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hält sich derzeit mit Veröffentlichungen zurück, hat aber eigene Zahlen erhoben. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ liegen die Daten vor. Ein Überblick.
Was besagt die aktuelle Corona-Schutzverordnung?
Derzeit ist es grundsätzlich erlaubt, Fußballstadien unter 3G-Bedingungen sowie unter Anwendung eines Hygienekonzepts voll auszulasten – mit einer Einschränkung: Von den Stehplätzen dürften nur die Hälfte der Plätze jenseits der 5000 besetzt werden. Das Kölner Stadion hat 8175 Stehplätze, rund 1500 davon hätten also grundsätzlich unbesetzt bleiben müssen. Allerdings gestattete das Gesundheitsamt der Stadt Köln dem FC, auch die Stehplätze vollständig zu füllen. „Möglich ist dies aufgrund unseres als tragfähig eingestuften und erfolgreich praktizierten Hygiene- und Infektionsschutzkonzepts mit 2G“, erklärt FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle.
Welche Maßnahmen muss der 1. FC Köln garantieren?
Als Veranstalter ist der Verein in der Pflicht, zu überprüfen, dass die Zuschauer außerhalb ihrer Plätze eine mindestens medizinische Maske tragen. Alexander Wehrle hat mehrfach betont, dass es auch der Disziplin des Kölner Publikums zu verdanken sei, dass der FC das Stadion weiterhin auslasten darf. Neben der Einhaltung der Maskenpflicht werden zudem die Zertifikate überprüft, mit denen die Zuschauer ihre Immunisierung nachweisen. Stichprobenhaft soll zudem der Immunisierungsnachweis mit einem Ausweisdokument abgeglichen werden.
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Am Platz darf die Maske abgenommen werden. Verlässt ein Zuschauer seinen Platz, um sich etwa an den Verpflegungsständen einzudecken, herrscht Maskenpflicht, gegessen werden darf nur am Platz, Alkohol wird nicht ausgeschenkt. Das Konzept im Stadion ist damit letztlich strenger als auf dem Weihnachtsmarkt, Kontakte sind verfolgbar.
Wie sind die bisherigen Erfahrungen mit der Umsetzung?
Das Gesundheitsamt ist zufrieden: „Von der Einhaltung des Infektionsschutzkonzeptes des FC wurde sich mehrfach vor Ort überzeugt und in Abstimmung mit dem 1. FC Köln auch bei Optimierungsmöglichkeiten nachgebessert“, sagt ein Sprecher der Stadt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Gibt es ein Infektionsgeschehen rund um die Spiele der deutschen Profiligen?
Bislang kann man sagen: nein. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hält sich derzeit mit Veröffentlichungen zurück, um die ohnehin hitzig geführten Debatten nicht weiter zu befeuern. Zwar gibt es eine Faktenlage, angesichts der verbreiteten Unruhe fürchtet man jedoch offenbar, damit kein Gehör zu finden. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ liegen die Daten allerdings vor.
Erhebt die DFL eigene Zahlen?
Die ersten elf Spieltage (13 in der Zweiten Liga) sind mittlerweile ausgewertet, die Zahlen betreffen 216 Partien. Die Auslastung der Stadien lag in diesem Zeitraum bei durchschnittlich 53 Prozent der jeweiligen Gesamtkapazität. 70 der 216 Spiele waren ausverkauft. Bei 36 Partien waren nur genesene und geimpfte Zuschauer erlaubt, der 1. FC Köln etwa führte die 2G-Regelung bereits mit dem Heimspiel am zweiten Spieltag gegen den VfL Bochum ein und war damit bundesweit Vorreiter.
3,76 Millionen Zuschauer besuchten in dieser Saison die Stadien der beiden Bundesligen. Im Nachgang der Spiele wurden insgesamt zehn Personen positiv getestet. Anschließend wurden im Rahmen der Kontaktverfolgung insgesamt 72 Datensätze von Zuschauern angefordert, das entspricht 0,0019 Prozent der Stadionbesucher. Ein positiv getesteter Zuschauer im Stadion hat also im Schnitt 7,2 Risikokontakte; man ist damit statistisch nicht mit 50.000 Menschen im Stadion, bei denen man sich anstecken könnte. Sondern nur mit sieben. Von den 72 Kontakten der zehn positiv getesteten Stadionbesucher hatte sich bis zum 16. November kein einziger im Stadion angesteckt. Zuletzt sind die Inzidenzen allerdings stark gestiegen – zudem ist bei einem emotionalen Spiel wie dem Derby mit intensiveren Wortmeldungen und somit Aerosolbildungen auf den Rängen zu rechnen. Das Gesundheitsamt sieht darin allerdings offenbar keinen entscheidenden Faktor.
Die Stadt Köln bestätigt die Erfahrungen der DFL: „Es erfolgte eine mehrfache und explizite Nachbeobachtung einzelner Spiele nach Vollauslastung durch das Indexmanagement, die keine höheren Fallzahlen als das allgemeine Infektionsgeschehen erbrachten“, sagt ein Stadtsprecher.
Wie ist die Lage außerhalb der Stadien?
Die Zuschauer werden zu unterschiedlichen Zeiten ins Stadion eingelassen, dadurch sollen Menschenansammlungen etwa an den Drehkreuzen verhindert werden. Indem die Anreise gestreckt wird, soll zudem eine Überfüllung von Bussen und Bahnen verhindert werden.