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FC beginnt Vorbereitung auf UnionSteffen Baumgart appelliert an die Freude

Lesezeit 4 Minuten
Steffen Baumgart ließ am Dienstag offensive Abläufe üben und verschaffte seinen Spielern dabei viele Tor-Aktionen. Nach den Niederlagen des 1. FC Köln gegen den VfB Stuttgart und Wolfsburg versucht der Trainer, die Stimmung intakt zu halten.

Steffen Baumgart ließ am Dienstag offensive Abläufe üben und verschaffte seinen Spielern dabei viele Tor-Aktionen.

Kölns Coach sieht sich und seine Mannschaft noch deutlich außerhalb des Krisenmodus und gibt sich zuversichtlich.

Zum Ende der fast zweistündigen Trainingseinheit versammelte Steffen Baumgart am Dienstag noch einmal seine Mannschaft. Es gab ein paar organisatorische Hinweise an den Materialdienst, wegen der anhaltenden Nachtfröste wird das Training wohl auch am Mittwoch im rasenbeheizten Franz-Kremer-Stadion stattfinden. Dann aber hatte Baumgart noch eine weitere Anweisung an seine Leute: Sie sollen „die Freude behalten“, sagte der Trainer.

Das mit der Freude ist in diesen Tagen eine zunehmend schwierige Angelegenheit. Nach null Punkten und 0:5 Toren aus den beiden jüngsten Spielen gegen Stuttgart und Wolfsburg droht den Kölnern eine unangenehme Lage. Am Samstag (15.30 Uhr) spielt Köln beim Tabellen-Dritten Union Berlin, und Baumgart beschreibt selbst, wie das ausgehen könnte. „Sie haben seit mehr als einem Jahr nicht mehr zu Hause verloren. Da kann alles passieren, das kann auch ein Negativ-Erlebnis geben. Und dann haben wir drei Spiele nacheinander verloren“, sagt der Trainer.

So kommt man aus Situationen raus. Obwohl ich uns momentan noch nicht in einer Situation sehe
Steffen Baumgart

Da ist es wichtig, auf die Stimmung zu achten und ein wenig vorzubauen für den Fall der Fälle. Zum Auftakt in die Trainingswoche ließ Baumgart eine Angriffswelle nach der anderen rollen. Viele Abschlüsse, kurze Wege zum Tor. Mehr Freude ist schwierig zu haben auf einem Fußballplatz. „Die Jungs haben Spaß am Training und an der Art, wie sie Fußball spielen. Wir wollen weiter daran arbeiten, was wir gut machen. Und was wir schlecht machen, wollen wir verbessern. Daran arbeiten wir täglich“, sagt Baumgart: „So kommt man aus Situationen raus. Obwohl ich uns momentan noch nicht in einer Situation sehe.“

Das klingt allenfalls nach einer sehr frühen Vorstufe zum Krisenmodus. Und bei sieben Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz gibt es wohl auch noch keinen Anlass zu größerer Sorge, obgleich der Trend nach unten zeigt und nach Union und dem Heimspiel gegen Bochum die Reise zu Borussia Dortmund ansteht. Dennoch bleibt Baumgart zuversichtlich, dass es ruhig bleibt. „Wir hatten zuletzt Negativerlebnisse. Dennoch sehe ich, dass die Jungs bei sich sind und klar arbeiten.“ Das sind wichtige Faktoren, denn „sonst kommt man als Trainer in eine Situation. Die habe ich nicht. Und ich glaube auch nicht, dass ich hier eine kriegen werde.“

Zwei Mittelstürmer kein „Experiment“

Gegen Wolfsburg spielten die Kölner mit zwei Mittelstürmern klassischer Bauart, doch weder Steffen Tigges noch Davie Selke entwickelten nennenswerte Torgefahr. Hinter den Angreifern besetzte Mathias Olesen das Offensivzentrum, wo er wie schon beim 0:0 gegen Schalke Ende Januar ohne große Wirkung blieb. Baumgart wollte diese Offensivformation nicht als „Experiment“ bezeichnet sehen und kündigte an, Tigges und Selke weiter zusammen einzusetzen.

Doch drängen die Spieler aus der zweiten Reihe auf Einsatzzeit. Am Dienstag etwa reichte Tim Lemperle Bewerbungen in Serie ein. Der Offensivmann, dessen Vertragsverlängerung in der vergangenen Woche öffentlich wurde, zeigte gegen Wolfsburg nach seiner Einwechselung Mut, Spielfreude und seine spektakulären technischen Fertigkeiten. Auf dem Trainingsplatz reihte der 21-Jährige erneut Aktion an Aktion.

Einer von Lemperles Ausbildungs-Schwerpunkten der vergangenen Monate lag darin, ihn zu Geduld und Bescheidenheit zu erziehen. Offenbar hat es auf diesen Feldern Fortschritte gegeben. Bei allem Lob hält sich Baumgart dennoch weiterhin zurück, wenn die Sprache auf Lemperle kommt – erst recht nach einem so auffälligen Training wie am Dienstag „Er hat viel Talent. Aber er ist noch kein kompletter Bundesligaspieler. Ihm fehlt noch das Körperliche“, sagt Baumgart, der Lemperles Entwicklung insgesamt lobt. „Ich habe ihn oft genug kritisiert. Er nimmt viel an und respektiert auch, wenn er nicht immer spielt. Er wird immer mehr zum Kandidaten.“ Die Frage, ob Lemperle womöglich sogar das Zeug zum Regisseur habe, stimmte den Coach jedoch beinahe heiter. „Tim war heute im Training auf sehr vielen Positionen unterwegs. Aber nur, weil er in der Mitte mal einen Ball kriegt, heißt das nicht, dass er gleich ein Zehner ist.“

Allerdings ist Lemperle nicht der einzige Härtefall in Baumgarts Kader. Eric Martel etwa kam gegen Wolfsburg gar nicht zum Einsatz, „der hätte mich wahrscheinlich am liebsten im Bayrischen Wald verbuddelt“, mutmaßte Baumgart über den 20-jährigen Niederbayern.