Standard-Situationen werden unterschätzt, damit ist beim 1. FC Köln vorerst Schluss.
Achim Beierlorzer hofft, dass seine Spieler selbst ausgedachte Standards entschlossener spielen.
Die Mannschaft hat beim Training in Kitzbühel große Freude an der Gruppenarbeit.
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Kitzbühel – Die Standardsituation gilt im Fußball als die Torchance des kleinen Mannes. Wer wenige Chancen hat im Spiel, dem bietet sich etwa beim Eckball die seltene Gelegenheit, mit großem Personal im gegnerischen Strafraum aufzutauchen. Umso überraschender ist, wie wenig sich die Mannschaften im Profifußball mit dem ruhenden Ball beschäftigen. Im American Football etwa befassen sich ganze Abteilungen mit den Spezial-Situationen des Spiels, grundsätzlich ist jeder Spielzug detailliert beschrieben und in einem Spielbuch verewigt, das die Spieler an die Hand bekommen, um es auswendig zu lernen. Achim Beierlorzer hat nun das Flehen der Fans erhört, den Standards beim 1. FC Köln mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Am Freitagvormittag teilte er seinen Kader in zwei Mannschaften auf und verteilte Aufgaben: Drei Eckbälle von jeder Seite, drei Freistöße von außen, zwei aus dem Zentrum. In Gruppenarbeit dachten sich die Spieler Varianten aus, die sie zu Papier brachten und anschließend auf getrennten Plätzen einstudierten, um einander später zu düpieren.
Die FC-Profis nahmen das extrem ernst, Anthony Modeste etwa legte großen Wert darauf, dass die Versuche seines Teams nicht gefilmt wurden. Und als er den entscheidenden Versuch versenkte, kannte der Jubel keine Grenzen.
Die FC-Spieler feierten jede gelungene Aktion wie den Gewinn der Meisterschaft. Es war die wahrscheinlich fröhlichste Trainingseinheit der vergangenen zwei Jahre. „Wir haben auch Ideen, aber wenn das aus der Mannschaft kommt, dann haben die Spieler mehr Lust, es umzusetzen und sind dann etwas entschlossener. Und das ist nach meiner Erfahrung entscheidend bei Standards: Dass sie mit Entschlossenheit gespielt werden.“
Die Kölner haben damit zumindest eine weitere Möglichkeit erkannt. „Es geht nicht einfacher als mit Standardsituationen. Einfach reinschlagen und ein Tor machen. Allerdings glaube ich, dass wir es auch ohne Standards schaffen werden, in der Bundesliga Torchancen zu erspielen.“