Seit Marvin Schwäbe wieder im FC-Kasten steht, haben die Kölner keinen Gegentreffer mehr kassiert. Doch wie geht es weiter?
„Enttäuschtes“ Torwart-ToptalentSchwäbe verdrängt Urbig – Gesprächsbedarf beim 1. FC Köln
Zunächst einmal konnte der 1. FC Köln mit seinen Fans am Wochenende ein wenig durchatmen. Mit dem überzeugenden 1:0 gegen Hertha BSC verschaffte sich das Team von Gerhardt Struber auch im Liga-Alltag ein wenig Luft zum Atmen.
Nach enttäuschenden Liga-Niederlagen gegen Darmstadt und Paderborn war in der Kölner Öffentlichkeit zuletzt ordentlich Druck auf dem Kessel. Trainer und sportliche Leitung wurden scharf angegangen.
Mit dem zweiten Pflichtspielsieg in Serie darf sich Kölns Chefcoach in seinen durchaus umstrittenen Personalentscheidungen nun aber bestätigt sehen und könnte mit seinem Team sogar gestärkt aus der Schwächephase herausgekommen sein. „Wir haben von der ersten Minute weg sehr stabil gewirkt“, lobte der Österreicher seine Mannschaft nach dem Erfolg in Berlin: „Über die gesamte Spielzeit sehr erwachsen, sehr reif.“
Für ein besseres Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive setzte er in der Abwehr auf eine Dreierkette und baute dort Routinier Dominique Heintz ein, der voll zu überzeugen wusste. Im Tor baute er auf die Erfahrung von Marvin Schwäbe (29). Der junge Jonas Urbig (21) musste auf die Bank. Zum Erstaunen vieler Beobachter.
Marvin Schwäbe kündigt Gespräch mit Jonas Urbig an: „Es war alles sehr kurzfristig“
Das Top-Talent Urbig, dem ohne Zweifel eine große Torhüter-Karriere bevorsteht, sei über die Entscheidung des Trainers enttäuscht gewesen, erklärte FC-Geschäftsführer Christian Keller am Rande der Partie in Berlin. „Aber so ist das immer im Profi-Geschäft. In einer Entwicklung muss man auch mal einen Schritt zurück machen, um wieder zwei nach vorne zu machen.“ Mitgeteilt habe Struber seine Torhüter-Wahl am Freitagvormittag in Einzelgesprächen.
Ein solches soll es laut eines Berichts des Fußball-Magazins „kicker“ nun auch zwischen den beiden Torhütern geben. Schwäbe, der das Verhältnis zu Urbig stets als „professionell“ bezeichnet hatte, wolle mit dem jungen Torwart demnach das Gespräch suchen. „Jonas und ich müssen die Woche nochmal quatschen, das ist klar“, sagte die neue Nummer eins des FC. „Es war alles sehr kurzfristig und natürlich ist er unzufrieden damit, das kann ich nachvollziehen. Aber es wird weitergehen.“
Ob die Entscheidung für den erfahrenen Schwäbe und gegen das junge Talent Urbig auch mittel- und langfristig die richtige Wahl war, wird sich erst noch zeigen müssen. Doch klar ist: Der Wechsel half dem Kölner Team, den dringend benötigten Erfolg wieder herzustellen.
Im DFB-Pokal schalteten die Kölner Bundesligist Kiel (3:0) aus. Dann kam der Dreier in Berlin. „Uns hat in dieser Phase ausgezeichnet, dass wir beieinander geblieben sind, dass man stark in den Inhalten und sachlich bleibt. Und nicht Passagier der Emotionen wird“, sagte Struber.
Und über seinen arrivierten Keeper: „Marvin hat uns in den letzten Wochen im Training gezeigt, dass er Ausstrahlung hat, Erfahrung mitbringt. Und natürlich auch Führungsqualität, auf die wir speziell auch in der Situation, in der wir gerade hängen, zählen können“. (oke/mit dpa)