1. FC KölnSchreck in der Nachspielzeit – Zuschauer pfeifen Ultras aus
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Köln – Wie eine Mannschaft, die kurz vor Erreichen des ursprünglichen Saisonziels steht, hatte der 1.FC Köln in der Woche vor dem Spiel gegen die TSG Hoffenheim nicht gewirkt. Gleichwohl fehlten dem Klub ja nur noch vier Punkte aus fünf Spielen, um das Vorjahresergebnis zu übertreffen. Bei den Gästen war die Lage vor dem Spiel am Freitag ähnlich, nur die Stimmung besser. Ein Sieg hätte Julian Nagelsmanns Team für die beste Saison seit Bundesliga-Zugehörigkeit gereicht, und schon ein Zähler für die Qualifikation für die Europa League. Nach den 93 Minuten unter Flutlicht in Müngersdorf waren die Gäste etwas mehr vorangekommen als die Kölner.
Nach einem Tor von Leonardo Bittencourt stand der FC zwar bis in die Nachspielzeit vor dem Sieg. Dann dann sorgte Kerem Demirbay doch noch für den Ausgleich zum 1:1. Die TSG steht im kleinen Europapokal und will in den großen. Der FC tritt trotz Leistungssteigerung weiter auf der Stelle und kommt der Europa League nicht näher.
Stöger hatte seine Mannschaft gegenüber dem 1:2 in Augsburg auf einer Position verändert. Für Christian Clemens rückte Konstantin Rausch ins Team. Marco Höger, immer noch nicht ganz fit, blieb zunächst wieder auf der Bank. Die größere Veränderung bei den Kölnern hatte aber offenbar woanders stattgefunden: Der FC begann mit den besten fünf Minuten seit Wochen. Selbstbewusst und mit guten Kombinationen arbeitete sich Stögers Team an die Strafraum der Gäste heran, ohne aber zu Chancen zu kommen. Nicht schlecht, aber nicht gut genug, um Hoffenheim zu beeindrucken.
Kramaric hatte aus spitzem Winkel die erste Chance (4.), später verstolperte Adam Szalai zwei mal sehr freistehend – die Schwäche in der Defensive, die den FC im Frühjahr befallen hat wie ein hartnäckiger Schnupfen, war wieder zu besichtigen.
Spinner entschuldigt sich bei Hopp
Es war bis dahin insgesamt eine ansehnliche Partie, die begleitet wurde vom anstrengenden Einfluss der so genannten Fankultur in der Südkurve. Große Teile der Ultras arbeiteten sich diesmal nicht nur in unflätiger Weise an der Mutter von Hoffenheims Klubchef Dietmar Hopp ab, sondern auch an seinem Vater. Stadionsprecher Michael Trippel ermahnte oft und vergeblich.
Andere Zuschauer begannen zu pfeifen, FC-Präsident Werner Spinner wandte sich mit einer Entschuldigung Richtung Hopp an die Medien: „Diese Beleidigungen sind inakzeptabel und spiegeln nicht die Werte wider, für die der 1. FC Köln steht.“ Hoffenheims Sportdirektor Alexander Rosen nach die Rufer „Schwachmaten“ und sprach von „einer neuen Dimension“: „So eine Frecheit haben wir noch nie erlebt“.
Fußballerisch ging beim FC erst kurz vor der Pause wieder etwas. Verteidiger Dominique Heintz traf mit einem Kopfball den Pfosten und spielte kurz darauf einen Querpass auf Osako, der weit vorbeischob (42.). Nach der Pause waren neun Minuten gespielt, als die Kölner Raum fanden für den ersten flüssigen Angriff seit einer halben Stunde. Doch Milos Jojic versprang der Ball.
In der 58. Minute war Klünter Ausgangspunkt der FC-Führung, als er Jonas Hector einsetzte. Dessen Hereingabe mit dem rechten Fuß kam ideal für Leonardo Bittencourt, der sein zweites Saisontor erzielte (58.). Im Anschluss blieb der FC aggressiv und vermied es, Hoffenheim das Spiel zu überlassen. Matthias Lehmann hatte die Chance zum 2:0 (77.), Modeste und Joic vertändelten es allerdings grotesk (90.).
Und als alle Kölner den letzten TSG-Angriff verteidigten, misslang Osako der Befreiungsschlag: Der hervorragende Fußballer Demirbay schob ein und verdarb dem FC den Abend doch noch.