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Kommentar

Mitgliederrat
Darum greift der FC-Vorstand selbst in den Wahlkampf ein

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Die FC-Geschäftsführer Philipp Türoff (v.l.) und Christian Keller, Vizepräsident Carsten Wettich, Präsident Werner Wolf, Mitgliederratsvorsitzender Ho-Yeon Kim und sein Stellvertreter Fabian Schwab diskutieren während des Mitgliederstammtischs im Januar 2024.

Die FC-Geschäftsführer Philipp Türoff (v.l.) und Christian Keller, Vizepräsident Carsten Wettich, Präsident Werner Wolf, Mitgliederratsvorsitzender Ho-Yeon Kim und sein Stellvertreter Fabian Schwab während des Mitgliederstammtischs im Januar 2024. Bild: Herbert Bucco

Der amtierende Vorstand des 1. FC Köln hat erstmals einen eigenen Kandidaten für das Gremium aufgestellt. Ein Schritt, der Fragen aufwirft.

Der Vorstand des 1. FC Köln hat erstmals in seiner nunmehr fünfjährigen Amtszeit einen eigenen Kandidaten für die Wahl des Mitgliederrats aufgestellt. Damit greift das Präsidium selbst in den Wahlkampf um das Gremium ein.

Satzungsgemäß hat der Vorstand das Recht dazu. Und sein Kandidat ist eine Instanz: Gottfried Rüßmann, 62, ist seit mehr als acht Jahren Vorstandsvorsitzender des Kölner Versicherungsriesen DEVK, der wiederum schon seit Jahren Sponsor des Vereins ist. Eigentlich ein Mann wie geschaffen für den ohnehin hochkarätig besetzen FC-Beirat.

Schritt des Vorstands kommt sechs Wochen nach Mitgliederrats-Kritik

Der Schritt des Vorstands kommt knapp sechs Wochen nach einem kritischen Newsletter des Mitgliederrats, in dem der den Vorstand insbesondere für dessen Rolle in der gegen den FC verhängten Transfersperre anprangerte und ein eigenes Gutachten in Auftrag gab. Damit ging der Mitgliederrat, der das aktuelle Präsidium durch sein Vorstandsvorschlagsrecht 2019 erst ins Amt verholfen hatte, auf Konfrontationskurs zu diesem. Der Vorstand wiederum reagierte empört, nach „dem guten Austausch mit vielen Mitgliedern“ beim Stammtisch am 12. Juni habe man nach langer Aussprache eigentlich gemeinsam den Blick wieder nach vorne richten wollen. Die vehemente Kritik an den Verantwortlichen, die Unruhe nach dem abermaligen Abstieg hatte sich ja inzwischen merklich gelegt. Doch nun war der offene Konflikt zwischen Präsidium und Mitgliederrat für alle sichtbar.

Dazu muss man wissen: Es ist kein Geheimnis mehr, dass der amtierende Vorstand um Präsident Werner Wolf eine weitere Amtszeit anstrebt. Und das geht nur, wenn er vom Mitgliederrat vorgeschlagen wird – eine Kampfkandidatur will man vermeiden.

Der Vorgang mit der Benennung eines eigenen Kandidaten ist kein Affront. Denn Rüßmann wäre ja nur eines von maximal 15 Mitgliedern des Gremiums. Zudem hat der Vorstand das Vorstandsrecht für mehrere Kandidaten, von dem in der Klub-Vergangenheit andere Vereinsführungen auch schon ausgiebiger Gebrauch machten.

Doch die Frage ist, was der Vorstand damit bezwecken will. Will er für vermeintlich mehr Kompetenz im Gremium sorgen und durch einen Kandidaten, der eine gewisse Nähe zu ihm hat, einen besseren Einblick in dessen Arbeit gewinnen? Hofft man darauf, dass Rüßmann in Zukunft sogar in den Gemeinsamen Ausschuss, der für Geschäfte und Maßnahmen von „besonderer wirtschaftlicher Bedeutung“ aufrücken kann, der sieben Personen umfasst, von denen drei aus dem Präsidium und zwei aus dem Mitgliederrat stammen?

Gremium schlägt nicht nur Vorstand vor, sondern kontrolliert ihn auch

Der Mitgliederrat ist am Ende nicht nur das Gremium, dass alle drei Jahre den Vorstand vorschlägt. Sondern ist er auch dessen Aufsichtsrat. Er muss den Vorstand kontrollieren. Und deshalb mutet es merkwürdig an, wenn der zu Kontrollierende sich den Kontrolleur aussucht – auch wenn es nur einer ist. Doch entscheiden werden das am 24. September während der Versammlung des Vereins in der Lanxess-Arena ohnehin einzig die Mitglieder.