Jede Sparmaßnahme wäre bei Abstieg des FC als Teil einer Fehlerkette zu sehen. Beim 1. FC Köln sieht man dies jedoch anders.
Kommentar zum 1. FC KölnFC-Verantwortliche vermitteln ein falsches Bild der Schuld
Wie eine Monstranz haben die Verantwortlichen des 1. FC Köln ihren Glauben in den vergangenen Monaten durch die Stadt getragen. Man sei überzeugt vom Klassenerhalt. Spieler, Trainer, Management, Vorstand – die Litanei wurde in wechselnden Rollen vorgebetet, und die Fans folgten gern in ihrer Not. Denn es gibt keine Alternative zum Optimismus, dieser Satz wird nicht zur Floskel, nur weil er eine schlichte Wahrheit benennt. Und tatsächlich: Die Kölner Hoffnung lebt.
Dass sich Präsident Werner Wolf dann vor dem Spiel gegen Freiburg bereits in einem Interview zur Bundesliga-Rückkehr spätestens im Jahr 2026 gratulierte, statt der Mannschaft Kraft für den Abstiegskampf zu wünschen, bedeutete zwar vor allem ein weiteres PR-Desaster dieses so beständig ungeschickten Kölner Vorstands. Doch immerhin wusste man damit schon vor der Partie am Samstag, dass längst an den nächsten Parolen gearbeitet wird.
Wie ironisch nun, dass die Kölner auch nach dem nächsten Endspiel, das sie nicht gewinnen konnten, noch Chancen haben. Allerdings: Selbst im Falle des sensationellen Klassenerhalts in diesem Frühjahr bliebe der Wiederaufstieg 2026 dank Transfersperre und lausiger Kaderplanung ein denkbares Ziel.
Alles zum Thema Christian Keller
- Bittere Bestätigung beim 1. FC Köln FC-Sportchef Keller: „Es ist so, wie es ist“
- Kaderplanung des 1. FC Köln Keller erklärt Lemperle-Entscheidung – Urbig-Nachfolger bereits im Blick?
- „Haben uns kritisch ausgetauscht“ Präsident Wolf will Vorstandskritiker Prestin beim 1. FC Köln einbinden
- Wechsel in der Spitze Geschäftsführer Markus Rejek verlässt den 1. FC Köln
- Trennung von Rejek Immense Fluktuation statt Kontinuität beim 1. FC Köln
- Gelingt so die direkte Bundesliga-Rückkehr? Nicht schön, aber erfolgreich: der pragmatische Weg des 1. FC Köln
- Erneut schwer verletzt FC-Gesten der Solidarität mit Pechvogel Luca Kilian
Jede Sparmaßnahme beim 1. FC Köln wäre bei Abstieg Teil einer Fehlerkette
Christian Keller hat zuletzt mehrfach Fehler eingeräumt. Allerdings klang er dabei nicht kleinlaut. Eher, als gestatte er der unwissenden Öffentlichkeit generös, in ihm den Schuldigen für die Misere zu sehen, während nur Eingeweihte das Gesamtbild erkennen. Womöglich ist das der große Fehler des 1. FC Köln: Zu glauben, eine Saison könnte trotz eines Abstiegs Teil eines Erfolgsplans sein. Im Gegenteil ist jedes erreichte Sparziel, jede personelle Maßnahme – wäre alles, was Keller und seine Kollegen in den vergangenen Monaten getan haben, im Lichte des Abstiegs als Teil einer Fehlerkette zu beurteilen.
Doch noch ist es nicht vorbei nach diesem Wochenende, an dem der 1. FC Köln einen weiteren umfassenden Blick auf die Unzulänglichkeiten seines Kaders gewährte. Ein Stürmer, zwei Stürmer, kein Stürmer. Timo Schultz hat mittlerweile alle Varianten durchprobiert, um seinem Kader so etwas wie nachhaltige Torgefahr zu entlocken. Gebracht hat das alles auch gegen Freiburg nichts. Statt in einem Inferno aus Feuer und Donner abzuheben und der Rettung entgegenzurasen, steht die Rakete 1. FC Köln weiterhin auf der Rampe und zischt müde vor sich hin, während Schultz im Kontrollzentrum immer halbherziger auf den Startknopf drückt.
Seit Januar arbeitet Schultz mit dem Kölner Kader, und es könnte durchaus am stets gefassten Trainer liegen, dass es einfach nichts werden mag mit der Aufholjagd. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass die Spieler des 1. FC Köln in der Saison 2023/24 schlicht nicht mehr hergeben als die Zwischenbilanz von lächerlichen 24 Toren und 24 Punkten aus 32 Spielen. Es ist die Bilanz eines Absteigers. Doch das Verrückte am 1. FC Köln der Saison 2023/24 ist: Der Abstieg ist noch immer nicht vollzogen. Es ist noch Hoffnung da.