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Manager beendet VereinskarriereAls Leverkusens Reschke dem 1. FC Köln Kai Havertz wegschnappte

Lesezeit 13 Minuten
Kölner Athleten Verbund, Kölle goes Olympia, Kick off Party, von links: Michael Reschke, Timur Oruz, 22.05.2023, Bild: *** Cologne Athletes Association, Kölle goes Olympia, kick off party, from left Michael Reschke, Timur Oruz, 22 05 2023, picture

Michael Reschke war für Bayer 04 Leverkusen, den FC Bayern, den VfB Stuttgart und Schalke 04 tätig.

Der Frechener Manager Michael Reschke spricht im Interview über seine lange Laufbahn, Ex-Klub Bayer 04 Leverkusen, den 1. FC Köln und Jungstars.

Der Frechener Michael Reschke war über vier Jahrzehnte im Profi-Fußball aktiv, vor allem als Manager. Jetzt hat er seine Vereinskarriere beendet. Im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ spricht der in Junkersdorf lebende 67-Jährige über seine Laufbahn, Ex-Klub Bayer 04 Leverkusen, den 1. FC Köln, die Stars Florian Wirtz und Kai Havertz, seine besondere Beziehung zu Pep Guardiola und Entwicklungen im Spitzenfußball.

Herr Reschke, Sie waren von 1979 bis 2024 in verschiedenen Funktionen im Profifußball tätig. Jetzt haben Sie Ihre Vereinskarriere beendet. Reicht es Ihnen einfach?

Michael Reschke: Über vier Jahrzehnte sind eine mächtig lange Zeit. Ich bin jetzt 67 Jahre alt und werde zukünftig ausschließlich selbstbestimmt und nicht mehr in einem Arbeitsverhältnis, in dem ich jemanden Rechenschaft schuldig bin, tätig sein. Aber so ganz raus aus dem Fußball-Geschäft bin ich nicht. Ich suche mir selbst die Themen aus, auf die ich Lust habe. In meiner Sports-Consulting-Agentur betreue ich einige interessante, junge Trainer und berate auf Anfrage Vereine. Zudem halte ich Vorträge und absolviere Medienauftritte. Fußball bleibt ein wichtiger Teil meines Lebens ein, so ganz loslassen kann und will ich noch nicht (lacht).

Sind Sie glücklich mit Ihrer Laufbahn oder hadern Sie im Nachhinein mit irgendwelchen Stationen oder Entscheidungen?

Mein Berufsleben war ein einziger Traum, über den ich sehr glücklich bin. Natürlich gab es schwierige, schmerzhafte Phasen und bittere Fehlentscheidungen von mir, die ich bereue. Aber das Positive überwiegt meilenweit.

Sie sind Frechener, haben an der Sporthochschule in Köln studiert, haben einst als Journalist für die „Kölnische Rundschau“ gearbeitet und leben in Köln. Warum führte Ihr Weg eigentlich nie zum FC?

Es gab durchaus engere Kontakte. In der ersten Amtszeit von Christoph Daum (1986 bis 1990, d. Red.) hatte ich eine FC-Anfrage als Co- und Amateurtrainer vorliegen. Ich war ja schon einige Jahre als Juniorentrainer bei Bayer 04 aktiv. Der Klub war damals in einer speziellen schwierigen Situation und Reiner Calmund, mein Förderer und Mentor, bat mich zu bleiben. Meine Dankbarkeit ihm gegenüber ließ einen Wechsel nicht zu. Ich blieb bei Bayer 04 – und es war die richtige Entscheidung.

Karl-Heinz Thielen wollte mich 2012 im Fall seiner Wahl als Manager nach Köln holen. Natürlich übt auch der FC auf mich eine Faszination aus
Der langjährige Bayer04-Manager Michael Reschke über den Rivalen

Auch als Manager waren Sie beim FC nie ein Thema?

Heute, und da wird er mir sicherlich nicht böse sein, kann ich es ja verraten: Karl-Heinz Thielen plante 2012 noch einmal für das Amt des FC-Präsidenten kandidieren und wollte mich im Fall seiner Wahl als Manager zum FC holen. Doch damals war ich gedanklich und emotional einfach zu sehr mit Bayer 04 verbunden. Zudem gab es zuvor von mir entscheidend mitverantwortete Entwicklungen, die dem FC nicht gutgetan haben. Ich denke da zum Beispiel an die ablösefreie Verpflichtung von Patrick Helmes. Und bei allem gegenseitigen Respekt gibt es zwischen den Klubs halt auch eine tiefe Rivalität. In dem emotionalen Kölner Umfeld wäre ich wohl als FC-Manager nicht zu vermitteln gewesen.

Manche sagen, Sie hätten – bildlich gesprochen – ein eintätowiertes Bayer-Kreuz.

Bayer 04 hat mein Leben mit geprägt und die Verbindung zum Klub, Spielern und Mitarbeitern war eine absolute Herzblut-Geschichte. Aber natürlich übt auch der FC auf mich eine Faszination aus. Ich lebe in Junkersdorf und erlebe tagtäglich die extreme Verbundenheit zwischen dem Klub und den Kölnern und somit der Bedeutung für das Lebensgefühl der kölschen Seele. Ich bin oft bei FC-Heimspielen, genieße das Stadionerlebnis und begeistere mich an der schönsten Vereinshymne der Welt und der genialen Atmosphäre im Stadion.

Junge Manager: Michael Reschke (l.) und Andreas Rettig (r.) Mitte/Ende der 90er-Jahre zusammen bei Bayer 04 Leverkusen mit Reiner Calmund

Junge Manager: Michael Reschke (l.) und Andreas Rettig (r.) Mitte/Ende der 90er-Jahre zusammen bei Bayer 04 Leverkusen mit Reiner Calmund – und offenbar mit Krawatten von Deiters.

Sie sprachen gerade über Ihren Förderer Reiner Calmund. Wie schwierig war es, 2004 die Nachfolge des omnipräsenten Managers anzutreten?

Wolfgang Holzhäuser (damals Sprecher der Bayer-04-Geschäftsführung, d. Red.) und ich hatten nach Calmunds Abgang eine sehr sinnvolle Entscheidung getroffen: Als Manager habe ich mich komplett auf die Sportthemen konzentriert und öffentlich so gut wie nicht stattgefunden. Nach Calmunds Abgang war von vielen der Untergang des Klubs prophezeit worden. Wir hatten damals mächtige Baustellen und standen vor einem kompletten Kaderumbruch. Sich nur auf das Handwerkliche zu fokussieren, war genau richtig, denn von der Strahlkraft und Aura eines Reiner Calmunds war ich eh meilenweit entfernt. Öffentlich wäre ich von den Bayer-04-Fans kaum respektiert worden. Und 2005 kam dann ja glücklicherweise Rudi Völler als Sportdirektor zu uns zurück und damit war das Thema Außenwirkung ohnehin bestens besetzt. Holzhäuser, Völler und ich hatten eine fantastische Zusammenarbeit.

Oft stand Bayer 04 während Ihrer Zeit im Klub vor der Meisterschaft, doch geholt wurde Sie nie – bis zum Mai 2024. Hadern Sie damit?

Als Manager war ich hauptverantwortlich für den Kaderumbruch nach 2004 und in meinen letzten sechs Bayer-04-Jahren erreichten wir vier Mal die Champions League und zwei Mal die Europa League. Wir hatten eine tolle, junge Truppe, eine geile Zeit und wurden 2011 mit Jupp Heynckes Vizemeister. Dass der Klub jetzt das Double geholt hat, das macht mich nicht stolz, denn Stolz steht mir nicht zu. Aber es war für mich ein tolles, emotionales Gefühl. Der Klub und die Region sind nach der Meisterschaft explodiert, so etwas kannte man in der Dimension in Leverkusen nicht. Ich habe mich extrem für den Klub und die Fans gefreut.

In einer für mich sehr problematischen Phase hat mir Uli Hoeneß entscheidend geholfen. Das werde ich ihm nie vergessen
Reschke über den früheren Macher des FC Bayern München

2009 wollte Sie Leverkusen mal loswerden. War das Ihre schwierigste Karrierephase?

Eine der schwierigsten. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich mit Bruno Labbadia (2008/09 Trainer bei Bayer 04, d. Red.) ein sehr schwieriges Verhältnis hatte. Nach der 0:1-Niederlage im Pokalfinale gegen Bremen stand mein Weggang zur Disposition. Ich blieb nur, weil Labbadia trotz Vertrags bei Bayer auf eigenen Wunsch zum HSV wechselte. Eine Zusammenarbeit zwischen uns wäre nicht mehr möglich gewesen. Ich hatte natürlich auch im Verein wichtige Unterstützer, aber ganz entscheidend hat mir in dieser Phase Uli Hoeneß geholfen. Das werde ich ihm nie vergessen.

Wie muss man sich das vorstellen?

Wir hatten ein gutes Verhältnis. Ich bat Ihn um Rat, weil meine Situation im Klub sehr problematisch war. Obwohl er mächtig Stress hatte, lud er mich direkt nach München ein. Nach einem sehr emotionalen, dreistündigen Gespräch war sein entscheidender Rat, allen Widrigkeiten zu trotzen und in Leverkusen zu bleiben. Dieser Rat hat mir Sicherheit gegeben, und es entwickelte sich für mich bei Bayer dann auch schnell wieder sehr positiv.

Die Zusammenarbeit mit Pep Guardiola war vertrauensvoll und faszinierend. Niemand hat unseren Sport in den letzten 15 Jahren so geprägt wie er
Reschke über den früheren Bayern-Trainer und heutigen Coach von Manchester City

2014 sind Sie selbst bei Bayern als Technischer Direktor gelandet. Hoeneß konnte ihnen da nicht derart helfen, er saß wegen Steuerhinterziehung im Gefängnis ein.

Karl-Heinz Rummenigge kontaktierte mich damals. Bei unserem ersten Gespräch sagte er mir, dass Uli informiert sein und sich sehr freuen würde, wenn ich zum FCB käme. Die Bayern standen vor einem Kaderumbruch und sie trauten mir zu, dabei eine wichtige Rolle zu spielen. Der Abschied von Bayer 04 fiel mir unglaublich schwer, aber am Ende nahm ich die Bayern-Herausforderung an. Es war eine fantastische Zeit. Vor allem weil ich sehr vertrauensvoll mit Pep Guardiola zusammenarbeiten konnte. Er ist für mich im Fußball die interessanteste, schillerndste Persönlichkeit der letzten 15 Jahre. Niemand sonst hat unseren Sport in dieser Zeit so geprägt wie Pep. Ihn bei den Bayern zu erleben war faszinierend. Ich hatte das Glück mit so fantastischen Trainern wie Carlo Ancelotti, Jupp Heynckes oder Christoph Daum zusammen zu arbeiten. Aber wie Pep das Trainer-Sein lebt, Teams weiter entwickelt, Spieler besser macht und welch prägenden Einfluss er auf viele sehr gute Trainer ausübt, das sucht seinesgleichen. Eine meiner ersten Verpflichtungen bei Bayern war die von Joshua Kimmich. Jo hat mir mal gesagt, dass er vor jedem Training mit Guardiola nervös war, weil dieser Ihn permanent forderte und wichtige Tipps gab. Ich habe Pep jüngst in Manchester besucht und bin überzeugt, dass er die aktuelle schwierige Phase bei City meistert.

Befreundet seit der gemeinsamen Zeit beim FC Bayern München: Michael Reschke und Pep Guardiola, Trainer von Manchester City

Befreundet seit der gemeinsamen Zeit beim FC Bayern München: Michael Reschke und Pep Guardiola (l.), Trainer von Manchester City

Beim VfB Stuttgart und bei Schalke 04 waren Sie nach der Zeit bei den Bayern nur jeweils rund anderthalb Jahre tätig. Ungewohnte Erfahrungen für Sie?

Die Zeit beim VfB als Sport-Vorstand war unglaublich intensiv. Die erste Saison verlief super, wir sind als Bundesliga-Aufsteiger Siebter und Rückrunden-Zweiter geworden. In der zweiten Saison habe ich dann einige Fehler gemacht, ganz speziell in der Trainerstab-Besetzung. Bei aller Qualität von Markus Weinzierl, es hat zwischen Ihm und unserer Mannschaft nicht funktioniert. Das dies war meine Verantwortung, die dann als Konsequenz zu meiner Entlassung geführt und mir sehr wehgetan hat.

In meiner Schalke-Zeit herrschte anfangs Aufbruchsstimmung. Aber in der Corona-Zeit und speziell nach dem Abschied von Clemens Tönnies (war fast 20 Jahre lang Aufsichtsratsvorsitzender von Schalke, d. Red.) ging sehr viel den Bach runter. Auch wenn es einige Schalker nicht gerne hören: Der Tönnies-Abgang war für Schalke ein gravierender Fehler. Es gab danach zu viele Unstimmigkeiten im Klub. Die Trennung von mir war allerdings einvernehmlich. Für Schalke sowie den Hamburger SV und Köln gilt: Sie gehören einfach in die Bundesliga, weil die Liga die Strahlkraft dieser Klubs braucht. Für Schalke wird dies gewiss noch ein längerer Weg. Der FC besitzt definitiv die Kaderqualität, den direkten Wiederaufstieg zu schaffen. Entscheidend lautet dann natürlich Frage: Was passiert nach dem Aufstieg? Da gilt es jetzt schon wichtige Entscheidungen vor zu bereiten, speziell im Hinblick auf den Kader.

Wenn für Sie Guardiola der faszinierendste Trainer ist: Wer ist für Sie der genialste Fußballer, mit dem Sie zusammengearbeitet haben?

Ich mache es mir jetzt mal einfach: Bei der letzten Weltfußballer-Wahl sind zwei Spieler unter den ersten Sieben gelandet, bei deren Verpflichtung für Bayer 04 ich entscheiden verantwortlich war. Toni Kroos und Daniel Carvajal sind als 19-Jährige zu uns gewechselt und waren schon damals außergewöhnliche Spieler. Ebenso ein ganz wichtiger Transfer war natürlich der von Simon Rolfes, den wir für 650.000 Euro aus Aachen geholt hatten: Er war danach nicht nur zehn Jahre Bayer-04-Profi und -Kapitän, sondern hat heute als Sportchef Riesenanteil am Gewinn des Double.

Bayer 04 wird dem FC Bayern im Nacken hängen – und zwar über die Saison hinaus
Reschke über den aktuellen Doublesieger aus Leverkusen

Können Rolfes' Leverkusener den Bayern im Meisterrennen wieder Paroli bieten oder sogar erneut vor ihnen landen?

Nur Bayer 04 kann den Bayern gefährlich werden. Dass es bei der Alonso-Truppe zum Saisonbeginn nicht optimal lief, das war irgendwie zu erwarten. Aber jetzt hat das Team wieder Stabilität und eine neue Reife. Ich bin zwar überzeugt, dass der FC Bayern Meister wird. Aber Leverkusen wird Ihnen im Nacken hängen – und zwar über die Saison hinaus. Eine hochprofessionelle, klare Führung, viele Top-Entscheidungen, tolle Spieler und ein sehr gutes Teamumfeld: Bei Bayer 04 stimmt es einfach.

Rechnen Sie damit, dass die so begehrten Xabi Alonso und Florian Wirtz nach der Saison noch in Leverkusen bleiben?

Falls Carlo Ancelotti Real Madrid verlässt, ist Xabi als Ex-Real-Legende die Wunschlösung als Nachfolger, weil er seine außergewöhnliche Klasse als Trainer eindrucksvoll bewiesen hat. Sein möglicher Abschied wäre zwar sehr schmerzhaft für Bayer, aber ich bin überzeugt, dass Leverkusen erneut einen sehr guten Trainer finden wird und sich darauf schon vorbereitet.

Florian ist genial und besitzt das Potenzial zum Weltfußballer des Jahres. Der Junge ist ein einziges Geschenk für Bayer 04 und den deutschen Fußball. Seine Karriere wird bislang von seinen Eltern sehr intelligent gelenkt. Ich frage mal: Wo steht es überhaupt geschrieben, dass Florian zwingend jetzt schon nach Manchester, München oder Madrid wechseln muss? Er ist noch blutjung, fühlt sich bei Bayer 04 und im Umfeld des Klubs absolut wohl. Ich halte es für eine sinnvolle Alternative, noch ein oder zwei Jahre zu bleiben. Und gewiss verdient er auch in Leverkusen - absolut zurecht - sehr gutes Geld. Wenn er irgendwann wechselt, bleibt es für alle eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Eine mächtige Rekord-Ablöse wird den Schmerz für Bayer erträglich machen.

Der FC hat 2020 für Wirtz rund 300.000 Euro Ablöse von Leverkusen erhalten…

Für den 1. FC Köln ist das eine katastrophale Entwicklung. Sicherlich hat der Klub in den Vertragsverhandlungs-Abläufen brutale Fehler gemacht. Bayer hat in der entscheidenden Phase ganz andere Geschütze als der FC aufgefahren. Rudi Völler, Simon Rolfes und der damalige Cheftrainer Peter Bosz haben die Gespräche mit der Familie Wirtz geführt und Florian eine klare, zeitnahe Bundesliga-Perspektive aufgezeigt. Während Florian im Dezember 2019 beim FC noch in der U17 spielen musste, hat er bei Bayer direkt mit den Profis trainieren und gab schon im Mai 2020 sein Bundesliga-Debüt. Da sind beim FC gravierende handwerkliche Fehler gemacht worden. Es hätte sicherlich beim FC einen Zeitpunkt gegeben, an dem es möglich gewesen wäre, mit Florian den Vertrag zu verlängern.

Beim 1. FC Köln sind gravierende handwerkliche Fehler gemacht worden
Reschke über den Verlust von Florian Wirtz

Muss der FC daraus lernen?

Die aktuellen Personalien beim FC kann und möchte ich nicht bewerten. Aber eines ist sicher: Gerade für einen Klub wie den 1. FC Köln ist es alternativlos und eine der Hauptaufgaben für eine bessere Zukunft, frühzeitig die wichtigsten Talente langfristig zu binden. Der FC leistet ja bekanntermaßen eine sehr gute Nachwuchsarbeit. Dabei ist jedes Talent ein Einzelfall und muss von der sportlichen Perspektive bis zu den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so professionell und sachlich wie eben nötig behandelt werden. Ablösefreie Abgänge wie vermutlich von Tim Lemperle und zuletzt von Justin Diehl sind sportlich und wirtschaftlich extrem bitter.

2010 wechselte der damals elfjährige Kai Havertz von Alemannia Aachen nach Leverkusen. Der FC, so hört man, soll ebenfalls konkret an ihm dran gewesen sein.

An Kai waren etliche Klubs und natürlich auch der FC interessiert. Kai galt damals als das Ausnahmetalent in der Region. Unsere Nachwuchs-Verantwortlichen haben mächtig Alarm ausgelöst. Da wurde richtig Druck auf Rudi Völler und mich ausgeübt (lacht) uns da einzuschalten. Rudi und ich waren dann mit den Eltern essen und hatten ein langes Gespräch, in dem wir die Familie von einem Wechsel zu uns überzeugen konnten. Entscheidend war für die Eltern, dass wir eine Balance zwischen Fußball und Schule gewährleisten konnten. Wir haben damals unter anderem Kais Mutter bei uns angestellt, damit sie ihren Sohn zum Training fahren konnte.

Die Basis des Fußballs müssen und werden die nationalen Liga bleiben. Durch eine Super League würde unser Sport großen Schaden nehmen
Reschke über den geplanten neuen Wettbewerb

Herr Reschke, gibt es Entwicklungen im Profifußball, die Ihnen nicht gefallen?

Ich finde beispielsweise das neue Format der Champions League prima. Aber die Klub-WM ist ein Megaproblem. Nicht weil der Wettbewerb uninteressant ist, ganz im Gegenteil. Aber die Zusatzbelastung, die dadurch speziell auf die Spitzenspieler zukommt, ist eine Katastrophe. Denn grade diese Stars, die eben den besonderen Reiz ausmachen, haben durch die Zusatzbelastung der Klub-WM keine Zeit mehr, auch nur ansatzweise sinnvoll zu regenerieren. Ich hoffe sehr, dass dies unserer Nationalmannschaft nicht entscheidend schadet. Das Nagelsmann-Team ist das Flaggschiff des deutschen Fußballs, ein Kulturgut und für die Identifikation des Landes von großer, verbindender Bedeutung. Wir sind unter Rudi Völler und Julian wieder auf einem sehr guten Weg ist und profitieren von großartigen, jungen Idolen wie Wirtz und Jamal Musial. Die Jungs dürfen nicht durch Überlastungen verheizt werden.

Und wie stehen Sie zur Super League oder Unify League?

Die Basis des Fußballs müssen und werden die nationalen Ligen bleiben. Diese sind identitätsstiftend und besitzen eine sehr große Bedeutung in den jeweiligen Ländern. Von der Super League würden eventuell wenige Topklubs profitieren. Demgegenüber würde unser gesamter Sport großen Schaden nehmen. Ich hoffe sehr, dass es nicht noch einmal zu weiteren Diskussionen um die Super League kommt. Denn für sie gibt es keine Notwendigkeit.

Zur Person

Michael Reschke, geboren am 29. September 1957 in Frechen, war von 1979 bis 2004 Junioren-Trainer und später Nachwuchsleiter und Leiter der Scouting-Abteilung bei Bayer 04 Leverkusen. Von 2004 bis 2014 war er Bayer-04-Manager. 2014 folgte der Wechsel als Technischer Direktor zum FC Bayern (bis 2017). Weitere Stationen: Sport-Vorstand VfB Stuttgart (2017-19), Technischer Direktor Schalke 04 (2018-19). Von 2021 bis Herbst 2024 war Reschke für CAA Stellar tätig, eine der weltweit größten Sport-Beratungsagenturen. (LW)