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Berater über FC-ProfiMarvin Obuz „bekam nie eine wirkliche Chance zu zeigen, was er kann“

Lesezeit 4 Minuten
Dauer-Reservist: Marvin Obuz stand zwar 23 Mal im FC-Kader, spielte aber 18 Mal überhaupt nicht und kommt insgesamt nur auf 97 Minuten Einsatzzeit.

Dauer-Reservist: Marvin Obuz stand zwar 23 Mal im FC-Kader, spielte aber 18 Mal überhaupt nicht und kommt insgesamt nur auf 97 Minuten Einsatzzeit.

Marvin Obuz bleibt beim 1. FC Köln weiter außen vor. Ändert sich daran nichts mehr, wird der Offensivspieler seinen Heimatklub verlassen.

Der vergangene Samstag war wieder so ein Tag, der beim Fußballprofi Marvin Obuz Spuren hinterlassen haben dürfte. Zwar freute sich der 23-Jährige mit den Kollegen über den 1:0-Sieg in Ulm, der zwar ohne jeglichen Glanz errungen worden, aber im Aufstiegsrennen der 2. Bundesliga dennoch so wichtig war. Doch persönlich war es für Obuz erneut ein Tag zum Vergessen.

Obwohl der FC von massiven personellen Problemen in der Offensive heimgesucht worden war (Damion Downs, Linton Maina, Tim Lemperle und Mark Uth fehlten) und das Team auch in dieser Partie im Angriff fast nichts zustande gebracht hatte, kam der gebürtige Kölner mal wieder nicht zum Zuge und schob Bank-Frust.

Obuz wurde zum 18. Mal nicht eingewechselt

Zwar zählte der Rückkehrer, der in der vergangenen Saison erfolgreich an Rot-Weiss Essen ausgeliehen worden war, am 25. Spieltag zum 23. Mal zum Kader, doch zum 18. Mal wurde er von Trainer Gerhard Struber nicht eingewechselt – eine bittere Bilanz. Der Österreicher hat Obuz und dessen Trainingsleistungen mehrfach gelobt, beide sprechen auch miteinander, doch das Vertrauen erhalten andere.

Der Rechtsaußen kommt in Liga und Pokal insgesamt nur auf 97 Minuten Einsatzzeit. Viel zu wenig auch für sein eigenes Anspruchsdenken. Da derzeit wenig dafür spricht, dass sich an Obuz' Situation bis Saisonende noch etwas ändert, sein Vertrag beim FC aber Ende Juni ausläuft, deutet derzeit alles auf eine Trennung im kommenden Sommer hin. In dem Fall wäre erneut der vorzeitige Abschied eines einstmals hoch gehandelten Talents aus den eigenen Reihen besiegelt.

Dabei war Obuz vor der Saison mit viel Rückenwind und Tatendrang ans Geißbockheim zurückgekehrt. Der dribbelstarke Spieler hatte in Essen auf sich aufmerksam gemacht und in 40 Pflichtspielen starke 25 Scorerpunkte gesammelt. Doch ausgerechnet am letzten Spieltag der 3. Liga hatte sich Obuz einen Muskelbündelriss zugezogen, den er mit in die neue Saison beim FC schleppte. Dennoch schaffte er es am ersten Spieltag beim 1:2 gegen den HSV in den Kader und kam zum ersten Mini-Einsatz. Doch danach war Obuz fast immer außen vor.

1. FC Köln: 1. FC Nürnberg wollte Marvin Obuz im Winter verpflichten

Im Winter galt der frühere deutsche Junioren-Nationalspieler deshalb als heißer Wechsel-Kandidat. Essen prüfte eine Rückholaktion, Interesse gab es auch von türkischen Erstligisten und nach Informationen dieser Zeitung auch vom 1. FC Nürnberg, der Obuz verpflichten wollte. Der hoffte aber doch noch auf eine Zukunft beim FC und lehnte die Offerten ab. „Ich glaube fest daran, dass meine Chance kommen wird und gehe es positiv an“, gab sich Obuz im Trainingslager des Bundesliga-Absteigers in Andalusien noch zuversichtlich.

Das haben wir uns ganz anders vorgestellt. Der Junge bekam bis dato nie eine wirkliche Chance zu zeigen, was er kann.
Dirk Hebel, der Kölner Berater von FC-Profi Marvin Obuz

Doch diese Chance kam nicht. Und das, obwohl der FC vor allem in der Offensive enttäuscht und in diesem Jahr erst sechs Treffer in acht Liga-Spielen erzielen konnte. Das können auch manche Experten nur schwer nachvollziehen. „Was hat Obuz dem Trainer getan? Das ist eine berechtigte Frage. Der lobt den Jungen jede Woche über den grünen Klee. Und dann stümpert der FC sich vorne einen ab. Aber der Einzige, der nie spielt, ist Obuz. Schlechter, als was die Offensivspieler bringen, kann Obuz gar nicht sein“, drückte es jetzt der Kölner Moderator Thomas Wagner (Sky, RTL) in seinem Fußball-Podcast mit Mike Kleiss wenig diplomatisch aus.

Trennung nach insgesamt 14 Jahren beim FC sehr wahrscheinlich

Jetzt ist es Mitte März, die Saison biegt auf die Zielgerade. Und Obuz Traum vom Durchbruch bei seinem Heimatverein scheint sich nicht zu erfüllen. „Das haben wir uns nach Marvins starker Saison in Essen natürlich ganz anders vorgestellt“, sagt der Kölner Spielerberater Dirk Hebel dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ und führt aus: „Marvin ist Kölner durch und durch. Es war sein großer Traum, als FC-Profi in Müngersdorf zu spielen. Doch dazu kam es ja praktisch nie. Wenn man sich vergegenwärtigt, wie wenig Einsatzzeit Marvin erhalten hat und dazu noch die großen Probleme des FC in der Offensive betrachtet, dann ist das sehr enttäuschend. Der Junge bekam bis dato nie eine wirkliche Chance zu zeigen, was er kann“, sagt Hebel, der auch die Interessen der früheren FC-Profis Salih Özcan (BVB), Ismail Jakobs (Galatasaray) und Marcel Hartel (St. Louis) vertritt.

Ändert sich nichts Grundsätzliches an Obuz Situation, werden sich die Wege des Spielers und des FC nach insgesamt 14 Jahren dann trennen, das bekräftigt Hebel: „Im Moment ist die Hoffnung noch da, dass Marvin einen positiven Einfluss auf das Aufstiegsrennen nehmen kann. Der Aufstieg des Klubs steht auf für ihn über allem. Doch bleibt alles so, wie es ist, dann muss man sagen, dass es dann keinen Sinn mehr macht. Dann wird Marvin seinen Heimatverein verlassen. Und das wäre enttäuschend.“